Außenhandelsdaten haben gestern noch einmal die gravierenden Unterschiede zwischen der nach wie vor gut laufenden US-Wirtschaft und der strauchelnden deutschen Wirtschaft aufgezeigt. Die US-Exporteure konnten auch im August der schwächelnden Weltkonjunktur trotzen und ihre Ausfuhren um 1,6 % im Vergleich zum Vormonat auf gut 256 Milliarden Dollar erneut steigern. Bereits im Juli hatte es ein deutliches Plus von damals 1,7 % gegeben.
Im Gegensatz dazu sind die deutschen Exporte wegen der schwachen Nachfrage auf den Weltmärkten im August bereits den zweiten Monat in Folge gefallen. Die Ausfuhren sanken um 1,2 % zum Vormonat auf 127,9 Milliarden Euro. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,4 % gerechnet, nach einem Minus von 1,9 % im Juli.
Für die Börsen sind aktuell aber beide Nachrichten schlecht. Denn positive Wirtschaftsdaten aus den USA schüren derzeit Ängste vor weiter steigenden oder länger hoch bleibenden Leitzinsen der US-Notenbank. Und schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone bzw. Deutschland schüren die Angst vor einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche und somit schlechten Unternehmensergebnissen. Daher haben die Aktienmärkte gestern erneut Schwäche gezeigt, wieder einmal vor allem infolge der Daten aus den USA. Die USA haben eben nach wie vor den größten Einfluss auf die Kurse.
Die saisonale Erholung steht kurz bevor
Die jüngsten Versuche einer Stabilisierung der Kurse am Aktienmarkt wurden daher von den Bären wiederholt gekontert. Mehr als eine Konsolidierung auf den tieferen Niveaus ist den Bullen also bislang nicht gelungen. Dabei halten sich die Märkte aber, allen voran der Nasdaq Composite, weiterhin an den saisonalen Verlauf.
Die typische Erholung im Oktober startet bei den US-Technologieaktien durchschnittlich betrachtet immer erst einige Tage nach Monatsbeginn. Und aus Elliott-Wellen-Sicht könnte es zuvor noch einmal zu einem tieferen Tief im Rahmen des aktuellen 5-gliedrigen Abwärtsimpulses kommen. Dies würde auch zum saisonalen Chart passen, bei dem es kurz vor der Erholungsbewegung auch regelmäßig noch zu einem tieferen Tief kommt (siehe kleiner roter Kreis im folgenden Chart).
Der DAX ist äußerst günstig bewertet
Beim DAX ist eine Kurserholung auch aus fundamentaler Sicht angebracht. Denn die folgende Grafik der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zeigt, dass der deutsche Leitindex inzwischen nur noch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10,2 bewertet ist und dies das untere Ende der Spanne der vergangenen 10 Jahre darstellt.
Zugleich ist die Dividendenrendite mit 4,6 % sogar konkurrenzfähig zu US-Staatsanleihen – im Gegensatz zu den US-Indizes, deren Rendite höchstens halb so hoch ist. Und sie steht beim DAX nahe dem oberen Ende der 10-Jahresspanne.
Selten konnte man also in den vergangenen 10 Jahren derart üppige Erträge mit Dividenden erzielen. Von daher ist eine Long-Position auf den DAX womöglich sogar noch sinnvoller als auf den Dow Jones (siehe vorgestrige Börse-Intern). Man könnte aber natürlich auch splitten und auf beide Indizes setzen und somit das Risiko streuen. Und die Long-Position auf den DAX könnte man auch längerfristig halten.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus