Der DAX holt wieder auf
Ich hatte Ihnen vor einiger Zeit einen Vergleich zwischen S&P500 und DAX vorgestellt, aus dem hervorging, dass sich der DAX angesichts der Krim-Krise deutlich schlechter entwickelte, als der US-Markt. Mittlerweile hat sich das Bild wieder geändert:
Sie können an diesem Chart schön erkennen, dass sich der DAX seit zwei Wochen deutlich besser als der S&P500 entwickelt und damit seine vorherige Schwäche wieder ausgleicht. Im Moment sieht es sogar danach aus, dass sich die Kursverläufe bald wieder treffen werden.
Zunächst einmal ist das eine Bestätigung dafür, was ich Ihnen vor einiger Zeit zu der Krim-Krise schrieb: Der Markt wird sich vergleichsweise schnell an diese Situation gewöhnen, und dann beschäftigen die Börse bald auch wieder neue Themen. Obwohl die Folgen von Sanktionen gegen Russland und auch die weiteren politischen Perspektiven alles andere als eindeutig sind, interessiert dies die Börse nun nicht mehr. Das gilt natürlich nur so lange, bis nichts Dramatischeres geschieht.
Deflation und geldpolitische Maßnahmen
Die Anleger spielen inzwischen ein ganz anderes Spiel. Hintergrund dafür sind schlechte Inflationszahlen aus der EU. In Frankreich stagnieren die Konsumausgaben, in Spanien sinken die Preise und auch in Deutschland geht die Inflationsrate zurück. So lag sie im März nur noch bei 1,0 Prozent über Vorjahresniveau, nach 1,2 Prozent im Februar und 1,3 Prozent im Januar. Das führt dazu, dass der Markt mittlerweile darauf setzt, die EZB werde auf der nächsten Zinssitzung kommende Woche neue geldpolitische Maßnahmen beschließen.
Sie sehen, es hätte auch dieses Mal wieder nichts gebracht, sich der Hysterie der Medien und der Börsen anzuschließen. Tatsächlich ist ein gelassenes, ruhiges Vorgehen in den meisten Fällen einfach profitabler. Zumal mit der heutigen Aufwärtsbewegung sogar auch die mögliche Schulter-Kopf-Kopf-Schulterformation hinfällig ist.
Und damit zu einem anderen Thema: Die Kosten des Tradens müssen Sie möglichst niedrig halten!
Zu dem Steffens Daily von gestern gab es direkt mehrere Mails von Kunden, die monierten, dass ich bei den Tradingbeispiel gestern die Gebühren außen vor gelassen hätte. Dazu ein Zitat aus einer dieser Mails:
„Bei Ihren heutigen Trade-Berechnungen haben Sie leider die Kosten außer Acht gelassen.
Wenn ich 10 Käufe von Zertifikaten habe, um einen Gewinntrade von 130 Euro zu haben,
habe ich, zugegeben, je nach Broker unterschiedlich, hier angenommene 9,90 Euro Kosten
pro Trade, 10 Käufe und 10 Verkäufe mit Kosten von zusammen knapp 200 Euro dagegen.
Meines Erachtens kein gutes Geschäft oder übersehe ich irgendwas.“
Aus dieser Perspektive betrachtet, hätte dieser Leser ohne Frage Recht. Das würde sich nicht lohnen. Aber Zertifikate sind natürlich anders gehebelt, so dass hier nicht nur ein Euro Gewinn pro DAX-Punkt bei 9.90 Euro Kosten zustande käme. Das müsste bei der Berechnung natürlich einfließen und dann kämen ganz andere Werte zustande (je nach Hebel, Positionsgröße, etc), so dass man auch mit Zertifikaten dieses Szenario gewinnbringend umsetzen könnte.
Eigentlich war aber das gestrige fiktive(!) Beispiel zum Traden nach Wahrscheinlichkeiten zunächst einmal ein extremer Fall, um die Funktionsweise dieser Art des Tradens plakativ zu verdeutlichen – mehr nicht. Deswegen habe ich auch die Gebühren außen vor gelassen, das hätte nur verwirrt. Aber es ist gut, wenn sich daran weitere Fragen anschließen, denn es stimmt, die Kosten des Tradens müssen Sie in die Kalkulation einbeziehen. Zunächst gilt dabei die Regel: Die Gebühren werden umso wichtiger, je kurzfristiger Sie handeln.
Der preiswerteste Fall: Der Future-Kontrakt
Die preiswerteste Form Trades auf den DAX umzusetzen sind Futures. Ein DAX-Future-Kontrakt bringt 25 Euro je Punkt. Eine Transaktion kostet bei den preiswertesten Brokern lediglich 2 Euro, sprich Kauf und Verkauf zusammen 4 Euro!
Und wenn man also das gestrige Beispiel mit einem einzigen Future-Kontrakt umsetzen würde, ergäbe sich folgendes Beispiel: 130 Punkte im DAX entsprächen 3.250 Euro Gewinn. Dem stünden für die 10 Trades 40 Euro Gebühren gegenüber. Und Sie sehen, schon sind die Gebühren nahezu zu vernachlässigen.
Zertifikate sind ohne Frage teurer als Futures und eigenen sich deswegen eher nicht für Day-Trader, sondern für längerfristige Trades, mit einem deutlich besseren Chance/Risiko-Verhältnis, bei dem die Gebühren dann eine deutlich geringere Rolle spielen. Und dann sind es wirklich gute und vernünftige Produkte, um einen gewissen Hebel ins Spiel zu bringen - sonst würden wir in unseren Börsendiensten nicht immer wieder auf sie zurückgreifen.
Fazit und Nähkästchen
Wenn Sie in einem ersten Schritt also die Wahrscheinlichkeiten in Ihr Traden einbeziehen und nach dem Chance/Risikoverhältnis Ihre Position, den Stopp und den erforderlichen Gewinn berechnen, müssen Sie natürlich in einem zweiten Schritt schauen, ob die Gebühren Ihren Vorteil nicht wieder auffressen. Das ist unbestritten.
Tatsächlich war genau dies, um aus dem Nähkästchen zu plaudern, vor vielen, vielen Jahren der Grund, warum ich irgendwann von den Zertifikaten zu den Futures gekommen bin. Ich habe in einem Monat, in dem ich hauptsächlich mit Zertifikaten Intraday getradet habe, ein Ergebnis gehabt, das wenn ich mich noch recht erinnere, wie folgt aussah: Gewinn nach Abzug aller Gebühren ca. 500 Euro. Gebühren: über 2.000 Euro! Da wusste ich, hier läuft etwas falsch.
Kurzer Hinweis: Ich kann das Traden mit Future-Kontrakten allerdings nur sehr erfahrenen Tradern empfehlen. Aufgrund der hohen Hebel kann man nämlich auch sehr schnell sehr viel Geld verlieren. Mir erzählte vor einigen Jahren ein Vorstand eines Brokers, dass mehr als 90 Prozent aller neu eröffneten Future-Konten innerhalb von nur drei bis sechs Monaten platt sind! Also Vorsicht! So gesehen sind Zertifikate vielleicht doch die bessere Wahl.
Viele Grüße
Ihr Jochen Steffens