- Führende US-Aktienindizes beendeten die Woche höher; S&P 500 jetzt 2,4% von Rekordniveau entfernt
- Russell 2000 unter Druck, zeigt, dass Handelskrieg von nachlassendem Interesse sein könnte
- Investoren verschieben Gelder in große Werte
- Öl zurück über 70 USD
- Dollar unter Druck
Die Märkte scheinen ein weitere Quartal mit zweistelligem Wachstum einzupreisen, nachdem es die bedeutsamsten Senkungen der Unternehmenssteuern in der Geschichte der Vereinigten Staaten gegeben hatte. All das veranlasste die Händler am Freitag US-Aktien die zweite Woche in Folge nach oben zu bieten. Der Dow beendete den Tag 0,38% höher, der S&P 500 gewann 0,11% hinzu, während der NASDAQ Composite den Handel um Haaresbreite höher abschloss, um 0,03% im Plus.
Positive Konjunkturdaten wurden untermauert von zunehmenden Hoffnungen auf eine positive Gewinnsaison. Frühe Ergebnisse am Freitag von JPMorgan Chase (NYSE:JPM) und Citigroup (NYSE:C) zeigten erheblich über den Prognosen liegende Gewinne bei beiden Großbanken. Als wir uns auf die neue Woche zubewegen, sind die meisten Aktienwerte nur noch ein paar Prozentpunkte von ihren Allzeithochs entfernt.
Wer hat noch Angst vor einem Handelskrieg?
Der Anstieg des S&P 500 am Freitag wurde von defensiven Basiskonsumgüter (+0,65%), was demonstriert, dass die Investoren die globalen Handelskonflikte weiter im Hinterkopf behalten. Den Konsumgütern folgten allerdings Energiewerte (+0,53%) und wichtiger, der Industriesektor (+0,52%) auf dem Fuß, was als Anzeichen interpretiert werden kann, dass der von einem Handelskrieg am stärksten getroffenen Sektor wieder stärker nachgefragt wird.
Der führende Benchmark legte letzte Woche um 2,6% zu und erzielte damit in der zweiten Woche in Folge einen Gewinn sowie einen neuen höheren Gipfel—was den seit dem Tief vom Februar bestehenden Aufwärtstrend verlängert und ihn nun zu seinem höchsten Schlusskurs seit dem 2. Februar geführt hat, nur 2,6% unter seinem Allzeithoch vom 29. Januar.
Der Dow Jones Industrial Average lief am Freitag besser als der S&P 500, da nachlassende Sorgen über den Welthandel die exportabhängigen Großunternehmen im Index unterbewertet erscheinen lassen. In diesem Hinblick spiegelte er den SPX Industrials wider. Der Dow legte über die Woche 2,4% zu, was ihn 6,4% unter seinem Rekordhoch vom 26. Januar lässt.
Der NASDAQ Composite verbuchte am Freitag einen Doppelrekord, sowohl beim Schlusskurs als auch beim Höchstkurs. Er legte über die Woche um 0,41% zu. Der Kurs formte am Freitag eine Doji-Kerzenhalter, der signalisieren könnte, dass die Rallye an Schwung verliert. Die Lücke zwischen den Kursbereichen am Donnerstag und Freitag macht auch einen Doji-Abendstern möglich, ein Muster, dass ein Machtübernahme der Bären signalisieren würde.
Das wird wahrscheinlicher, wenn am Montag eine Lücke nach unten entstehen wird. Ein weiteres Zeichen wäre ein Schlusskurs weit unter dem echten Kerzenkörper (Kursbereich zwischen Handelsbeginn und -ende ohne Schatten, Tageshoch und -tief) am Donnerstag, wenn die Umsätze hoch sind.
Der Russell 2000 ließ diesen Aufwärtstrend an sich vorübergehen. Am Freitag fiel er um 0,2%. Der Index aus kleinen Werten verlor auch über die Woche um 0,32%, schaffte es aber dennoch am Dienstag ein neues Tageshoch einzufahren, bevor er den Handel mit Verlust abschloss. Technisch gesehen formte der Kurs über die Woche damit ein Doji, was den Widerstand des vorangegangenen Dojis drei Wochen zuvor bestätigte. Damals Mitte Juni war es der Hauptbestandteil eine Bärenmusters gewesen, dem Abendstern.
Während der Welthandel in den Schlagzeilen bleibt und eine weitere Runde von Zölle auf US-Importe aus China im Umfang von 200 Mrd USD nach wie vor das Geschehen bestimmt, ist der Druck auf kleinere Aktienwerte eine ermutigendes Signal. Der einzige Grund, aus dem der Russell Index besser gelaufen ist als die Konkurrenz, ist die geringe Größe Unternehmenskomponenten, das es ihnen erlaubt, auch ausschließlich auf dem Heimatmarkt zu wachsen. Damit bleiben sie von den Folgen eines Handelskriegs verschont, der nur Unternehmen betrifft, die für ihr Wachstum auf Exporte angewiesen sind.
Sollte sich das Blatt wenden und die Aktien von auf den Heimatmarkt beschränkten Firmen an Schwung verlieren, dann wäre die ein Marktindikator, dass die Händler den Handelskrieg als abgehakt betrachten. Sollte dies der Fall sein, dann könnte der Dow zum größten Gewinner werden, da er in einem von einem Handelskrieg befreiten Umfeld als unterbewertet angesehen würde, nachdem er verkauft wurde, als Probleme im Außenhandel die Psychologie des Marktes dominierten.
Auch wenn eine Serie von Zöllen gegen China auf der Tagesordnung bleiben, dürfte es einige Zeit dauern, bis sie in Kraft treten. Anhörungen zur Sache sind für 20. bis 23. August angesetzt, denen eine Entscheidung irgendwann im September folgen sollte. Das lässt den Investoren wertvolle Zeit, um sich auf die Marktfundamente zu konzentrieren.
Da die zugrundeliegende Konjunktur nach wie vor gut läuft und die Gewinne den Erwartungen nach robust bleiben werden, dürfte der Handelskonflikt wahrscheinlich in den Hintergrund treten. Aus dem jetzigen Blickwinkel ist sein Einfluss fraglich und jegliche angenommene Messlatten für einen möglichen Effekt sind im Wesentlichen ein Ratespiel.
Das bedeutet aber nicht, dass eine Eskalation der diplomatischen Spannungen sich nicht in einer erhöhten Volatilität niederschlagen wird. Um ehrlich zu sein, wir wären überrascht, wenn dies nicht passierte. Langfristig ausgerichtete Investoren müssen das Resultat im Auge behalten und kaufen und halten, da wir weiterhin überzeugt sind, dass die Kurse steigen werden. Zur gleichen Zeit dürfte es für kurzfristig ausgerichtete Händler eine an Chancen reiches Umfeld geben, dass schnelle Gewinne auf Dellen erlaubt, vorzugsweise in einem Aufwärtstrend.