Die Krim-Krise, genauer gesagt die Zerrüttung des Verhältnisses von Russland mit dem „Westen“, belastet weiterhin die Börsen, der DAX fiel bis zur Unterstützung bei 9.220 Punkten zurück. Erstaunlicherweise zeigt sich aber die Wall Street relativ unbeeindruckt von der Krim-Krise, der S&P 500 stieg am Freitag sogar auf ein neues Allzeithoch. Das liegt zum einen an der geringen Bedeutung der Handelsbeziehungen der USA mit Russland, zum anderen gaben die über den Erwartungen liegenden US-Arbeitsmarktdaten für Februar Auftrieb. Doch weiterhin bleiben die Wirtschaftszahlen durch den starken Winter verzerrt, das wird auch für die wichtigen Einzelhandelsumsätze am Donnerstag gelten. Insgesamt steht aber eine relativ ruhige Datenwoche an, in der die Industrieproduktionszahlen aus China am Donnerstag und die entsprechenden Daten aus der EU am Mittwoch am ehesten für Marktbewegung sorgen könnten. Aus deutscher Sicht gilt dies für die zahlreichen Quartalszahlen, allein fünf DAX-Konzerne werden ihre Berichte vorlegen.
Krim: Keine Eskalation wegen gegenseitiger Abhängigkeit?
Doch beherrschend bleibt weiterhin die Krim-Krise. Eine Eskalation mit Sanktionen durch die EU und dem eventuellen Stopp von Rohstoff-Lieferungen durch Russland hätte starke wirtschaftliche Folgen für beide Seiten. Knappheit z.B. bei Gas ist zwar nicht zu befürchten, aber seit einiger Zeit gehen die Preise für bestimmte Rohstoffe nach oben, wie z.B. für Nickel, Palladium und Weizen. In der Tat ist die gegenseitige Abhängigkeit das stärkste Argument gegen eine Eskalation der Krise und auch gegen eine selbstgewählte Isolierung Moskaus. Zumal ein Stopp von Rohstofflieferungen nach Europa, egal von wem ausgesprochen, Russland stärker treffen würde als die EU. Denn: Die bereits grassierende Kapitalflucht macht Russland noch abhängiger von den Mittelzuflüssen aus dem Rohstoffverkauf.
Chinas Exporte sinken
Die Handelsbilanzdaten aus China für Februar waren ernüchternd: Die Exporte lagen um 18 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres – die Prognosen gingen im Durchschnitt von einem Anstieg um 9,8 Prozent aus. Die Importe lagen dagegen mit einem Plus von 10,1 Prozent knapp über den Erwartungen. Damit gab es das erste Handelsbilanzdefizit seit März 2013. Die Zahlen sind aber zu relativieren: Zum einen gibt es im Februar oder März immer ein Defizit, je nachdem wann genau das chinesische Neujahrsfest stattfindet, denn dann steht das Land eine Woche lang still. Zum anderen waren die Exportzahlen vor einem Jahr durch „Luftbuchungen“ nach oben verzerrt, da viele Unternehmen auf diese Weise die Beschränkungen beim Kapitalimport umgingen. Doch trotz dieser Einschränkungen zeigen die Handelsdaten, wie fragil die Konjunktur im Reich der Mitte derzeit ist. Der Rückgang des Index der Produzentenpreise um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unterstreicht dies. Und auch die Inflationsrate lag im Februar mit 2,0 Prozent niedriger als erwartet. Gut möglich, dass die Wachstumsrate des BIPs im ersten Quartal unter 7,0 Prozent liegt.
Peking steuert gegen
Doch Peking hat auf diese Gefahr bereits reagiert: Die Regierung will einer weiteren Konjunkturabschwächung entgegenwirken – und die Mittel dafür sind vorhanden. So wurde bereits die Geldpolitik gelockert, wie sich am Rückgang der Geldmarktzinssätze in jüngster Zeit zeigt. Und auch die aktuelle Abschwächung des Yuans wird sich positiv auf die Exportwirtschaft auswirken. Chinas Aktienmarkt befindet sich aber immer noch im Sinkflug, die Kurse in Shanghai fielen zu Wochenbeginn auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise Ende 2008. Im Moment ist noch keine Besserung in Sicht, immerhin könnte der Tiefpunkt aber bald erreicht sein.
Fazit
Die rasche Kurserholung in der letzten Woche war nicht von Dauer, die Krim-Krise holte die Aktienmärkte wieder ein. Die wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen sind unkalkulierbar – und das mögen die Börsianer nicht. Die Weltkonjunktur ist allerdings trotz der Sorgen um China robust und das wird den Märkten Unterstützung geben. Der DAX kann jedoch weiter zurückfallen, die Unterstützungszone bei 9.000/9.100 Punkten ist entscheidend. Im Falle einer Entspannung kann sich die Stimmung aber auch schnell wieder drehen.
Erfolgreiche Investments wünscht
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor