Der Future-Handel bietet Investoren die Möglichkeit, auf zukünftige Preisbewegungen zu spekulieren und sich gegen Preisrisiken abzusichern. Ein zentrales Element dieses Handels ist der Rollvorgang. Dieser ist in einer Vielzahl von Märkten präsent, von Agrarrohstoffen über Energieressourcen bis hin zu Finanzindizes. Konkret sind in unseren Produkten die nachfolgenden Märkte betroffen: S&P500, Nasdaq, DAX, Hang Seng, Dow Jones, Industriemetalle, Agrarprodukte, Erdgas, Gold und Silber. Der Rollvorgang, auch als „Roll-Over“ bekannt, betrifft somit nicht nur einen spezifischen Markt, sondern ist ein universelles Konzept im Future-Handel. Das Verständnis des Rollvorgangs ist entscheidend, da es direkte Auswirkungen auf die Rendite von Investitionen hat und Investoren hilft, potenzielle Risiken und Chancen in ihren Portfolios besser zu managen.
Im Kontext der Rohstoffe haben wir dazu in unserem Trading Room bereits zwei Artikel veröffentlicht, welche die Themen der Kontrakt- und Marginberechnung aufgreifen. Die Artikel finden Sie unter Teil I und Teil II: Der Handel mit Rohstoffen – einfach erklärt.
Was ist der Rollvorgang und warum ist er wichtig?
Ein Future-Kontrakt hat eine festgelegte Laufzeit. Bevor dieser Kontrakt ausläuft, können Investoren entscheiden, ob sie die Bedingungen des Kontrakts erfüllen (beispielsweise durch physische Lieferung des Basiswerts) oder den Kontrakt durch einen neuen ersetzen, der eine später datierte respektive längere Laufzeit hat. Dieses Ersetzen des alten Kontrakts durch einen neuen wird als Rollvorgang bezeichnet.
Der Rollvorgang ist obendrein besonders relevant bei Finanzinstrumenten mit unbegrenzter Laufzeit wie Rohstoffzertifikaten. Wenn beispielsweise ein Anleger in ein Zertifikat auf Brent-Öl investiert, wird die dahinterstehende Institution, oft als Emittent bezeichnet, Future-Kontrakte für Brent-Öl kaufen, um das Risiko abzusichern. Da der zeitlich betrachtet am nächsten liegende Future-Kontrakt am liquidesten ist, wird hierbei oft dieser gewählt. Doch vor dessen Ablauf muss er durch einen Future mit einer längeren Laufzeit ersetzt werden.
Wie funktioniert der Rollvorgang?
Der Rollvorgang ist ein zentraler Prozess im Future-Handel, bei dem ein auslaufender Future-Kontrakt durch einen neuen ersetzt wird, der eine längere Laufzeit hat. Der Emittent, in der Regel ein Finanzinstitut, steht hierbei vor der Entscheidung, wann genau dieser Wechsel stattfinden soll und welcher neue Kontrakt gewählt wird. Stellen Sie sich vor, ein Trader hält eine Long-Position in einem Future-Kontrakt, der bald ausläuft. Statt die Bedingungen dieses Kontraktes in Anspruch zu nehmen (z.B. die physische Lieferung eines Rohstoffes), möchte der Trader seine Position beibehalten und in den nächsten Kontrakt „rollen“. Das bedeutet, er verkauft den bald auslaufenden Kontrakt und kauft gleichzeitig einen neuen Future-Kontrakt mit einer weiteren Laufzeit. Dieser Tauschprozess muss ordnungsgemäß und rechtzeitig durchgeführt werden, um unnötige Kosten oder Lieferverpflichtungen zu vermeiden.
