Mit einer hartnäckigen Inflation in einer robusten US-Wirtschaft hat die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed in dieser Woche einen heftigen Dämpfer erhalten. Erst waren es die zwar weiter rückläufigen, aber mit sehr viel weniger Tempo fallenden Verbraucherpreise, dann der weiterhin robuste Konsum, bestätigt durch starke Einzelhandelsdaten, und last but not least die doppelt so stark wie erwartet gestiegenen Erzeugerpreise in den USA. Sie waren dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Angst vor einer restriktiven US-Notenbank, die noch lange nicht am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angekommen ist, ist mit voller Wucht an die Börse zurückgekehrt.
Damit sollten auch die ruhigen Zeiten für den Deutschen Aktienindex erst einmal vorbei sein. Ein paar Mal im Wochenverlauf über die Marke von 15.500 Punkten gerettet, dürfte der Index sie wohl nicht mit ins Wochenende nehmen. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass wenn die Gier extreme Züge annimmt – abzulesen am Fear & Greed Index des Nachrichtensenders CNN – dann ist eine Korrektur nicht weit. Dieser war in der Vorwoche mit 77 von maximal möglichen 100 Punkten auf den höchsten Stand des Jahres gestiegen, ich hatte es in meinem Wochenrückblick erwähnt.
Commerzbank (ETR:CBKG) ist zurück im Spiel
Die Gier könnte auch so manchen Bank-Aktionär in dieser Woche beschlichen haben. Mit der Rückkehr von Zinsen sprudeln auch die Gewinne der Geldinstitute wieder. Die Commerzbank hat im vergangenen Jahr mit gut 1,4 Milliarden Euro mehr als dreimal so viel verdient wie im Jahr zuvor. Dividende, Aktienrückkauf – alles scheint auf einmal wieder möglich. Mit einem zuletzt zweistelligen Wochenplus dürfte vieles davon allerdings bereits im Kurs enthalten sein. Auch der extra Bonus, dass die gelbe Bank am Freitagabend in die erste deutsche Börsenliga befördert werden dürfte, sollte verarbeitet sein. Auf der anderen Seite steigt mit immer höheren Zinsen in der kurzen Frist auch das Ertragspotenzial der Commerzbank. Diese Kombination mit der Möglichkeit auf zukünftige Dividendenzahlungen ist in jedem Fall Musik in den Ohren der Investoren, die mit Bankaktien (NASDAQ:KBWB) in den vergangenen Jahren keinen Blumentopf gewinnen konnten. Wie lange die Musik allerdings noch in der heiß gelaufenen Aktie spielt, könnte sich schon in der kommenden Woche entscheiden.
Lohn-Preis-Spirale dreht sich weiter
Nach dem Tarifstreik der Post war am Freitag das Flughafenpersonal an der Reihe. An sieben deutschen Flughäfen gingt nicht mehr viel. 10,5 Prozent mehr Lohn fordern die Gewerkschaften, um die Inflation auszugleichen. Was in den vergangenen Jahren noch als maßlos überzogene Forderung gegolten hätte, ist angesichts der derzeitigen Inflation tatsächlich angebracht. Mit 2,5 Millionen Beschäftigten dreht damit eine weitere Berufsgruppe deutlich an der Lohn-Preis-Spirale. Mit jeder Lohnerhöhung auch nur in diese Richtung dürfte das Ziel der Preisstabilität in Deutschland und der Eurozone in immer weitere Ferne rücken. Der Druck, über weitere Preiserhöhungen die Mitarbeitergehälter zu finanzieren, bleibt hoch. Und hoch bleibt damit auch der Druck auf die Europäische Zentralbank, mit weiteren Zinserhöhungen gegenzusteuern.
Die Luft im DAX und an der Wall Street scheint erst einmal raus
Zumindest an der Datenfront startet die kommende Handelswoche erst einmal ruhig. Neben dem Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland zur Wochenmitte könnte es dann aber in Richtung Wochenende spannend werden, wenn unter anderem die Preiskomponenten des US-BIPs sowie der Konsumausgaben in den USA veröffentlicht werden. Ob diese allerdings das Potenzial haben, das Zinsgespenst noch vor den nächsten Notenbanksitzungen im März wieder vom Börsenparkett zu vertreiben, darf bezweifelt werden. Der DAX scheint zunächst einmal oben angestoßen und es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, um den Ausbruch in Richtung Allzeithoch zu ermöglichen. Zunächst einmal könnte es daher um die Widerstandsfähigkeit der vergangenen Tage geschehen sein und der Markt den Rückzug antreten.
DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:
- Unterstützungen: 15.300/15.250 + 15.150/15.100 + 15.500/15.000
- Widerstände: 15.450/15.500 + 15.650/15.700 + 15.800/15.850