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DAX in Zwickmühle zwischen Euro und Wallstreet

Veröffentlicht am 14.01.2018, 19:40
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Wir näherten uns zwischenzeitlich beim DAX dem Allzeithoch auf 100 Punkte genau oder weniger als ein Prozent. Dieses Momentum konnte allerdings nicht weiter beibehalten werden und die Handelswoche endete letztlich sogar im Minus. Was waren die Gründe? Der DAX befindet sich aktuell in einer Zwickmühle zwischen starker Wall Street und einer Euro-Last, die auf den Exportunternehmen lastet. Nach einer kleinen Zusammenfassung der Wochenereignisse stelle ich dennoch meinen Ausblick auf die kommende Woche als Analyse dar. Dabei gehe ich dieses Mal besonders auf die Korrelation zwischen dem Euro und dem DAX ein. Doch lesen Sie selbst.

DAX in Zwickmühle zwischen Euro und Wallstreet

Erst einmal schaffte es der DAX auf insgesamt fünf Gewinntage in Folge. Dabei schickte er sich an, mit Rückwind der Wall Street endlich auch sein Allzeithoch anzulaufen. Mit einer Eröffnung bei knapp 13.400 Punkten und dem Hoch am Dienstag bei 13.425 Punkten wurde das Allzeithoch auch bis auf 100 Punkte oder weniger als ein Prozent in fast greifbarer Nähe erreicht. Doch ab diesem Punkt nahm das Momentum ab und damit auch das Kurslevel. Wir erlebten erneut einen DAX im Wechselbad der Gefühle so kurz vor der letzten Hürde zum Allzeithoch (so der Titel der Vorwochenanalyse).

Schuld daran war vor allem der EUR/USD. Zum Wochenstart befand er sich in einer Art Rutsch, als die runde Marke von 1,20 gebrochen wurde. Ein gutes Signal für Daytrader, wie ich auf meinen Social-Media-Kanälen zeitnah vermerkte. Schon wenig später wurde das erste Ziel dieses Trading-Signals dann auch erreicht:

EUR/USD nach Bruch der 1,20 unter Druck

Dies unterstützte den Deutschen Aktienmarkt sehr gut, da ein schwacher Euro für die Exporte einen Mehrwert bieten kann. Doch zur Wochenmitte hin wendete sich dieses Bild abrupt und der EUR/USD vollzog in einer ersten Reaktion auf die China-Meldung zu den US-Staatsanleihen (ein Marktgerücht, was jedoch den Dollar schwächte und damit den Euro stärkte) eine starke Gegenbewegung. Sie führte erneut über die 1,20 und nahm mit Anlauf die im Chartbild sichtbare Marke von 1,208x ins Visier. Diese Marke stellte auch das Hoch aus dem Vorjahr dar und stand daher im Fokus der Anleger.

Dies gefiel dem DAX nicht so gut, da hier eine Menge Unternehmen auf Export ihrer Waren spezialisiert sind. Ein höherer Euro bremst den potenziellen Gewinn aus und legt sich somit negativ auf die Bilanzen.

Charttechnisch war dies jedoch mein „Wunschszenario“ aus der Vorwoche, welches ich wie folgt beschrieb (Zitat):

Gesünder für den Markt, und bei den aktuellen Unsicherheitsfaktoren auch durchaus möglich, wäre ein Verweilen mit Rücksetzer als kleine Korrektur der Bewegung von 600 Punkten. Diese sollte nicht tiefer als rund 13.190 Punkte führen und würde damit auf die Konsolidierungszone aus November/Dezember noch einmal aufsetzen. Von da aus ist ein Anstieg zum Allzeithoch dann gesünder möglich.

Vorwoche: Wunsch einer gesunden Korrektur im DAX

Mit dem erstarkten EUR/USD und der Zuspitzung einer politischen Einigung zur GroKo in Deutschland wurde diese Konsolidierung dann auch vollzogen und bis 13.151 am Donnerstag ausgedehnt. Ein Phänomen, welches sich als Abkopplung von der Wall Street vollzog. Denn dort ging die Rekordjagd weiter! Für mich eine gute Gelegenheit, einen Kontra-Trade am Donnerstag long zu starten:

Wall Street HUI und DAX pfui?

Die Bewegung führte am Freitag noch einmal in höhere Regionen. Dann startete jedoch der EUR/USD durch und erreichte nicht nur das eingangs beschriebene Vorjahreshoch, sondern setzte sich mit einer Meldung der EZB auch darüber hinweg. Ausschlaggebender Punkt war das Protokoll der EZB-Ratssitzung aus Dezember, welches Rückschlüsse auf die zukünftige Geldpolitik zuließ. Eine leichte Erhöhung des Einlagensatzes und die Milderung der Strafzinsen für Geschäftsbanken könnten hierbei die ersten Änderungen bereits in 2018 bedeuten. Dies stärkte den Euro und verhalf ihm zur Überwindung des Widerstandes.

Nicht gut für den DAX, der noch einmal Fahrt in Richtung alte Range-Kante aufnahm. Auch dazu ergab sich ein entsprechender Trade:

Zick-Zack-Börse?

Zum Wochenausklang kletterte die Wall Street auf neue Allzeithochs. Allein der Dow Jones legte am Donnerstag und Freitag jeweils ab dem Tief rund 200 Punkte zu und erreichte mit 25.800 Punkten eine neue „luftige Höhe“.

Dem entzog sich der DAX, wie eingangs vermerkt. Hier blieb sogar ein Wochenminus von 0,56 Prozent stehen, wenn auch am Ende wieder über 13.200 Punkten. Durchmischter könnten die Voraussetzungen für die kommende Woche kaum sein.

Korrelation zwischen DAX und Euro – Wie beeinflussen sich beide Märkte?

Die Korrelation, also die Abhängigkeit zwischen den Assetklassen Aktien und Rohstoffen oder Aktien und Währungen, ist immer wieder ein Thema im Trading. Langfristig gibt es natürlich Zweifel an diesen Korrelationen und eine Menge Gegenbeispiele. So existieren immer wieder Börsenzyklen, in denen Gold steigt und Aktien sinken, oder aber auch gleichzeitig steigen. Die Herausforderung im Trading besteht hierbei, die richtige Phase zu erkennen und dann die Korrelation (ob positiv oder negativ) zu nutzen.

Aktuell befinden wir uns im DAX zum EUR/USD in der Phase, in der sich ein steigender Euro-Kurs negativ auf den DAX auswirkt. Oder umgekehrt betrachtet und zum Wochenstart der Vorwoche gesehen, ein fallender Euro zum Dollar den DAX beflügelt.

Für den letzten Monat habe ich diese Korrelation einmal im direkten Vergleich aufgezeichnet und mit Pfeilen entsprechend markiert:

Zwickmühle und Korrelation: DAX im Vergleich mit EUR/USD

Auflösung der Zwickmühle im DAX kommende Woche?

In der dritten Kalenderwoche muss der DAX erst einmal ohne die Impulse aus den USA auskommen. Am Martin Luther King Day wird an der Wall Street nicht gehandelt. Beeindruckend ist dennoch der Blick auf den Dow Jones:

Mittelfristiger Chart Dow Jones mit Trendkanal

Gerade die letzten beiden Handelstage sieht man mit zwei großen Kerzen deutlich im Chartbild. Ob die obere Begrenzung hierbei eine Hürde darstellt oder weiterhin „the sky is the limit“ gilt, kann man unschwer vorab einschätzen. Dazu wird sich wohl auch die FED demnächst äußern MÜSSEN.

Gerade bei Allzeithochs liegen die Nerven der Bären blank und Stopps sind nur am eigenen Konto, nicht aber an Chartmarken (denn hier gibt es keine aus der Vergangenheit!) orientiert. Der DAX zeigte indes die volatilsten Tage, also die Tage mit der größten Kursspanne, an den negativen Tagen:

DAX Historie der vergangenen Woche in Zahlen

Im Chartbild (XETRA-Daten, Stundenchart) selbst ist er dabei noch einmal an die alte Range herangelaufen und hat sich an den beiden letzten Handelstagen der Woche auch jeweils daraus befreit:

DAX auf Range aufgesetzt – Chartüberblick

Dies könnte ein positives Zeichen sein und mit Momentum erneut zum Vorwochenhoch 13.425 und dann mit neuem Anlauf auch zum Allzeithoch führen. Genügt das Momentum aktuell dafür?

Momentum im DAX ausreichend für neues UP?

Zur Verdeutlichung der oberen Widerstände sind diese im 4-Stundenchart des XETRA-DAX horizontal abgetragen:

Widerstände im DAX auf der Oberseite im Chartbild

Hierfür ist natürlich maßgeblich, was der EUR/USD am Montag macht. Mit 1,22 ist er vom Ausbruchsniveau 1,208x fast 1 Prozent entfernt und hat damit ein neues 3-Jahreshoch erklommen. Dies wird im Wochenchart seit 2014 sehr gut deutlich (bitte genau hinsehen, da Wochenchart und enge Skalierung):

Korrelation EURO Wochenchart

Fast im Gleichlauf ist der Goldpreis erstarkt und kratzt an der 1.340 Dollar-Marke. Das Hoch aus dem Vorjahr liegt übrigens bei 1.362 Dollar und ist somit auch nicht mehr weit entfernt. Diesen Chart reiche ich gerne noch einmal als gesonderte Analyse nach.

Sollten Euro und Gold weiterhin Stärke zeigen, gehe ich von einem eher schwächeren DAX-Verlauf in der kommenden Woche aus. Dieser würde dann die gezeigte Range erneut in den Fokus rücken und im Verlauf dann auch die 13.000 bedeuten. Trigger ist hierbei für mich die 13.150 mit Ziel: Range-Trading:

Auflösung Zwickmühle nach unten: Range im DAX droht

Es bleibt also wichtig, auf die Korrelationen zwischen dem DAX, dem Euro und zu anderen Märkte zu achten. Insbesondere eine Schwäche an der Wall Street (manche Trader glauben schon gar nicht mehr daran) ist hierbei sehr gefährlich für den DAX. Man möchte sich nicht ausmalen was passiert, wenn dies einige Tage eintritt, wenn schon bei neuen Allzeithochs der DAX „nur ein leichtes Minus“ abliefert. Wie geschrieben – ab Dienstag ist die Wall Street dann wieder als Impulsgeber dabei und könnte dem DAX aus der Zwickmühle helfen.

Weitere Termine als Impulsgeber finden Sie im Wirtschaftskalender. Besonders wichtig sind hierbei die EU-Verbraucherpreise am Mittwoch und am Freitag das Protokoll zur Bank of England Notenbanksitzung Monetary Policy Committee.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse,

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

Original abrufbar auf Trading-Treff.de

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