Wenn man nämlich zu spät oder nicht ordnungsgemäß einen alten Future-Kontrakt durch einen neuen ersetzt, können ebensolche Kosten entstehen. Dies kann aus Preisunterschieden zwischen den alten und neuen Kontrakten, Gebühren für den Handel oder Preisabweichungen bei der Ausführung des Handels resultieren. Kurz gesagt: Ein rechtzeitiger und korrekter Rollvorgang hilft, Geld zu sparen und Kosten zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Handel sind die sogenannten Übernachtgebühren, oft als Rollover- oder Finanzierungsentgelte bezeichnet. Diese entstehen, wenn eine CFD-Position über Nacht offenbleibt (Lesen Sie hier mehr zu CFDs). Der Betrag dieser Gebühren wird durch einen sogenannten Swap-Satz bestimmt, welcher auf der Zinsdifferenz der gehandelten Einheiten basiert. Bei einem Rollover zu einem neuen Kontrakt in Futures-Instrumenten gilt der jeweilige Tages-Swap-Satz. Nehmen wir beispielsweise an, ein Investor handelt Rohöl, und die aktuellen Swap-Raten für Rohöl betragen 2.00/2.50 (für Long- und Short-Positionen). Der Investor hält nun beispielsweise eine Long-Position von 1 000 Barrel Rohöl:
Long-Position: Wenn er diese Position über Nacht hält und die Swap-Rate für die Long-Position 2.50 beträgt, würde ihm eine Rollover-Gebühr von $25 (1 000 Barrel * $0.025) berechnet werden.
Short-Position: Sollte er jedoch eine Short-Position von 1 000 Barrel halten und die Swap-Rate beträgt 2.00, würde er eine Gutschrift von $20 (1 000 Barrel * $0.02) erhalten.
In anderen Märkten werden Finanzierungskosten basierend auf regionalen Benchmark-Zinssätzen zuzüglich oder abzüglich eines bestimmten Prozentsatzes berechnet. Ein Beispiel hierfür ist der nordamerikanische Markt, der den Zinssatz SONIA mit einem zusätzlichen Auf- oder Abschlag verwendet. Ein weiterer wichtiger Hinweis: Bei Absicherungsgeschäften über Nacht fallen Finanzierungskosten für beide Positionen an.
Contango und Backwardation
Contango und Backwardation sind zwei fundamentale Phänomene im Future-Handel, die maßgeblich beeinflussen, wie Investoren ihre Strategien um den Rollvorgang herum gestalten.
Bei Contango liegt der Future-Preis für eine spätere Lieferung über dem erwarteten Spotpreis zum Zeitpunkt dieser Lieferung. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Beispielsweise können die Lagerkosten für physische Güter, wie Rohstoffe, den Preis für spätere Lieferungen in die Höhe treiben. Der Zeitwert des Geldes und steigende Zinserwartungen können ebenfalls zu Contango beitragen. Wenn der Markt eine zukünftige Verknappung des Angebots erwartet, können die Preise für spätere Lieferungen ebenfalls steigen.
Für Investoren bedeutet Contango, dass das Rollen eines Future-Kontraktes zusätzliche Kosten verursachen kann. Beim Schließen des auslaufenden Kontraktes und dem Öffnen eines neuen, weiter in der Zukunft liegenden Kontraktes, kann der neue Kontrakt teurer sein. Dieser Preisunterschied, oft als „Roll-Yield“ oder „Rollverlust" bezeichnet, kann die Gesamtrendite des Investments beeinflussen, insbesondere wenn regelmäßig gerollt wird.
Auf der anderen Seite steht Backwardation, bei dem der Preis für einen Future-Kontrakt mit einer späteren Lieferung unter dem erwarteten Spotpreis zum Zeitpunkt der Lieferung liegt. Dies kann durch eine starke Nachfrage nach dem Basiswert oder durch Erwartungen eines zukünftigen Überangebots verursacht werden. Spezifische Marktbedingungen, wie politische Ereignisse oder Naturkatastrophen, können auch zu kurzfristigen Preisspitzen führen, die Backwardation begünstigen.
Für Investoren kann Backwardation vorteilhaft sein. Beim Rollen in einem Backwardation-Markt kann der auslaufende Kontrakt zu einem höheren Preis verkauft und der neue Kontrakt zu einem niedrigeren Preis gekauft werden. Dies wird oft als „Rollertrag" bezeichnet und kann die Rentabilität für Investoren, die regelmäßig rollen, erhöhen.
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