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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
was ist bloß mit dem Ölpreis los? An den internationalen Energiebörsen vergeht fast kein Tag, ohne sinkende Notierungen. Das Rohöl der Sorte WTI markierte heute ein neues Tief bei 41,95 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Bei der europäischen Ölsorte Brent sieht es ähnlich aus, das neue Verlaufstief lag heute bei 48,26 Dollar. Ein Ende der fallenden Kurse ist bislang nicht in Sicht. Im Gegenteil, das Überangebot scheint sich aktuell eher auszuweiten.
Öl mit neuer Abwärtswelle
Noch im Juni kostete ein Barrel WTI-Öl rund 60 Dollar. Schon damals galt der Ölpreis als recht günstig, schließlich verzeichneten die Energieträger im Jahr davor eine massive Talfahrt. Nur zur Erinnerung: Vor einem Jahr notierte das WTI noch im Bereich von 100 Dollar je Barrel. Und heute? Der schwarze Schmierstoff ist nur noch etwas mehr als 40 Dollar wert. Seit Juni verlor der Ölpreis in schnellen Schritten nochmal knapp 20 Dollar an Wert.
Überangebot sorgt für eine selten gesehene Abwärtsspirale
Als Leser des Rohstoffdienstes kommt für Sie die enorme Abwärtsspirale am Ölmarkt nicht überraschend, Sie wissen über das weltweite Überangebot längst Bescheid. Bemerkenswert ist allerdings, dass sich der Preisrückgang zuletzt noch verschärft hat. Nach der langen Talfahrt des letzten Jahres und der zwischenzeitlichen Verschnaufpause nimmt die Notierung aktuell wieder ordentlich Schwung in Richtung Süden auf. Verantwortlich hierfür ist das globale Überangebot: Es gibt momentan mehr Öl als benötigt wird.
Noch vor wenigen Jahren wäre ein Überangebot des Rohstoffs undenkbar gewesen. Erst das Fracking in den USA sorgte für einen Angebotsschub und ließ damit die Preise fallen. Mittlerweile kommen verschiedene Faktoren hinzu, welche die Situation noch beschleunigen.
Die ölreichen Länder Saudi-Arabien und Irak fördern was das Zeug hält bzw. was die Erde hergibt. Die Fördermengen der OPEC befinden sich auf Rekordhoch. Der Iran steht bereits in den Starlöchern und möchte bald ebenfalls in großen Mengen Öl verkaufen. Nach Angaben von Experten ist der Ölmarkt pro Tag mit 2,5 Millionen Barrel überversorgt.
Gleichzeitig ist die Ölnachfrage relativ schwach. Aufgrund der verschiedenen globalen Konjunkturdellen (zum Beispiel China, Europa, Brasilien etc.) wird aktuell deutlich weniger Öl nachgefragt als noch in den letzten Jahren.
Charttechnik: Abwärtstrend intakt
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die letzte Öl-Analyse hier im Rohstoffdienst. Am 7. Juli schrieb ich, dass das damalige charttechnische Dreieck nach unten aufgelöst wurde und weitere Kursabgaben wahrscheinlich sind. Seitdem rutschten die Notierungen in unglaublicher Geschwindigkeit abwärts. Mit solch einem massiven Abverkauf hatte ich selbst nicht unbedingt gerechnet.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des WTI-Öls seit März 2015 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):
Mit dem Rutsch der Notierung auf ein neues Verlaufstief hat der Energieträger sein vorhandenes Verkaufssignal einmal mehr bestätigt. Bis auf weiteres bleibt der Abwärtstrend der Ölpreise vollkommen intakt. Kurz- bis mittelfristig sind weiter fallende Kurse wahrscheinlich.
Trotz des erniedrigten Preisniveaus drängen sich für Investoren keine Öl-Käufe auf. Das Ende der Talfahrt ist noch nicht in Sicht, eine nachhaltige Bodenbildung sollte vor einem Engagement zunächst unbedingt abgewartet werden.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski
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