Über die letzten Wochen entwickelten sich zyklische Anlagen wie Industriemetalle und der DAX überdurchschnittlich gut, im Einklang mit einer Reihe an besser als erwarteten Konjunkturdaten. Erfreulich für die Aktienmärkte war auch, dass sich die Gewinnschätzungen der Analysten zuletzt stabilisiert haben und die Q2-Berichtssaison bisher die zugegebenermaßen sehr niedrigen Erwartungen übertroffen hat. Wir stellen die Einschätzung der Berenberg-Experten für die Südseiten der Börse München vor. Unser Handwerkszeug auf den DAX lautet Bear DF00GN und Bull SB91L4.
Absolut sehen die Q2-Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr jedoch schlecht aus. Für den S&P 500 wird ein Gewinneinbruch von mehr als 40 Prozent erwartet. Die geringe Aktien-Positionierung vieler Marktteilnehmer, die überwiegend pessimistische Anlegerstimmung sowie die weltweit niedrigen Zinsen unterstützen Risikoanlagen mittelfristig weiterhin. Wir gehen jedoch von einem zähen Sommer aus. Die Corona-Krise in den USA dauert an, der US-Wahlkampf nimmt an Fahrt auf und Ende Juli droht in den USA eine fiskalische Klippe mit dem Auslaufen der erhöhten Arbeitslosenversicherung von 600 US-Dollar pro Woche.
Kurzfristiger Ausblick: Die Berichtssaison nimmt Fahrt auf
Die Q2-Berichtssaison hat nun deutlich an Fahrt aufgenommen. Es haben bereits über 10 Prozent der „S&P 500“- und „Stoxx 600“-Unternehmen berichtet. Bisher sind die Zahlen im Schnitt besser als erwartet, gerade weil die Analystenschätzungen sehr pessimistisch waren. Bis Mitte August wird dann das Gros der Unternehmen die Q2-Zahlen veröffentlicht haben. Das Bild über die Auswirkungen von Covid-19 auf die Unternehmensausblicke dürfte spätestens dann klarer sein. Nach der abwartenden Haltung der EZB auf der Sitzung letzte Woche, wird die Fed ihren zukünftigen Kurs auf der monatlichen Sitzung am 29. Juli bekannt geben.
Diese Woche wird vor allem der Donnerstag und Freitag spannend. Am Donnerstag werden in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und am Freitag die vorläufigen Juli-Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors für Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Eurozone und die USA veröffentlicht.
Veränderung der durchschnittlichen Ausgaben mittels Kredit- und Debitkarten, indexiert zum Jan. 2020 und saisonbereinigt Quelle: tracktherecovery.org, Berenberg, Stand: 15.07.2020
- Der S&P 500 hat die Erholung der US-Verbraucherausgaben vorweggenommen und konnte zuletzt deutlich zulegen. Die Verbraucherausgaben haben jedoch seit Ende Juni stagniert, im Einklang mit den wieder zunehmenden Corona-Fällen in den USA.
- Damit die Ausgaben wieder auf das Vorkrisenniveau klettern, müssten die Verbraucher davon überzeugt werden, dass das Virus kein Risiko mehr darstellt. Dies dürfte einen Impfstoff oder eine wirksame Behandlung erfordern.
Aktien: Zyklische Regionen lagen vorne
Gesamtrendite (inklusive reinvestierter Dividenden) für ausgewählte Aktienindizes, in Euro und in Prozent, sortiert nach 4-Wochen-Performance.Quelle: Bloomberg, Zeitraum: 17.07.2015-17.07.2020
- Über die letzten vier Wochen lagen die zyklischen Aktienregionen vorne. Der DAX und asiatische Schwellenländer entwickelten sich besser alsUS-Aktien.
- Osteuropäische und japanische Aktien entwickelten sich am schlechtesten. Nachdem es bis vor kurzem verhältnismäßig wenige negative Gewinnrevisionen für japanische Unternehmen gab, haben diese zuletzt zugenommen.
Quelle: Börse München