Nach dem kurzen Ausflug über die 5 %-Marke ist die Rendite der am Markt vielbeachteten 10-jährigen US-Staatsanleihe vorgestern bereits wieder deutlich zurückgekommen. Die hohe negative Korrelation der Kurse am Aktien- und am Anleihenmarkt, auf die ich vor genau einer Woche hinwies (siehe „US-Verbraucher sorgen für erneute Zinsängste“), setzte sich dabei fort. Denn die Schwäche der Aktienkurse, die sich zu Wochenbeginn aufgrund der höheren Renditen fortsetzte, endete vorgestern mit dem Rückgang der Renditen in einer deutlichen Kurserholung.
Nasdaq Composite hat sein neues Korrekturtief erreicht
Diese konnte allerdings nicht mehr verhindern, dass der Nasdaq Composite sein neues Korrekturtief markierte, welches aus saisonaler Sicht bis Ende Oktober noch zu erwarten war.
Damit mein Szenario nun noch zur Perfektion gelangt, müsste der Technologieindex jetzt lediglich noch die untere Linie seines Abwärtstrendkanals erreichen, bevor er dann im Zuge der typischen Jahresendrally wieder ansteigt. Aber selbst wenn sich der tatsächliche Kursverlauf nun vom idealen saisonalen Szenario abweicht, bleibt es dennoch faszinierend, wie beeindruckend genau er sich bis hierhin daran gehalten hat.
Welchen Einfluss hat das Weltgeschehen eigentlich auf die Kurse?
Und man stellt sich daher die Frage, welchen Einfluss die Nahost-Krise, die Geldpolitik oder alle anderen Ereignisse des laufenden Jahres eigentlich auf die Kurse hatten. Hätte sich der Nasdaq Composite auch an sein saisonales Muster gehalten, wenn das Weltgeschehen ganz anders verlaufen wäre? Ich finde, das ist eine sehr interessante Frage. Leider werden wir die Antwort darauf nie erhalten.
Dow Jones ohne neues Korrekturtief
Faszinierend ist übrigens auch, dass der Dow Jones (bislang noch) kein neues Korrekturtief markiert hat.
Am Donnerstag vergangener Woche hatte ich darauf hingewiesen, dass nicht nur der Nasdaq Composite regelmäßig bis Ende Oktober noch einmal zurücksetzt, sondern auch der Dow Jones, letzterer aber aus saisonaler Sicht meist ohne neues Korrekturtief bleibt.
Auch der S&P 500 schon mit neuem Bewegungstief
Und dass dies aktuell tatsächlich (noch) der Fall ist, ist auch deshalb faszinierend, weil der S&P 500 ebenfalls schon unter das Tief von Anfang Oktober gerutscht ist, wenn auch nur knapp.
Im Börsenbrief „Target-Trend-Spezial“, in dem der S&P 500 regelmäßig charttechnisch analysiert wird, hatte ich den Lesern gestern früh bereits geschrieben, dass der US-Index dabei immerhin die untere Linie seines Abwärtstrendkanals verteidigen konnte. Damit bestehe noch die Chance, dass die im Sommer begonnene Konsolidierung fortgesetzt wird. Und da eine solche Konsolidierung als trendbestätigend gilt, ist das Chartbild übergeordnet betrachtet noch bullish zu werten.
Allerdings wies ich die Leser auch daraufhin, dass das obere Ende des breiten Abwärtstrendkanals bei der jüngsten Kurserholung nicht mehr erreicht werden konnte. Das ist ein Signal der Schwäche. Und dadurch sieht es nach einer Beschleunigung der Abwärtstendenz aus, was bearish zu werten ist.
Darauf gilt es nun zu achten
Wenn es bei der trendbestätigenden und somit bullishen Konsolidierung bleiben soll, muss sich der S&P 500 nun möglichst schnell und deutlich von seinen jüngsten Kursverlusten erholen. Entwarnung ist aber erst angesagt, wenn die obere Abwärtstrendkanallinie wieder erreicht werden kann.
Bleibt der Index hingegen schwach und in seinem breiten Aufwärtstrendkanal, muss man damit rechnen, dass dessen untere Linie angesteuert wird, die derzeit zwischen 3.900 und 4.000 Punkten verläuft.
Das 61,80%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung von März bis Juli bei 4.116,02 Punkten wäre auf dem Weg dorthin noch ein möglicher Halt und das nächste Kursziel.
Und wenn der S&P 500 weiter schwächelt, wird wohl auch der Dow Jones ein neues Korrekturtief nicht mehr verhindern können. Ich bleibe aber bei meiner Aussage vom Freitag, wonach ich nun langsam „von saisonaler Schwäche auf Jahresendrally umstellen“ würde.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus