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Ende der Korrektur oder Phase 4 - Welche Erkenntnis setzt sich durch?

Veröffentlicht am 28.05.2020, 10:00
Aktualisiert 14.05.2017, 12:45

Mir scheint es, dass der Kursanstieg der Aktienindizes inzwischen nicht mehr nur von den Werten getragen wird, die von der Coronavirus-Krise profitieren, sondern auch Aktien in die Kurserholung eingestiegen sind, die eigentlich noch mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben.

Jetzt erholen sich auch noch die Nachzügler

So legten gestern zum Beispiel Bank-Aktien stark zu, die von möglichen Kreditausfällen belastet sind. Und schon seit vorgestern schießen Aktien aus dem Transport- und Tourismussektor durch die Decke, konkret Airlines und Reiseanbieter (zum Beispiel Lufthansa (DE:LHAG) und TUI (DE:TUIGn)), obwohl derzeit bei Urlaubsbuchungen und an den Flughäfen noch gähnende Leere herrscht, von ersten Lichtblicken einmal abgesehen. Und auch konjunktursensible Aktien zum Beispiel aus der Chemie- und Automobilbranche (unter anderem Covestro (F:1COV), BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn)) starten langsam aber sicher auch nach oben durch. Sie führen die Gewinnerlisten aktuell sogar an.

Man kann dies nun bullish sehen, weil die Kursanstiege damit nicht mehr nur von wenigen Aktien getragen werden, sondern nun eine gewisse Marktbreite herrscht. Man kann dies aber auch bearish sehen, weil die Aktien, die jetzt in die Kurserholung mit eingestiegen sind, vom Prinzip Hoffnung getrieben werden.

Passend dazu sagte Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, auf der virtuellen Hauptversammlung des Finanzkonzerns, dass an den Märkten mögliche Zweit- und Drittrundeneffekte der Virus-Krise nicht ausreichend eingepreist seien. Solche Effekte können zum Beispiel Kreditausfälle von Unternehmen sein, die diese Krise nicht überleben. Und damit sind wir wieder bei den Bankenwerten, die jüngst ihre Kurserholung verstärkt haben. Die Märke setzen also immer stärker auf eine schnelle Erholung.

Viele Unternehmen werden die Krise erst nach Jahren abschließenDas Kuriose daran ist, dass gerade auch Aktien stark steigen, die mit milliardenschweren (Staats-)Krediten vor der Insolvenz bewahrt werden. Die oben bereits genannten Lufthansa und TUI sind dafür prominente Beispiele. Doch diese Unternehmen werden auf Sicht von mehreren Jahren für Ihre Aktionäre keine Erträge erwirtschaften. Selbst wenn die Unternehmen vielleicht im kommenden oder eher sogar erst in zwei oder drei Jahren wieder Gewinne erzielen, werden diese zunächst in die Tilgung der Kredite fließen. Davon haben Aktionäre als Anteilseigner im eigentlichen Sinne einer Gewinnbeteiligung also auf absehbare Zeit nichts.

Die Aktienkurse dieser Unternehmen steigen somit nicht, weil die Aktionäre von den Unternehmensgewinnen profitieren werden, sondern sie steigen aus spekulativen Gründen, weil Anleger auf Kursgewinne setzen. Wir haben es dadurch aktuell nicht mit einem fundamental gesunden Aufwärtstrend zu tun, sondern mit einem inzwischen nur noch rein spekulativ getriebenen Markt. Und dieser steckt schon wieder in einer extremen Übertreibung, sowohl fundamental als auch charttechnisch.

Was kann die Kurserholung stoppen?

