Die Frühjahrs- bzw. Sommerrallye des S&P 500 ist zwar abgeklungen, aber trotz der Korrektur könnte 2023 als das Kalenderjahr mit den stärksten Kursgewinnen seit Jahrzehnten in die Geschichte eingehen. Der Haken: Bis zum 31. Dezember kann noch viel passieren. Momentan befinden sich die US-Aktien in einem robusten Bullen-Run, der seit Jahresbeginn anhält.
Dennoch stellt sich die Frage, ob es sich bei den diesjährigen Kurszuwächsen nicht um eine Bärenmarktrallye handelt. Ein Grund für diese Vermutung: Der Markt hat sein Hoch vom Januar 2022 noch nicht wieder erreicht. In einem der nächsten Beiträge werde ich mich näher mit dieser Möglichkeit befassen. Doch zunächst gilt es, die Rallye im Jahr 2023 in den historischen Kontext einzuordnen.
Die wichtigste Erkenntnis: Wie die folgende Grafik zeigt, gab es seit 1950 nur wenige Haussen in einem Kalenderjahr, die die aktuelle Hausse übertrafen. Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn bis zum Schlusskurs am Dienstag (10. Oktober) um 13,5 % zugelegt (siehe rote Linie). Gegenüber dem deutlichen Minus im Vorjahr (blaue Linie) stellt das einen dramatischen Richtungswechsel dar.
Die diesjährige Rallye liegt auch deutlich über der durchschnittlichen Entwicklung des Marktes in den letzten 20 Jahren (2002-2022), die durch die grüne Linie dargestellt wird.
Vergleicht man die bisherigen Ergebnisse des Jahres 2023 mit denen aller Kalenderjahre seit 1950 (graue Linien), so liegt das diesjährige Plus knapp unter dem 75. Perzentil. Mit anderen Worten: Der Zuwachs 2023 ist größer als 75 % der kalenderjährlichen Renditen der letzten sieben Jahrzehnte. Das hört sich doch recht erfreulich an.
Die Frage ist, ob die diesjährige Erholung nur eine vorübergehende Reaktion auf die starken Verluste des letzten Jahres ist. Dieser Frage werde ich in einem der nächsten Beiträge nachgehen. In der Zwischenzeit kann man zweifellos behaupten, dass hier eine kräftige Prise "Mean Reversal" (Umkehr zum Mittelwert) eine Rolle spielt.