Schritt für Schritt geht es derzeit fast jeden Tag nach oben mit den Aktienkursen. Die US-Indizes bildeten gestern jeweils bereits ihre sechste bullishe Tageskerze in Folge aus. Und angesichts der relativen Stärke der vergangenen Wochen sollte man vor diesem Hintergrund meinen, dass auch der DAX weiter nach oben strebt. Das tut er auch, allerdings mit deutlich weniger Zug nach oben.
Von der relativen Stärke des DAX ist nichts mehr übrig
Seit seinem recht scharfen Rücksetzer vom Donnerstag vergangener Woche konnte der deutsche Leitindex nur von rund 14.900 auf knapp 15.150 Punkte zulegen. Das ist lediglich ein Anstieg um etwas weniger als 1,7 %. Zum Vergleich: Der Dow Jones stieg im selben Zeitraum immerhin um etwas mehr als 3,3 % und der S&P 500 um rund 5 %.
Comeback der Technologiewerte?
Der Nasdaq 100 brachte es in den 6 Handelstagen sogar auf ein Plus von fast 8 % (siehe folgender Chart).
Ausgehend vom 6. Januar hat der Technologieindex sogar binnen 14 Tagen um mehr als 13 % hinzugewonnen.
Und damit prallt er nun an das Hoch vom 13. Dezember bei 12.166,41 Punkten. Ob die Bullen nach dieser Rally noch genug Kraft haben, um diese Hürde im ersten Anlauf (nachhaltig) zu überwinden, darf bezweifelt werden.
Ebenso ist fraglich, ob man die relative Stärke des Nasdaq 100 der vergangenen Tage bereits als Comeback der Technologiewerte feiern sollte. Denn der Index hinkt den anderen noch deutlich hinterher. Und wenn die Kurse nun an dem Widerstand abprallen, bleibt es erst einmal bei einer Seitwärtsbewegung am Bärenmarkttief.
DAX läuft die gesamte Woche seitwärts
Apropos Seitwärtsbewegung: Der DAX kämpft mit der oben genannten Marke von 15.150 Zählern bereits seit Montag. Während die US-Indizes im Verlauf der Woche recht kontinuierlich zulegen konnten, pendelte der DAX also die gesamte Zeit über entlang des horizontalen Widerstandes lediglich seitwärts. Wie der folgende Chart aus den regelmäßigen Analysen des „Target-Trend-Spezial“ zeigt, liegt bei 15.143 Punkten eine Rechteckmittellinie (blau gestrichelt). Gestern gab es einen deutlichen Ausbruchsversuch der Bullen, dieser scheiterte allerdings (rote Ellipse).
Ein Grund dafür ist schnell gefunden. Im Target-Trend-Spezial war gestern vorbörslich Folgendes zu lesen: „Dabei bildete sich wieder eine kurzfristige Aufwärtstendenz (Anmerkung: gemeint war der grüne Aufwärtstrendkanal), so dass der Druck auf die Hürde zunimmt. Es besteht daher nun die Chance auf einen baldigen Ausbruch nach oben durch eine impulsive Bewegung.“ Der Ausbruch erfolgte aber nicht impulsiv, sondern lediglich im Tempo des Aufwärtstrendkanals.
Zudem war zu lesen: „Kann der DAX die kleine Abwärtslücke vom Donnerstag vergangener Woche (Anmerkung: siehe rotes Rechteck links im Chart) doch noch vollständig schließen und weiter steigen, ist dies das nächste Signal für eine Fortsetzung der Kursrally.“ Die Kurslücke wurde zwar vollständig geschlossen, der DAX konnte aber nicht weiter steigen, sondern fiel zurück. Womöglich war also lediglich der Gap-Close, also das Schließen der Lücke, das Ziel der Anleger.
Auch im langfristigen Chart liefert die Target-Trend-Methode Antworten
Neben dieser kurzfristigen Chartanalyse, liefert die Target-Trend-Methode auch im langfristigen Chart (den ich zuletzt am 16. Dezember analysiert habe) Antworten zu der Frage, woher die relative Schwäche des DAX kommt.
Denn der Index hat es mit einer Konsolidierungslinie zu tun (rot gestrichelt), die ihn um die Mittellinie bei 15.075 Punkten pendeln lässt. Zudem befinden sich die Kurse derzeit in der Nähe von 15.000 Zählern (dicke blaue Linie). Solche runden Marken sind psychologisch wichtig und üben stets eine gewisse Anziehungskraft auf die Anleger aus.
Kann sich der DAX von dieser Marke nach oben hin lösen und die Konsolidierungslinie (möglichst dynamisch) brechen, setzt sich die Rally fort und es ist mit weiter steigenden Kursen zu rechnen. Allerdings würde sich damit die bereits massiv überkaufte Situation verschärfen. Und daher rechne ich über kurz oder lang damit, dass der DAX deutlich zurückfällt, wahrscheinlich bis in den Bereich, in dem er seit Mitte November eine Zeitlang konsolidiert hatte (gelbes Rechteck).
Sorgen die Notenbanken für einen Rücksetzer?
Und ich kann mir vorstellen, dass die Notenbanken in der kommenden Woche für diesen Rücksetzer sorgen werden. Und das dürfte dann auch den Nasdaq 100 betreffen, der somit vorerst nicht nachhaltig über das Hoch vom 13. Dezember gelangen dürfte.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus