DAX: Zumindest auf den ersten Blick sieht das, was bei und nach dem 2020er-Corona-Crash mitsamt Tiefstand des DAX bei 8255 Punkten im März geschah, ja recht unzweideutig nach einer "V-förmigen-Erholung" aus. Mittlerweile hat sogar der S&P-500-Index als wichtigster (meistgehandelter) Börsenindex der Welt ein neues Allzeithoch erreicht und somit sein Vorkrisenniveau überboten. Die Technologiewerte der US-Börse Nasdaq (Nasdaq 100) notieren bereits satte 18,6 % über jenen Hochs vor der Krise. Könnte der DAX da mithalten, so redeten wir dieser Tage über 13795 Punkte als Indexstand (altes Allzeithoch) oder aber im besseren Fall bereits über 16360 Punkte ...
Natürlich weit gefehlt, weit weg von der Realität. Der Freitagsschluss des DAX lag bei 12786 Punkten. Wachstumsunternehmen gibt es im DAX eben wenig bis keine, vorherrschend sind Unternehmen aus Industrien bzw. Branchen, die man schon zur Jahrtausendwende als "old economy" bezeichnen musste. Und ausgerechnet dasjenige Unternehmen mit der am ehesten "lupenrein fortschrittlichen Technologie" erwies sich en gros leider so gar nicht als lupenrein, sondern bescherte seinen Aktionären schwerste Kriminalität im weltumspannenden Maßstab und fälschte dabei so ziemlich alles, was man an Bilanz-, GuV- und Unternehmenskennzahlen nur so berechnen und publizieren kann. Bilanzbetrug, polizeiliche Ermittlungen gegen Vorstandsmitglieder nebst Haftbefehlen und das Insolvenzverfahren waren die Folge. Ab sofort gibt es dieses Unternehmen (Wirecard (DE:WDIG)) zumindest innerhalb des DAX nicht mehr - immerhin das. Es hinterlässt aber wohl für längere Zeiten einen Imageschaden für die "Deutschland AG", ein Glaubwürdigkeitsproblem für Bilanzzahlen en gros, für die Leistungs- und Rechenschaftsfähigkeit der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und die Funktionsfähigkeit von Aufsichtsbehörden bis hin zum Finanzministerium.
Zurück zur Markttechnik: Der Schönheitsfehler der V-förmigen Aufwärsrallye liegt zu aller erst in der Symmetrie bzw. zeitlichen Ausprägung. Kurzum der Wiederanstieg (außerhalb der Wachstumswerte wie Nasdaq) braucht bisweilen etwa 4 x so lange, um das Kursniveau vor dem Crash wieder zu erreichen. Das ist (war) indes immer noch gut bzw. zufriedenstellend. Aber ob der DAX wirklich eine Fortsetzung produzieren kann und über das bisherige Erholungshoch von 13314 Punkten hinauskommt? Man darf so seine Zweifel haben. Eine SKS-Formnation bzw. ein schräges Doppeltop 13314 / 13101 stehen im Raum. Die SMA-20 und auch die wichtige SMA-50-Glättungslinien befinden sich bereits im Test. Schon ein Unterschreiten von 12600/605 wäre ziemlich negativ, 12633 sah man bereits im Tief vom Freitag. 12120 als Hifsretracement (76 % der Aufwärtsrallye 8255-13314) wäre dann ein Ziel, was in etwa mit einem Test der 200-Tage-Linien (SMA und EMA) gleichzusetzen wäre. Darunter würde es in den saisonal ohnehin schwächeren Monaten August und September vermutlich noch einmal ungemütlich. Die dazugehörige Frage nach einer sich dann evtl. anschliessenden Jahresendrallye dürfte weitestgehend mit der Aussicht auf einen Corona-Impfstoff zu verbinden sein. Erstindizien einer technischen Verbesserung würde der DAX oberhalb von 13102 abliefern.
Dow Jones: Die hohe Hürde liegt bei 28200 Punkten. Darüber hätte der Dow Jones zumindest seine Chance erhalten, wie zuvor Nasdaq und auch S&P auf neue Allzeithochs zuzusteuern. Technische Verschlechterung unterhalb von 27,6 K, wobei dann eine große Supportstaffel zwischen 27 K und 27,4 K "zum Auffangen" bereit stünde. Auch hier eher ein "neutral auf hohem Niveau", als derzeit ein echtes, grünes Licht.
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