Kürzlich fragte mich ein Leser, „wie der DAX überhaupt auf 11.800 oder gar 12.000 Punkte steigen soll“, wo er doch charttechnisch noch diverse „heftige Barrieren“ vor sich hat, unter anderem das 61,80%-Fibonacci-Retracement der crashartigen Abwärtsbewegung (siehe dazu auch gestrige Analyse und Chart unten). Meine Antwort lautete wie folgt:

Charttechnische Hürden scheinen derzeit für den DAX nur kurzfristige Probleme zu sein. Denn die Börsenampeln stehen derzeit einfach in vielerlei Hinsicht auf grün. Ich frage mich daher aktuell eher, was den DAX eigentlich davon abhalten könnte, diese Hürden zu überspringen?! Denn die bullishe Stimmung der Anleger scheint zurzeit wie in Stein gemeißelt. Und in der Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche war Folgendes zu lesen:„Doch durch die zusätzliche Liquidität besteht für viele Investoren keine Notwendigkeit, bestehende Investitionen aufzulösen, um sie in andere Anlagen umzuschichten, je nach Nachrichtenlage im Risk-On- oder Risk-Off-Modus. Stattdessen können bestehende Investitionen gehalten und durch die zusätzliche Investition aufgestockt werden, wovon Aktien, Anleihen und Gold seit dem 19. März fast gleichermaßen profitieren, frei nach dem Motto: Die Flut hebt alle Boote.“Ich bin aktuell aus fundamentaler Sicht alles andere als bullish. Aber der Trend ist einfach im Gange. Und es scheint schwer, diesen „fahrenden Zug“ anzuhalten oder gar umzukehren. Es braucht dazu allerdings meist nur ein Fünkchen, damit die Stimmung der Anleger dreht, auch wenn dieses noch nicht in Sicht scheint.DAX beendet die crashartige Korrektur

Passend dazu hat der DAX gestern auch bereits das 61,80er Retracement überschritten, wenn auch nicht nachhaltig (siehe grüner Kreis im folgenden Chart).

DAX - Fibonacci-Retracements

Die große crashartige Korrektur gilt damit nun als beendet, zumindest formal aus Sicht der Fibonacci-Marken. – Wieder ein Aspekt, der die Börsenampel grün erscheinen lässt.

Phasen 1 und 2: Einige wenige Aktien profitieren

Doch ich erinnere noch einmal an die 5 Phasen eines Crashs (siehe auch Artikel unten). Die Phasen 1 und 2 haben wir mit der crashartigen Abwärtsbewegung, die nun aus Sicht der Fibonacci-Marken als abgeschlossen gilt, im Februar und März gesehen, inklusive einer klaren Marktpanik, die typisch ist für die Phase 2. Auch haben wir gesehen, dass in dieser Zeit einige wenige Aktien entgegen der allgemeinen Verkaufswelle deutlich zulegen konnten, weil diese von dem externen Ereignis, also der Ausbreitung des Virus, profitieren konnten oder man ihnen dies zumindest unterstellte.

Phase 3: Die meisten Aktien profitieren von der Hoffnung auf Besserung

Weiterhin erleben wir, dass neue Nachrichten deutlich weniger dramatisch betrachtet werden. Sie werden sogar eher positiv gewertet, selbst wenn sie eigentlich noch katastrophal sind, weil sie nicht mehr so schlimm ausfallen wie im Vormonat. Und man argumentiert daher, dass sie noch das Tal der Tränen darstellen, welches aber inzwischen bereits durchschritten ist und es zukünftig ja wieder besser wird. Es setzt sich mehr und mehr die Annahme durch, dass das Gröbste überstanden ist und zudem alles nicht so schlimm ist – sonst würden die Kurse ja schließlich nicht so stark steigen.

Und hier muss man als Anleger sehr aufpassen. Denn wenn man selbst skeptisch ist, wird man von den steigenden Kursen unter Umständen zermürbt. Hat der Markt vielleicht Recht? Geht es der Wirtschaft doch deutlich besser, als es die Daten derzeit zeigen? Erholt sich die Wirtschaft vielleicht doch sehr schnell? Sind die Bedenken bezüglich Zweit- und Drittrundeneffekten unbegründet? Vielleicht sollte ich doch endlich stärker einsteigen, um die weiteren Kursgewinne nicht zu verpassen?

Diese oder ähnliche Fragen wird man sich in der aktuellen Phase inzwischen unweigerlich stellen. Und viele bislang skeptische Anleger kippen angesichts der immer weiter steigenden Kurse bereits um und steigen auch in den Markt ein. Die Kurserholung setzt sich dadurch fort, es kommt zu einer Übertreibung.

Prozess-Ende oder Phase 4 - Welche Erkenntnis setzt sich durch?

Letztlich weiß aktuell niemand, wie stark und wie lange die Corona-Krise die Weltwirtschaft belastet. Ist der Einfluss nur von kurzer Dauer, bricht der Prozess der 5 Crash-Phasen an dieser Stelle ab und die Kurse können auf die Niveaus steigen, die vor dem Einbruch erreicht waren. Doch sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Konsumenten ihr Verhalten ändern und zurückhaltend bleiben, Unternehmen Investitionen reduzieren und geplante Vorhaben verschieben oder sogar gänzlich verwerfen, könnte Phase 4 starten.

Phase 4: Anleger werden von der Realität eingeholt

Die Aktienkurse geben wieder nach, weil durch den reduzierten Konsum und die geringeren Investitionen die Umsätze und Gewinne der Unternehmen nachhaltig belastet bleiben. Die (Gewinn-)Erwartungen waren somit zu hoch angesetzt bzw. die Kurse haben sich einfach zu weit erholt, so dass sie die tatsächlichen Gegebenheiten nicht mehr ausreichend berücksichtigten.

Wie geringere Investitionen aussehen können, sieht man aktuell an Prognosen zum Energiesektor. Wegen der Corona-Krise droht der Branche ein historischer Rückgang der weltweiten Investitionen. Die Internationale Energiebehörde (IEA) teilte heute mit, dass die Investitionssumme in diesem Jahr voraussichtlich um 20 % bzw. rund 400 Milliarden Dollar schrumpfen werde. Im Öl- und Gassektor beträgt der Rückgang fast ein Drittel.

In weiteren Branchen dürfte es ähnlich aussehen. In Deutschland gehen die Unternehmen zum Beispiel weiterhin von Exportrückgängen aus. Die Industrie kämpft auch dadurch noch mit ausbleibenden Aufträgen. Vom ifo-Institut war dazu zu hören, dass auch der Auftragsbestand in der Investitionsgüterindustrie weiter sehr schlecht ist. In einem solchen Umfeld wird eben deutlich weniger investiert.

Gefahr einer Phase 4 ist sehr groß

Aktuell sehe ich eine große Gefahr, dass wir uns derzeit am Ende der Phase 3 befinden und bald Phase 4 startet. Denn dass die Anleger inzwischen wieder fast alles kaufen, was nicht niet- und nagelfest ist, spricht dafür, dass immer mehr Skeptiker umfallen und Bedenken über Bord geworfen werden. Dadurch können sich inzwischen auch Unternehmen über steigende Aktienkurse freuen, die auf Sicht von mehreren Jahren kaum Gewinne für ihre Aktionäre erwirtschaften werden, sondern milliardenschwere Kredite zurückzahlen müssen. Die Anleger verkennen dies und gehen daher spekulative Risiken ein. Die fundamentale Bewertung ist dadurch ungerechtfertigt hoch. Eine Phase 4 könnte dies bereinigen und die Aktienkurse auf ein für die Realität angemessenes Niveau zurückführen.

Selbst die EZB, die von Amts wegen eigentlich Optimismus versprühen muss, hat die Hoffnung auf einen vergleichsweise milden Konjunktureinbruch in der Euro-Zone offiziell begraben. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr zwischen 8 % und 12 % sinken, sagte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde heute bei einer Veranstaltung. Bislang waren die Währungshüter von einem Minus zwischen 5 % und 12 % ausgegangen. Das diese Range nun auf den negativeren Bereich eingeengt wurde spricht dafür, dass die Chancen auf einen vergleichsweise milden Einbruch nicht mehr vorhanden sind. Dies räumte auch Lagarde ein.

Allerdings gilt, was ich bereits am 30. April zu den 5 Phasen eines Crashs schrieb (siehe „2001 und 2011 als mahnende Beispiele“): Die Märkte können länger irrational bleiben, als jede Vernunft es vermuten

lässt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Sven Weisenhaus

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