Es ist deutlich mehr Ruhe eingekehrt an den Börsen. Es hat aktuell den Anschein, dass die Anleger abwarten, bis sich andere Marktteilnehmer vorwagen und für neue Signale sorgen, denen man dann folgen kann. Und diese abwartende Haltung macht für mich absolut Sinn.
Aktienindizes im charttechnischen Niemandsland
Denn die starken Kurserholungen von Dienstag waren für die Bullen eine sehr gute Chance, die vorangegangenen Korrekturen an den Aktienmärkten zu beenden und wieder in die Aufwärtsbewegungen einzuscheren. Doch bislang sind Anschlussgewinne ausgeblieben. Stattdessen werden die Kursgewinne vom Dienstag lediglich auf dem erreichten Niveau konsolidiert. Und dadurch befinden sich die Aktienindizes derzeit in einem charttechnischen Niemandsland.
Bullisher Aufwärtsimpuls oder Short-Squeeze
Schließlich kann man die aktuellen Konsolidierungen einerseits bullish werten, weil sich trendbestätigende Muster abzeichnen, nach denen sich die Aufwärtsimpulse vom Dienstag fortsetzen können. Andererseits lassen sich die fehlenden Anschlussgewinne aber auch bearish werten, weil dies zu der Überlegung passt, dass es sich bei dem Kursimpuls vom Dienstag lediglich um einen Short-Squeeze gehandelt haben kann (siehe vorgestrige Börse-Intern). Auf diesen könnte bald wieder eine Kursschwäche folgen, mit der die Korrekturen oder Konsolidierungen fortgesetzt werden, die Mitte November begonnen haben.
DAX an wichtigen Hürden abgeprallt
Schauen wir uns dazu den DAX an. Denn hier zeigen sich sehr schön zwei Dinge: Erstens hat sich das Chartbild mit den Kursgewinnen vom Dienstag deutlich aufgehellt, weil der deutsche Leitindex, genau wie seine Pendants aus den USA (siehe auch S&P 500-Analyse vom Dienstag), mehr als 61,80 % seiner jüngsten Kursverluste aufgeholt hat.
Zweitens hat der DAX das 61,80er Fibonacci-Retracement aber nur sehr knapp überschritten. Und so kann man auch argumentieren, dass er letztlich von dieser wichtigen Hürde nach unten abgeprallt ist. Zumal die Kurse damit zugleich auch vom oberen Ende der monatelangen Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) nach unten abgeprallt sind.
Das Ende der Korrekturbewegung ist also noch keineswegs besiegelt und ein neuer Aufwärtstrend noch längst keine ausgemachte Sache. Stattdessen ist es auch möglich, dass der DAX einfach seine übergeordnete Seitwärtstendenz fortsetzt, in der er sich schon seit April befindet.
Auf diese Marken kommt es im DAX nun an
Sollte der DAX allerdings seinen aktuellen Rücksetzer beenden und wieder stark zulegen können, wäre zumindest noch ein Erreichen der psychologisch wichtigen runden Marke von 16.000 Punkten möglich. Die aktuelle Kurserholung würde sich dann als 5-gliedriger Aufwärtsimpuls darstellen. Bestätigt wird dies, wenn das Hoch vom Dienstag überschritten wird.
Dieses Szenario wird unwahrscheinlicher, wenn der DAX unter das Hoch der Welle 1 bei 15.509,46 Punkten fällt. Und klar hinfällig ist es, wenn das Tief der Welle 2 bei 15.101,71 Zählern unterschritten wird.
Unterhalb von 15.328,13 Punkten hätte der DAX übrigens mehr als 61,80 % der aktuellen Kurserholung abgegeben. Fällt er dorthin, ist bereits eine anhaltende Seitwärtstendenz deutlich wahrscheinlicher als eine Fortsetzung der aktuellen Aufwärtsbewegung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus