Seit dem Börsengang im Jahr 2006 können die IT-Dienstleister aus Stuttgart ein beachtliches Wachstum vorweisen. Glaubt man den Expertenmeinungen, dann dürfte der Markt für IT-Services auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Gute Gründe gibt es genug. Die Kursentwicklung der Aktie hingegen war in den vergangenen zwei Jahren stark rückläufig, trotz steigender Gewinne. Analysten raten momentan jedoch wieder mehrheitlich zum Kauf. Das Kursniveau in Relation zum Gewinn ist so niedrig wie seit 2015 nicht mehr.
Ein Blick auf die Ertragshistorie von Datagroup (ETR:D6HG) (ISIN: DE000A0JC8S7) zeigt ein beeindruckendes Ergebniswachstum. Von einst 1,9 Mio. EUR in 2013 ist das Nettoergebnis auf zuletzt 28,08 Mio. EUR in 2023 angewachsen. Durch strategische Zukäufe und eine Neuausrichtung des betrieblichen Betätigungsfeldes vom Hardwareverkäufer zum IT-Dienstleister hat sich die Gruppe zu einem der führenden IT-Dienstleister in Deutschland entwickelt. Der Fokus der Gruppe liegt auf kleinen und mittelständischen Unternehmen. Das Geschäftssegment zeichnet sich insbesondere durch eine breit diversifizierte Kundenbasis aus. Laut Geschäftsbericht übersteigt der Umsatz bei keinem Kunden des Segments mehr als 5 % des Gesamtumsatzes. Das Geschäftsjahr 2023 war für die Gruppe trotz des herausfordernden Umfelds ein erfolgreiches.
Obwohl Sondereffekte in Höhe von 40 Mio. EUR die Umsätze belasteten, konnte mit 498 Mio. EUR (Vj: 494 Mio.) das obere Ende der prognostizierten Spanne erreicht werden. Auch die EBIT-Marge übertraf mit 9,1 % erneut den Zielwert von 9 %. Das Nettoergebnis konnte gegenüber dem Vorjahr sogar um 28 % auf 3,39 EUR je Aktie (Vj: 2,64 EUR) zulegen. Der Branchenverband Bitkom rechnet trotz aller Widrigkeiten im wirtschaftlichen Umfeld auch für 2024 mit einem Wachstum von 4,4 % in der IT-Branche, die sich sehr widerstandsfähig zeigt. Datagroup liegt mit Tätigkeitsfeldern wie IT-Security, Cloud-Computing und KI voll im Trend und sollte davon profitieren können. Der Konzern selbst hat für das laufende Geschäftsjahr keine Ergebnisprognose bekannt gegeben. Analysten rechnen mit einem Nettoergebnis von 3,62 EUR je Aktie.
Bewertung auf Basis des Gewinns
Das Bewertungsniveau der Aktie war 2023 stark rückläufig. Während in den Jahren 2017 bis 2022 regelmäßig KGVs von 30 und mehr notiert wurden, lag das Jahreshoch 2023 nur noch beim 22,5-Fachen des bereinigten Gewinns je Aktie und entsprach damit dem Bewertungsniveau von 2015. Der Tiefstkurs in 2023 entsprach einem Vielfachen des bereinigten Gewinns je Aktie von 13. Zum Vergleich: In 2015 lag der Wert bei 12,4. Wir gehen davon aus, dass der Boden erreicht ist und legen für die Berechnung der Handelsspanne 2024 KGVs von 12,7 und 22,3 zu Grunde. Daraus ergibt sich auf Basis der Ergebnisprognose von 3,62 EUR je Aktie ein Einstiegskurs von 46 EUR und ein Kursziel von 81 EUR.
Charttechnik
Seit die Aktie im Januar 2022 ihr Allzeithoch bei 98 EUR markiert hat, befindet sich die Notierung in einer Abwärtsbewegung. Im Rahmen dieser wurde eine bullische Keilformation ausgebildet. In deren Verlauf wurde im August 2023 der langfristige Aufwärtstrend nach unten durchbrochen und im darauffolgenden Monat ein Drei-Jahres-Tief bei 44 EUR markiert, was einem Kursverlust von 55 % gegenüber dem Rekordhoch entspricht. Seitdem geht es wieder aufwärts. Ein im Januar 2024 erfolgter Ausbruchsversuch auf der Oberseite ist zunächst an der unteren Trendbegrenzung des langfristigen Aufwärtstrends gescheitert und es folgte ein Rückfall in den Verlauf der Keilformation. Aktuell notiert die Aktie knapp unterhalb der 200-Tage-Linie (55,30 EUR). Aus technischer Sicht würde ein bullisches Kaufsignal mit dem Überwinden des letzten Zwischenhochs bei 58 EUR entstehen. Die nächsten Widerstände lägen dann bei ca. 65 und 70 EUR. Mit dem Unterschreiten des Niveaus von 51 EUR würde ein Test des Unterstützungsniveaus im Bereich zwischen 44 und 45 EUR wahrscheinlich werden. Der RSI auf Basis von 14 Wochen hat mit Erreichen des Tiefs im September 2023 bereits die überverkaufte Zone erreicht und tendiert aktuell aufwärts.
Fazit
Neben den Wachstumsprognosen für den IT-Markt spricht die sichtbare Widerstandfähigkeit der IT-Branche gegenüber den negativen Einflüssen aus Politik und Wirtschaft für Datagroup. Die Markteinschätzung gegenüber der Aktie scheint insgesamt positiv. Wir gehen für unsere Bewertung davon aus, dass die existierenden Risiken im Vorjahr bereits weitestgehend eingepreist wurden und rechnen daher nicht mit einem weiteren Rückgang der Multiplikatoren. Auf Basis der zu Grunde gelegten Gewinnprognose für 2024 erachten wir die Aktie aktuell als leicht bis stark unterbewertet. Bis zu unserem Kursziel bei 81 EUR besteht eine Gewinnchance von 50 %. Wir stufen die Aktie daher als Kauf ein. Für den Einstieg warten wir jedoch den klaren Ausbruch aus der bullischen Keilformation ab.
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