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WTI Öl - Über das Ziel hinausgeschossen? Morgan Stanley gießt "Öl ins Feuer" -

Veröffentlicht am 06.05.2020, 21:33
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"Öl ins Feuer gießen". Wir alle haben diese Formulierung schon gehört und sie zu der einen oder anderen Zeit benutzt. Morgan Stanley (NYSE:MS), eine der einflussreichsten Stimmen der Wall Street im Energiehandel, hat diesem Satz wahrscheinlich eine stärkere Stimme verliehen, als es diese Woche beabsichtigt war.  

Nach einer viertägigen Ölrallye, die bereits 65% zu den US-Rohölpreisen hinzugefügt hatte, gab Morgan Stanley am Dienstag eine Notiz mit folgenden Worten heraus:

"Dies deutet darauf hin, dass das größte Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wahrscheinlich hinter uns liegt."

Es war alles, was Ölbullen auf der Suche nach einer V-förmige Erholung brauchten, seit West Texas Intermediate vor zwei Wochen auf Preise unter Null gefallen war.

Zu Handelsschluss am Dienstag hatte in New York gehandeltes WTI um weitere 20% zugelegt und erreichte im nachbörslichen Handel mit 25,73 USD fast ein Einmonatshoch.

WTI Öl Futures

Brent, die globaler Benchmark für Rohöl, stieg am Dienstag um 14% und seit dem 27. April um insgesamt 55% in einer ungebrochenen sechstägigen Rallye. Brent erreichte nachbörslich 32,18 USD, ein Höchststand seit dem 14. April.

Brent Futures

Noch wichtiger ist, dass der Contango oder negative Unterschied zum Frontmonat sowohl von WTI als auch von Brent deutlich geringer war, als bei den unmittelbar zeitlich folgenden Kontrakten, was das Risiko bald fälliger Futures nicht so hoch werden lässt, wie vor einigen Wochen, als die Anleger sich praktisch aus dem Markt flüchteten oder Kauf nur in weiter in der Zukunft fällige Kontrakte kauften. WTIs Contango im ersten Monat betrug am Dienstag nur etwa 2 US-Dollar, vor gerade mal zwei Wochen war es noch zehnmal so hoch gewesen.

Alles eine Frage des Zeitpunkts

Was war so explosiv an dieser Anmerkung Morgan Stanleys' zu Öl? Nun, wie ein anderes Sprichwort sagt, es ist alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts.

Die Botschaft des Wall Street-Unternehmens über die positive Verschiebung der Angebots- und Nachfragedynamik bei Öl kam einen Tag nach Daten, die darauf hindeuten, dass die Lagerbestände an US-Rohöl nicht so rasant gestiegen sind wie in den letzten zwei Wochen. Die Ölspeicher haben damit möglicherweise noch Freiraum. 

Die Theorie über die Verbesserung der Fundamentaldaten von WTI hat sich weiterentwickelt, seit am Montag neue Schätzungen zu den Rohölvorräten in Cushing, Oklahoma, veröffentlicht wurden. Der Hub dient als Lieferpunkt für auslaufende Frontmonats-Kontrakte von US-Rohöl-Futures, die an die physische Ware gekoppelt sind. 

Genscape, ein Energie-Informationsdienst, der für die Verfolgung von Cushing-Schätzungen geschätzt wird, sagte am Montag, dass die Lagerbestände am Zentrallager in der Woche zum 1. Mai um 1,8 Millionen Barrel gestiegen sind. Dies ist eine ziemlich bedeutsame Schätzung, da die Lagerbestände von Cushing bis dahin durchschnittlich um 5 Millionen Barrel pro Woche über vier vorhergehende Wochen gestiegen waren. 

Die Befürchtung, dass Cushing nicht mehr genügend Platz für die Lagerung von Öl hat, hat WTIs vor zwei Wochen auslaufenden Mai-Vertrag zum ersten Mal in den negativen Preisbereich geführt, seit der Handel vor 37 Jahren begann. Nach Angaben der US-Energieinformationsagentur hat Cushing eine Kapazität von 76 Millionen Barrel und in der Woche zum 24. April waren bereits 63,4 Millionen Barrel davon belegt. 

Angesichts der Nachfragezerstörung bei Öl durch Covid-19 in den letzten zwei Monaten und des weltweit ebenso beängstigenden Bildes, das sich bei den Lagerkapazitäten für Brent abzeichnet, hatten die Händler das Schlimmste angenommen: Cushing wird vor Ende dieses Monats überlaufen und US-Rohöl, neu gefördertes US-Rohöl keinen Platz mehr finden.  

Wende bei Öl? Oder doch nur Eintagsfliege?

Die Erinnerung an diejenigen, die während des Vertragsablaufs im letzten Monat dafür bezahlen mussten, dass ihnen physische Fässer WTI abgenommen werden, war vielen vor Augen, die erwartet hatten, dass sich beim Überrollen der fälligen Optionen dieses Monats ein ähnliches Szenario mit Preisen unter Null abspielen wird. Genscapes Schätzung für Cushing deutete daher eine mögliche Trendwende für WTI an.

