Einzigartige Zeiten

Veröffentlicht am 01.04.2014, 10:33

Eigentlich wollte ich Sie heute, am 1. April, wie jedes Jahr in den April schicken. Und das mit irgendeinem abstrusen, vollkommen übertriebenen Szenario oder Thema zur Börse. Wenn man sich allerdings zurücklehnt und vor Augen führt, was seit Ausbruch der Krise inzwischen geschehen ist, dann kann man nur zu einem Schluss kommen: Beinahe jedes vollkommen übertriebene und abstruse Szenario, das für einen Aprilscherz geeignet wäre, ist bereits Realität: Leitzinsen bei null, negative Renditen bei Staatsanleihen, die auch noch gekauft werden, massiv steigende Börsenkurse trotz eines immer noch hohen Krisenbewusstseins des Großteils der Menschen etc. Es sind schon einzigartige Zeiten, die wir zurzeit miterleben. Börse extrem – ohne Frage.

Nein, in diese Zeit passt einfach kein Aprilscherz mehr, es tut mir leid. Und das Verrückte ist, es könnte (Sie bemerken den Konjunktiv?) noch viel extremer werden. Und weil es eben fast wie ein Aprilscherz klingt, greife ich heute noch einmal den Vergleich mit den 1970/80er Jahren des 20. Jahrhunderts auf.

1.000 Prozent in 18 Jahren

Sie erinnern sich: Damals gab es ebenfalls eine lange Seitwärtsbewegung, aus welcher der Dow Jones irgendwann nach oben ausbrach:
Dow Jones Chart

Der Ausbruch, aus dieser großen Seitwärtsbewegung startete im Jahr 1982. Die dann folgende Rally, dauerte 18 Jahre und lief bis in das Jahr 2000!
Natürlich gab es während dieser Rally den berühmten 1987er Crash, aber im Gesamtbild scheint sogar dieser so verstörende Crash nur als kleine Konsolidierung.

S&P500 deutlich ausgebrochen

Im Dow Jones ist aktuell keine eindeutig umrissene Seitwärtsbewegung zu erkennen. Das liegt unter anderem an der seltsamen Zusammensetzung und Bewertung des Index. Aber im breiter aufgestellten S&P500 hat sich eine solche seit Ende der 1990er-Jahre entwickelt. Und aus dieser Seitwärtsbewegung ist der Kurs inzwischen dynamisch und nachhaltig ausgebrochen:
S&P 500 Index
Die Frage aller Fragen lautet demnach, geht der „Wahnsinn“ weiter und folgt vielleicht auch nach der Seitwärtsbewegung der vergangenen Jahre eine ähnlich lange Rally? Stehen uns vielleicht erneut 15 – 20 Jahre Aufwärtstrend bevor?


Der Dow Jones ist um 1.000 Prozent von knapp 1.000 Punkten auf 11.000 Punkte gestiegen. Dass uns abermals ein solcher Anstieg bevorsteht, ist kaum vorstellbar. Aber das war es 1983 sicherlich auch nicht. Nach 20 Jahren Seitwärtsbeweg hätte niemand geglaubt, dass der Dow Jones bis auf 11.000 Punkte steigt, das können Sie mir glauben. Für den S&P500 würde das bedeuten, dass er auf 16.500 Punkte steigt – genauso unglaublich.

Kein Einzelfall

Aber vielleicht war dieser Anstieg der 1980/90er Jahre ein Einzelfall? Nein, denn es gab auch schon am Anfang des 20. Jahrhunderts eine große Seitwärtsbewegung, allerdings mit einer großen Verwerfung, dem 1929er Crash. Damals kämpfte der Dow Jones ebenfalls mindestens 20 Jahre mit der 100-Punkte-Marke, und stieg dann nach dem eigentlichen Ausbruch (lassen wir den Crash als Verwerfung außen vor) Anfang 1934 bis zum Jahr 1966 ebenfalls um knapp 1.000 Prozent (900 Prozent) auf 1.000 Punkte an. Dow Jones Industrial Avarage Index
Verzehnfachungen innerhalb von 15 bis 20 Jahren sind also an den Börsen nichts Ungewöhnliches sind und diese treten offenbar gerne im Anschluss an eine Seitwärtsbewegung auf. Und vielleicht ist genau diese extreme Situation, in der wir uns aktuell befinden, die Grundlage für dieses noch extremere Szenario.

Was wäre besser als Aprilscherz geeignet, als die Behauptung, der S&P500 werde bis 2030 auf 16.500 Punkte steigen oder der Dow Jones auf 100.000 oder der DAX auf 80.000 Punkte – also jeweils Kursverzehnfachungen? Wie extrem also die aktuellen Zeiten sind, sehen wir daran, dass man selbst ein derart extremes Szenario nicht mehr als Aprilscherz nutzen kann.

Jochen Steffens
Stockstreet GmbH

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