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Der Ölpreis, das Nachfragedilemma und das Tempo der wirtschaftlichen Erholung

Veröffentlicht am 05.02.2021, 06:30
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31
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Der Ölpreis steigt aktuell. Und ein Ende des sagenhaften Aufstiegs seit dem Crash im April ist noch immer nicht abzusehen. Damit nimmt auch der Optimismus zu, dass der Preis für das schwarze Gold auf ein Niveau zusteuert, das wir seit Jahren nicht mehr gesehen haben.

Bekanntlich ergibt sich der Ölpreis aus einer Mischung aus Marktstimmung und Fundamentaldaten, also Angebot und Nachfrage. Im Moment ist das Angebot einfacher einzuschätzen.

Wir wissen, dass in den USA letzte Woche 10,9 Millionen Barrel pro Tag an Öl gefördert wurden. Wir kennen die Produktionsquoten der OPEC+. Was jedoch jeder wissen möchte, ist die Zukunft der Nachfragekomponente, und darüber besteht wenig Einigkeit. Zur gleichen Zeit wenn Saudi Aramco (SE:2222) für das wirbt, was es als volle Nachfrageerholung bis Ende des Jahres bezeichnet und Goldman Sachs (NYSE:GS) eine Nachfrage von 100 Millionen Barrel bis August vorhersieht, sagte BP (LON:BP) (NYSE:BP), es gehe davon aus, dass sich die Ölnachfrage in 2021 weiter erholen werde, fügte jedoch hinzu, dass "das Tempo und der Grad der Erholung von der Politik der Regierungen und der Verfügbarkeit von Impfstoffen abhängen".

Positiv für die Nachfrage sind die erhöhte Verfügbarkeit von Coronavirus-Impfstoffen und -Behandlungen, sowie ein höherer Ölverbrauch weltweit und die Aussicht auf weitere Konjunkturimpulse. Selbst bei anhaltenden Lockdowns und anderen Beschränkungen in vielen Ländern können menschliche Interaktion und Handel nicht vollständig gestoppt werden. Wir verwenden immer noch Öl.

Die Zahlen zur Ölnachfrage hängen jedoch zum Teil von der Gesundheit der Wirtschaft ab. Neben den Lockdowns und Einschränkungen gibt es aber auch negative Nachrichten zur Zukunft der Weltwirtschaft. Laut dem obersten Wirtschaftsberater von Präsident Biden befindet sich die US-Wirtschaft noch immer in einer "Abwärtsspirale".

Trotz des Impfoptimismus stecken viele Unternehmen einer aktuellen Umfrage der Boston Consulting Group nach immer noch in finanziellen Schwierigkeiten. Insbesondere kleine Unternehmen verzeichneten erhebliche Umsatzrückgänge und gemäß einer Umfrage der Federal Reserve sind viele Kleinunternehmen, die überlebt haben, besorgt, dass sie ohne staatliche Unterstützung die Situation nicht vollständig überstehen werden. Die Wirtschaft der Eurozone rutschte im Schlussquartal in eine Double Dip-Rezession, und der IWF senkte seine Erwartungen für das europäische Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 um einen ganzen Prozentpunkt auf 4,2%. Die Aussichten sind noch schlechter in Südamerika, dessen BIP voraussichtlich erst in 2023 auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren wird.

Meist erholt sich die Wirtschaft jedoch schnell. Nach der Finanzkrise 2008 brauchte die Wirtschaft Jahre, um sich vollständig zu erholen, aber das war eher eine Ausnahme von der Regel. Historisch gesehen gilt: Je tiefer die Rezession, desto schneller die Erholung. Eine solche schnelle Belebung wird oft als "V-förmige Erholung" bezeichnet.

Die eigentliche Frage ist, ob der Aufschwung (bei anhaltenden staatlich verordneten Restriktionen und der Angst vor der Krankheit in großen Teilen der Bevölkerung) den historischen Normen ähnelt oder aufgrund der einzigartigen Bedingungen dieses besonderen wirtschaftlichen Traumas etwas Neues sein wird.

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