Abgesehen von den Schätzungen zu Cushing hat sich diese Woche noch etwas geändert: In den meisten der 50 Bundesstaaten in ganz Amerika wurden die Covid-19-Restriktionen, die seit Mitte März in Kraft waren, zu einem gewissen Grad gelockert. 

Dies bedeutete, dass die Nachfrage nach Benzin und Diesel - und irgendwann auch nach Flugtreibstoff - in Zukunft steigen wird.

Natürlich war Morgan Stanley nicht allein, auf die sich verbessernden Fundamentaldaten beim Öl hinzuweisen.

Goldman Sachs (NYSE:GS), eine andere Wall-Street-Adresse, die weltweit für seine oft vorausschauenden Einschätzungen der Energie- und Rohstoffmärkte bekannt ist, sagte am vergangenen Freitag, dass Öl kurz vor einer "dreistufigen Preisrallye" stehe, die mit einer Erleichterungsrallye beginnt, gefolgt von einer zyklischen Verknappung und schließlich in einer struktureller Preisneufindung mündet.

Fügen Sie zwei bullischen Wall Street-Prognosen den verbesserten Lagerdaten hinzu, und was erhalten Sie? Eine Kettenreaktion, bekommen Sie.

Aber das ist nicht die ganze Geschichte

Wie alle guten bullischen Marktgeschichten hat auch diese Geschichte vom Öl eine Kehrseite. Und sie beginnt mit den gleichen Prognosen der Wall Street, die die Rallye dieser Woche in Gang gebracht haben.

Was Händler aus der Notiz von Morgan Stanley nahmen, war anscheinend nur die halbe Wahrheit. Während das Unternehmen tatsächlich eine Trendwende in Bezug auf Öl ankündigte, machte es deutlich, dass der Weg vor uns nicht einfach sein wird.

Unter seinen Warnflaggen für Rohöl waren:

  • Die Gleichgewichtsfindung wird wahrscheinlich langwierig sein und stockend verlaufen. 
  • Rohstoffe sind nicht wie Aktien, die oft eine kurzfristige Schwächephase "ausreiten“ können. Stattdessen müssen Angebot und Nachfrage von Rohstoffen jeden Tag ausgeglichen werden - ein Überangebot bleibt ein Überangebot. 
  • Der Ölmarkt wird weiterhin erheblich überversorgt sein und die Lager werden sich wahrscheinlich weiter füllen. 

Goldman Sachs war in seiner Freitagsnotiz ebenso vorsichtig und sagte:

"Über diese Erleichterungsrally hinaus warnen wir davor, dass der von uns prognostizierte Bullenmarkt beim Öl Zeit braucht und Geduld erfordert."

"Öl bleibt ein physischer Vermögenswert und muss daher zum ersten Preis bewertet werden, um den erheblichen Überhang an Lagerbeständen bis zum zweiten Halbjahr 2020 zu beseitigen. Dadurch bleibt der Rohstoff hinter der Rallye bei damit verbundenen vorausschauenden finanziellen Vermögenswerten wie Aktien zurück", meinte die Wall-Street-Bank weiter.

Schießt die Rallye also über das Ziel hinaus?

Zusätzlich zu diesen Worten der Zurückhaltung ergab ein vom Branchenverband American Petroleum Institute nach dem Handelsschluss am Dienstag veröffentlichter Inventar-Schnappschuss, dass die Lagerbestände von Cushing letzte Woche um 2,7 Millionen Barrel gestiegen sind - nicht 1,8 Millionen, wie von Genscape geschätzt.

Der Branchenverband hatte mit 8,4 Millionen für die letzte Woche eine geringere Erhöhung der Rohölvorräte als die offizielle Zahl von 9 Millionen der EIA gemeldet.

Für die Benzinvorräte gab das API einen Rückgang von 2,2 Millionen Barrel an, während es für die Lagerbestände an Destillaten, die zu Diesel und Heizöl raffiniert werden, eine Zunahme um 6,1 Millionen angab. Die EIA hatte in der Vorwoche einen Rückgang von 3,7 Millionen Barrel für Benzin und einen Anstieg von 5 Millionen Barrel für Destillate berichtet.

Die EIA wird heute um 16:30 MEZ die Vorratsdaten zur letzten Woche melden und zeigen, wie genau der Schnappschuss der API war.

Wenn sich die offiziellen Zahlen als bärischer herausstellen als vom Markt erwartet, dann ist es ein klassischer Fall von Bullen, die den Erwartungen vorauslaufen, sagen Analysten.

"Der [Öl-] Markt ist immer noch anfällig", sagte Per Magnus Nysveen, Chefanalyst bei Rystad Energy.

"Die bestehenden Probleme wurden nicht auf magische Weise gelöst, die Speicherlimits sind immer noch da ... Wir bleiben kurzfristig sehr vorsichtig, aber wir sind der Ansicht, dass wir langfristig eine Preiserholung sehen werden."

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