Keine 24 Stunden vor dem US-Arbeitsmarktbericht war es für Investoren schließlich an der Zeit, Gewinne vom Tisch zu nehmen. Die fragile Erholung der US-Wirtschaft rechtfertigt nicht gerade üppige Aktienmarktbewertungen, und die Anleger befürchten nun, dass bei einem langsameren Expansiontempo des Dienstleistungssektors die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte. Ein schwacher Arbeitsmarkt bedeutet eine schwache Wirtschaft, und deshalb sollten Aktien nicht höher, sondern niedriger gehandelt werden. Die gestrige Korrektur an den Aktienmärkten führte zu einer breit angelegten Risikoaversion an den Devisenmärkten. Der US-Dollar wurde gegenüber dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken ausverkauft, handelte aber gegenüber allen Währungen mit einem hohen Beta, mit Ausnahme des Euro, höher.
Die US-Arbeitsmarktdaten sorgen zwar traditionell für große Kursbewegung, aber in den letzten Monaten waren die Auswirkungen auf die Devisenmärkten aus einer Vielzahl von Gründen begrenzt. Die Anleger rechneten entweder mit einer schwachen Zahl, prognostizierten eine Erholung oder blickten durch die vorübergehende Schwäche hindurch. In diesem Monat könnten wir jedoch angesichts der Diskrepanz zwischen den Markterwartungen und anderen Daten sowie der Besorgnis über die Gesamtwirtschaft eine größere Reaktion sehen. Obwohl die Verbesserung bei den Arbeitslosenanträgen aufgrund der saisonalen Anpassungen im Zusammenhang mit der Pandemie ein wenig irreführend ist, gibt es in diesem Monat weit mehr Argumente für stärkere als für schwächere Beschäftigtenzahlen.
Zwischen Juli und August verdoppelte sich die Zahl der Privatbeschäftigten in den USA, es gab weniger Arbeitsplatzverluste im Dienstleistungs- und Fertigungssektor, die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ging zurück, die Daueransprüche sanken und die Entlassungen ließen nach. Das Verbrauchervertrauen war uneinheitlich, aber angesichts des Anstiegs der neuen Virusfälle im Juli und August überrascht das nicht. Dennoch erwarten Ökonomen, dass sich das Beschäftigungswachstum von 1,76 Millionen auf 1,35 Millionen verlangsamt. Die Arbeitslosenquote wird sich voraussichtlich verbessern, aber das durchschnittliche Wachstum der Stundenlöhne könnte stagnieren. Wir erwarten, dass der Dollar auf eine schwache Zahl stärker reagieren wird als auf eine starke. Die Marktstimmung beginnt zu drehen, die Aussichten für die Wirtschaft sind unsicher, und wenn gute Daten ausbleiben, werden die Anleger befürchten, dass diese sich im Herbst erneut verschlechtern werden. Dagegen dürfte eine gute Zahl weder dem Dollar noch den Aktien viel helfen, sofern sie mit Skepsis betrachtet werden.
Argumente für ein höheres Stellenwachstum
- ADP-Bericht: 428.000 Neueinstellungen nach 212.000 zuvor
- Challenger: Laut Challenger erfolgten per August Entlassungsankündigungen in einem Volumen von 115,762 nach zuvor 262.649.
- Beschäftigungskomponente des ISM-Index Dienstleistungen steigt von 42,1 auf 47,9
- Beschäftigungskomponente des ISM-Index Industrie steigt von 44,3 auf 46,4.
- 4-Wochen-Durchschnitt der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung sinkt von 1,39 Millionen auf 991.000
- Folgeanträge sinken auf 13,25 Millionen von 15,48 Millionen
- Anstieg des Verbrauchervertrauens nach Lesart Uni-Michigan
Argumente für ein geringeres Stellenwachstum
- Starker Rückgang des Conference Board Verbrauchervertrauens
Die Zahlen des kanadischen Arbeitsmarktes stehen ebenfalls auf dem Terminplan. Bei guten Daten aus Kanada und schlechten aus den USA könnte der USD/CAD schnell wieder auf Talfahrt gehen. Aber ein guter US-Jobbericht könnte den USD/CAD auch nach oben treiben. Besonders anfällig für eine Korrektur wären der AUD/USD und der NZD/USD.