Die veröffentlichten Inflationszahlen der letzten Woche geben einen Einblick in das Schicksal des Zinserhöhungszyklus, den die Fed seit einiger Zeit verfolgt. Es sieht so aus, als ob dieser Zyklus langsam aber sicher seinem Ende entgegengeht. Die US-Notenbank könnte angesichts der anhaltenden Disinflation ihre Politik der geldpolitischen Straffung zumindest vorübergehend auf Eis legen.
Im Juni stiegen die Verbraucherpreise in den USA so langsam wie seit März 2021 nicht mehr. Die Kerninflation ist nach wie vor recht "klebrig", was im Vergleich zur Beurteilung der Gesamtinflation, die vor allem aufgrund der niedrigeren Lebensmittel- und Energiepreise gesunken ist, mehr Raum für Vorsicht lässt.
Eine eingehende Analyse einer Vielzahl von Inflationsindizes verdeutlicht den soliden Trend zur Verlangsamung des Inflationstempos.
Bei der durchschnittlichen 1-Jahres-Veränderung im obigen Schaubild hat sich die Tendenz (Veränderung des 1-Jahres-Trends von Monat zu Monat) in letzter Zeit vertieft. Diese Entwicklung ist ein Anhaltspunkt für die Erwartung, dass die jüngste Phase einer nachlassenden Inflation in nächster Zeit robust bleiben wird.
Derweil bleibt die Geldpolitik der Fed moderat straff, wenn man auf ein Modell schaut, das einfach nur den Zielsatz der Fed Funds mit der Arbeitslosigkeit und der Inflation vergleicht. Wenn sich die Inflation weiter in einem soliden Tempo abschwächt, könnte die Fed zu dem Schluss kommen, dass sie Zinserhöhungen aufschieben kann und die derzeitige moderat straffe Politik ausreichend Abwärtsdruck auf die Preise ausübt.
Die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihen ist stark zinssensibel und wird aktuell unter dem Fed-Funds-Zielsatz gehandelt. Das signalisiert die Erwartung, dass die Fed Funds ihren Höchststand bald erreichen wird, wenn sie ihn nicht schon erreicht hat.
Die Fed Funds Futures lassen auf eine hohe Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung auf der Sitzung am 26. Juli schließen, gefolgt von einer mäßig hohen Wahrscheinlichkeit für eine Pause bei den beiden nachfolgenden FOMC-Sitzungen.
Obwohl sich die Argumente für eine Zinspause verdichten, warnte ein Fed-Vertreter jüngst, dass es verfrüht sei, den Sieg über die Inflation zu erklären und davon auszugehen, dass die Zinserhöhungen vorbei sind. Die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, äußerte sich so:
„Die guten Nachrichten über die Inflation sind zweifellos gute Nachrichten, aber es ist wirklich zu früh dafür, einen Sieg über die Inflation zu verkünden.“
So viel ist klar: Die jüngsten Inflationszahlen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Zinserhöhungszyklus der Fed kurz vor seinem Höhepunkt steht. Überraschend hohe Inflationszahlen könnten den Optimismus zunichte machen, allerdings versuchen viele Marktteilnehmer derzeit, die Zukunft aus dem Kaffeesatz zu lesen und werden immer zuversichtlicher, dass das Ende der Entwicklung in Sicht ist.
In einem Kommentar zum Juni-Inflationsbericht schrieben die Ökonomen von Goldman Sachs am vergangenen Mittwoch: „Der heutige Bericht bestätigt unsere Ansicht, dass die Straffungsmaßnahmen der Fed in den letzten Zügen liegen.“