Wir hatten im Zusammenhang mit der vergangenen EZB-Sitzung davon gesprochen, dass die EZB versuchen will, den Anstieg des Euros zu stoppen. Schauen wir uns das bisherige Ergebnis an:
Der Euro fiel tatsächlich weiter und steht nun an der unteren Trendbegrenzung des aktuellen Aufwärtstrends, der sich innerhalb der großen Seitwärtsbewegung zwischen ca. 1,20 Dollar und 1,50 Dollar gebildet hat.
In den kommenden Tagen wird sich nun entscheiden, ob diese Trendlinie hält oder nach unten gebrochen wird. In letzterem Fall muss mit einer kurzen Trendbeschleunigung nach unten gerechnet werden. Für einen Trendbruch sprechen allerdings einige fundamentale Überlegungen.
Fed rudert zurück, EZB rudert weiter
Im Moment ist es so, dass die Fed nun sehr vorsichtig damit beginnt, ihre höchst expansive Geldpolitik langsam zurückzufahren, während die EZB noch dabei ist, die europäische Geldpolitik weiter zu lockern. Je expansiver eine Geldpolitik ausgelegt ist, desto mehr wird die zugrundeliegende Währung geschwächt – so zumindest die Theorie.
Börse handelt Zukunft. Wenn also der Dollar einer strafferen Geldpolitik entgegen sieht, während im Euro-Raum eher mit einer sich zunehmend expansiven Geldpolitik gerechnet werden muss, sollte eigentlich, alle anderen Faktoren außen vorgelassen, der Euro zum Dollar fallen. Und so steigt das Risiko, dass der Trend nach unten verlassen wird. Wie schon geschrieben, ist genau das, die Schwächung des Euros, die erklärte Absicht der EZB.
Die Charttechnik als Bestätigung
Man kann es auch andersherum drehen. Wenn die Trendlinie bricht, wäre das der charttechnische Beleg dafür, dass die EZB mit ihrer Taktik erfolg hat.
Übergeordnet seitwärts
Generell aber sollte aber im großen Bild die Seitwärtsbewegung im EUR/USD weitergehen. Und das ist ebenfalls fundamental zu begründen. Auf mittlere Sicht gesehen geben sich nämlich beide Notenbanken zurzeit nicht viel. Die Leitzinsen notieren nahe Null und das ist eigentlich der entscheidende Punkt. Inwieweit noch ein paar geldpolitische Maßnahmen mehr oder weniger beschlossen werden, ist für das Verhältnis Euro/Dollar im großen Bild nur von untergeordneter Bedeutung. Das wiederum zeigt sich daran, dass der Euro zum Dollar seit 2009 oder sogar 2006 in einer großen Spanne seitwärts läuft. Die Unterschiede werden nur an den Kursbewegungen innerhalb dieser Seitwärtsbewegung sichtbar. Das ist alles.
Wenn die Fed die Leitzinsen anhebt
Ändern könnte sich das Bild, wenn die Fed tatsächlich die Leitzinsen anhebt. Aber sehr wahrscheinlich wird das nur sehr zögerlich und vorsichtig geschehen. Zudem muss damit gerechnet werden, dass die EZB diesen Maßnahmen zeitversetzt folgt.
Nur wenn sich der Zinsspread zwischen USA und EU deutlich ausweiten würde, könnte auch die Seitwärtsbewegung ihr Ende finden. In diesem Fall sollte der Dollar steigen, also der Euro weiter fallen.
Fazit:
Damit kann man zusammenfassend folgendes prognostizieren:
Wenn die untere Trendlinie nun auch nachhaltig und dynamisch gebrochen wird, bleibt die kurzfristige Tendenz abwärts gerichtet. Mittelfristig ist dies aber nur eine Abwärtsbewegung in einer übergeordneten Seitwärtsbewegung. Nur wenn langfristig ein deutliches Zinsgefälle zwischen den USA und Europa entsteht, wird die Seitwärtsbewegung ein Ende finden.
Jochen Steffens
Stockstreet GmbH