Nicht nur der Goldpreis, welcher zwischenzeitlich auf 2.947 US-Dollar pro Feinunze gestiegen ist, sondern auch die Comex- Tresore befinden sich derzeit auf Allzeithochs. Was es damit auf sich hat und inwiefern daraus Momentum und langfrsitiges Aufwärtspotential für das Edelmetall entstehen kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Zunächst folgte der gestrige Anstieg einer erhöhten Preisprognose der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS), die nun ein Jahresende-Ziel von 3.100 USD je Unze prognostiziert, gegenüber der vorherigen Schätzung von 2.890 US-Dollar. Die Analysten von Goldman Sachs sehen sogar das Potenzial für einen Anstieg auf bis zu 3.300 USD pro Unze, sollten politische Unsicherheiten und Handelskonflikte weiter anhalten.
Als Haupttreiber für den Goldpreisanstieg identifiziert Goldman Sachs die verstärkte Nachfrage durch Zentralbanken. Die Bank hat ihre Prognose für die monatlichen Goldkäufe der Zentralbanken von 41 auf 50 Tonnen erhöht. Diese erhöhte Nachfrage könnte den Goldpreis bis zum Jahresende um etwa 9 Prozent steigen lassen.
Auch geopolitische Faktoren spielen eine wichtige Rolle für den Goldpreis. Während jüngste diplomatische Bemühungen der USA bezüglich des Ukraine-Kriegs den Preisanstieg etwas gebremst haben, sorgen sich Investoren weiterhin über mögliche Auswirkungen der US-Zollpolitik.
Trotz der aktuellen Konsolidierung um die 3.000-Dollar-Marke bleibt der Aufwärtstrend des Goldpreises intakt, unterstützt durch technische Faktoren wie Unterstützungsniveaus und saisonale Stärke. Laut Reuters könnte ein Ausbruch über die 2.943 USD weiteres Aufwärtspotenzial entfalten.
Tresore auf Rekordniveaus – ein Treiber?
Besonders interessant ist es, wenn man auf die Tresorbewegungen von physischem Gold schaut. Denn nicht nur bei Gold gibt es ein Allzeithoch. Auch die Gesamtmenge in den Tresoren der Comex beläuft sich derzeit auf rekordmarkierende 37,6 Millionen Feinunzen, nachdem weitere 160.000 Unzen physisches Gold geliefert wurden.
Quelle: @zerohedge / X
Ebenfalls die „Big 3“-Tresore erreichen ihr Allzeithoch. Beachtlich ist hier, dass besonders US-Banken wie JP Morgan große Mengen an physischem Gold erworben haben. Im Zuge des Handelskrieges erschließt es sich, dass sich besonders ausländische Großbanken gegen den starken Dollar und die Handelsbarrieren absichern wollen- die Grafiken offenbaren jedoch, dass auch die US-Banken Interesse an Diversifizierung und Absicherung gegen wirtschaftliche Unsicherheiten haben.
Quelle: @zerohedge / X
Es ist aber nicht nur die durch institutionelle Anleger angestiegene Nachfrage nach physischem Gold, welche den Preis antreibt. Einerseits verlängerte sich die Wartezeit für Goldlieferungen aus den Tresoren von London auf vier bis acht Wochen, andererseits explodieren die Goldpachtzinsen erneut. Der Grund ist, dass die Goldreserven in London fast aufgebraucht sind.
Quelle: @zerohedge / X
Nun besteht die Gefahr eines klassischen Short Squeeze, da die Knappheit nicht abgesicherte Short-Positionen unter Druck setzt. Bei einem Short Squeeze werden Leerverkäufer nämlich gezwungen, ihre Positionen zu schließen, indem sie Gold zurückkaufen. Dies treibt den Preis weiter nach oben und zwingt noch mehr Leerverkäufer zum Schließen ihrer Positionen, was einen sich selbst verstärkenden Kreislauf auslöst.
Die begrenzte Verfügbarkeit physischen Goldes in Verbindung mit der hohen Anzahl von Short-Positionen könnte zu einem beispiellosen Kursanstieg führen, da Leerverkäufer unter Druck geraten, ihre Positionen zu schließen, während gleichzeitig die physische Verfügbarkeit von Gold stark eingeschränkt ist. Das spiegelt ebenfalls die Gold Lease Rate wider, welche nun indirekt zu einer mechanischen Unterstützung für Gold werden könnte.
Chinas US-Treasury Bestände fallen
Das berichtete die Financial Times, welche in der unten abgebildeten Grafik aufzeigt, dass Chinas Bestände an US-Staatsanleihen auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen sind. Die FT äußerte sich folgend: „Analysten sagen, dass die Änderung teilweise Chinas Wunsch widerspiegelt, seine Währungsreserven durch den Kauf von Vermögenswerten wie Gold zu diversifizieren. Sie fügen jedoch hinzu, dass Peking versucht, den wahren Umfang seiner Staatsanleihenbestände zu verschleiern, indem es sie auf anderswo registrierte Depotkonten verlagert.“
Quelle: FT
Nichts desto trotz bleibt die US-Staatsverschuldung ein reales Problem. Diese ist in den letzten 4 Jahren um 11 Billionen Dollar gestiegen, was 40% des US-BIP entspricht. Seit Juni 2023 ist die Verschuldung um weitere 3,1 Billionen Dollar auf einen Rekordwert von 34,6 Billionen Dollar angewachsen. Nur, um das ins Verhältnis zu setzen: das entspricht einem Anstieg von etwa 1 Billion Dollar alle 100 Tage.
Quelle: BofA
Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte die US-Schuld bis 2025 40 Billionen Dollar erreichen, was einer Verdoppelung seit 2017 gleichkäme. Dies würde bedeuten, dass die Schulden viermal schneller wachsen als die Wirtschaft. Das Verhältnis von Schulden zum BIP liegt derzeit bei 123,7%, nahe dem Allzeithoch von 126,2% aus dem Jahr 2020 und höher als während des Zweiten Weltkriegs.Was bedeutet das für Gold?
Für Gold wäre dieses fiskalische Desaster zweifellos ein Geschenk. Denn je mehr die Zahlungsfähigkeit der USA in Frage gestellt wird, desto weniger US-Staatspapiere werden gekauft. Das führt dann zu steigenden Zinsen, was den Haushalt bezüglich der Zinstilgungslast massiv einschränkt. Bereits im Fiskaljahr 2024 haben die Zinsausgaben der USA erstmals die Marke von einer Billion Dollar überschritten.
Quelle: Congressional Budget Office, LBBW Research
Die obliegende Grafik von LBBW Research zeigt auf, wie teuer diese unabdingbare Zinstilgung werden könnte…