Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
das Update zum großen Verfallstag am Freitag dieser Woche kann diesmal sehr kurz ausfallen: Mit dem klaren neuen Allzeithoch im DAX heißt es „Game over“ für die Stillhalter.
Die Stillhalter sind aus dem Spiel
Was das bedeutet, zeigt der Blick auf das Verfallstagsdiagramm: Der DAX steht mit aktuell rund 16.800 Punkten tief im blauen Bereich der Call-Positionen, von denen es oberhalb des alten Allzeithochs bei 16.290,19 Punkten nur noch relativ wenig gibt.
Quelle: www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/
Die meisten Calls liegen nun unterhalb des aktuellen DAX-Kurses und sollten daher abgesichert sein – mit mehr oder weniger Verlust für die Stillhalter. Sie sind inzwischen neutral positioniert und daher aus dem Spiel. Damit haben sie nun kein Interesse mehr, den DAX zu bewegen.Dort oben gibt es auch kaum Put-Positionen, die Einfluss haben könnten. Und so können die Bullen das hohe Niveau halten und die Aussicht genießen, währen die Bären sich ihre Wunde lecken.
Überkaufte Lage macht Rücksetzer wahrscheinlich
Natürlich setzen einige Anleger darauf, dass der DAX bis Freitag noch etwas zurücksetzt und z.B. das alte Allzeithoch von oben testet. Daher sind vor allem bei 16.600 Punkten einige neue Put-Positionen hinzugekommen (siehe hellrote Balken im Verfallstagsdiagramm). Aber diese Positionen sind relativ klein, so dass ihr Einfluss auf die Kursbewegungen des DAX gering bleiben.
Dennoch könnte ein Rückfall des DAX auch die Stillhalter wieder in Aktion bringen, denn neben der Absicherung der kleinen Put-Positionen werden dann die Absicherungen der Call-Positionen aufgelöst, die dann wieder aus dem Geld laufen. Insbesondere bei einem Rückfall unter 16.500 Punkte könnte zusätzliche Abwärtsdynamik aufkommen, weil die dortige größte Call-Position im aktuellen Kursbereich dann nicht mehr abgesichert werden muss.
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist durchaus signifikant – zum einen kommt es sehr häufig zu einem bestätigenden Rücksetzer an das alte Hoch, zum anderen ist der DAX nach einem Kursanstieg von 14,52 % in nur 31 Handelstage massiv überkauft.
Ähnlich starke und schnelle Kursanstiege gelangen ihm bisher nur in 3,5 % aller Fälle und nur in 29 früheren Marktphasen. Er ist also ganz klar anfällig für einen durchaus kräftigen Rücksetzer.
Wie viel Bewegung bringt das Fed-Meeting?
Größere Bewegung könnte zudem das Fed-Meeting in dieser Woche auslösen. Am Mittwochabend, um 20 Uhr MEZ werden die Zinsentscheidungen mitgeteilt und die neuen Projektionen veröffentlicht, wenig später beginnt die Pressekonferenz von Fed-Chef Powell.
Dabei könnte es größere (negative) Kursausschläge geben, vor allem, wenn Powell den Anlegern ins Gewissen redet, weil sie viel zu viel Zinssenkungen für das kommende Jahr eingepreist haben (siehe Börse-Intern vom 06.12. und 29.11.2023).
Je nachdem, wie ernst die Börsianer Powells Worte nehmen, könnte es in den verbleibenden zwei Tagen bis zum Verfallstermin auch zu einem stärkeren Kurseinbruch im DAX kommen, z.B. bis auf 16.000 Punkte. Ein konkretes Kursziel zum Verfallstag gibt es nun nicht mehr, aber tendenziell liegen die Chancen eher auf der Short-Seite. Und sobald die Kurse merklich fallen, dürften auch die Stillhalter wieder in Aktion treten und versuchen, die eine oder andere Call-Position wieder aus dem Geld zu drücken.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert