Nach den Verbraucherpreisen sind gestern auch die Erzeugerpreise in den USA in weiten Teilen höher ausgefallen als erwartet. Und dabei gilt das Gleiche: Die Gesamt-Teuerung bewegt sich in die richtige Richtung – abwärts, die Kernrate steigt aber überraschend.
Daher wird inzwischen schon darüber spekuliert, ob die US-Notenbank (Fed) im November eine Zinspause einlegen wird. Doch an den Börsen zeigen sich die Anleger relativ unbeeindruckt.
Zinssenkungsfantasie ebbt erneut etwas ab
Zwar wird aktuell eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im November „nur“ noch mit rund 82 % erwartet, nachdem es vorgestern noch 87 % waren, doch ist das immer noch ein sehr hoher Wert. Und das gilt auch für einen weiteren Zinsschritt im Dezember, der aktuell mit 77,4 % erwartet wird, nachdem es am Dienstag 78 % waren. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit aktuell bei fast 22 %, dass es im Dezember keine weitere Zinssenkung gibt. Am Dienstag war es nur etwa halb so viel.
Dow Jones folgt dem S&P 500 auf ein neues Rekordhoch
Dennoch bewegen sich S&P 500 und Dow Jones weiterhin im Bereich ihrer aktuellen Rekordhochs. Die Bullen lassen sich also nicht die Laune verderben. Sie denken sich womöglich, dass eine hohe Inflation auch das Ergebnis einer hohen Nachfrage ist. Und das dürfte zu hohen Unternehmensgewinnen führen, was steigende Aktienkurse begründet.
Und so hat nach dem S&P 500 nun auch der Dow Jones ein neues Rekordhoch erreicht (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart). Die Aktienindizes folgen somit weiter dem bullishen Elliott-Wellen-Szenario.
Aber Achtung! Der Dow Jones hat nun wieder das obere Ende seines Aufwärtstrendkanals erreicht. Und er könnte natürlich erneut von diesem Widerstand abprallen, wie zuletzt schon am 27. September. Dass der Index diese Hürde aber nach wenigen Tagen schon wieder angreift, spricht eher dafür, dass sich die Bullen nicht lange abwimmeln lassen. Sie wollen die Rally fortsetzen. Und daher würde ich aktuell eher damit rechnen, dass die Hürde übersprungen wird.
DAX macht Tradern das Leben schwer
Von dieser Entwicklung profitiert auch der DAX. Am 27. September hatte ich berichtet, dass „die Kurse inzwischen schon fahnenstangenartig nach oben“ laufen. „Und das deutet meist auf das baldige Ende einer Bullen-Party hin. Daher kann man nun den Stop-Loss enger nachziehen und an Gewinnmitnahmen denken“, hieß es.
Dieser Rat kam durchaus zum richtigen Zeitpunkt. Denn unmittelbar danach endete der Kursanstieg mit dem Plus von mehr als 7 % und es kam zu einer deutlichen Gegenbewegung. Und mit dieser gerieten die Kurse unter die Hochs vom 3. Und 19. September (siehe rote Ellipse im folgenden Chart). Damit drohte der Ausbruch auf ein neues Rekordhoch zur Bullenfalle zu werden.
Doch das markantere Hoch vom 15. Mai wurde verteidigt (grüner Pfeil). Und von dort ging der DAX wieder in eine Aufwärtsbewegung. Damit könnte sich der Aufwärtstrend nun auch beim deutschen Leitindex fortsetzen.
Dazu muss allerdings noch die Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) überwunden werden, die zum Monatswechsel bereits ihrem Namen gerecht wurde, da sie den Kursanstieg behindert und den DAX aus Sicht der Target-Trend-Methode idealtypisch in eine Konsolidierung geschickt hat. Aber solange der DAX nun nicht unter das Tief dieser Gegenbewegung gerät, ist mit weiter steigenden Kursen zu rechnen.
Wo bleibt die saisonale Schwäche?
Bei all den bullishen Signalen sollte man aber beachten, dass wir uns eigentlich nach wie vor in der saisonal schwachen Phase befinden. Und es ist wohl der anhaltenden Übertreibung geschuldet, dass es sowohl im August als auch im September jeweils nur zu kurzen, wenn auch scharfen Rücksetzern gekommen ist und im Oktober von den Bären bislang kaum etwas zu sehen war.
Vielleicht sollte man aber gerade deshalb damit rechnen, dass es vor einer typischen Jahresendrally doch noch zu einem größeren Rücksetzer kommt. Denn aktuell deutet nichts auf eine solche Korrektur hin. Im Gegenteil: Die Chartbilder sind derzeit fast durchweg bullish. Kaum jemand dürfte daher mit einem scharfen Einbruch rechnen. Die Börse geht aber gerne den Weg des größten Schmerzes. Und daher würde eine deutliche Korrektur wohl aktuell besonders viele Anleger hart treffen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus