Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
„Satoshi Nakamotos Entwicklung des Bitcoins im Jahr 2009 wurde oft als radikale Weiterentwicklung von Geld und Währung gefeiert, da es sich um das erste Beispiel eines digitalen Vermögenswerts handelt, der weder eine Deckung oder einen ‚intrinsischen Wert‘ noch einen zentralisierten Emittenten oder Kontrolleur aufweist. Ein anderer, wohl wichtigerer Teil des Bitcoin-Experiments ist jedoch die zugrundeliegende Blockchain-Technologie als Instrument des verteilten Konsenses.“ Mit diesen lobenden Worten beginnt das 2014 veröffentlichte Ethereum Whitepaper. Was folgt, ist eine Begründung der Überlegenheit Ethereums (ETH) gegenüber dem Bitcoin (BTC).
Denn während Bitcoin nur als Währung dient, ist in die Ethereum-Blockchain eine Programmiersprache eingebettet, die es jedem ermöglicht Smart Contracts und dezentrale Anwendungen zu schreiben. Non-Fungible Token (NFTs) und Dezentralisierte Autonome Organisationen (DAOs) – die Krypto-Anlage-Hypes der letzten Monate – werden durch Smart Contracts überhaupt erst möglich und basieren meist auf Ethereum. Hinzu kommen vielfältige Anwendungen in Industrie und Wirtschaft, wo Intermediäre, Treuhänder oder Vermittler obsolet werden. Lieferketten bspw. können durch die Blockchain transparent abgebildet werden, wobei die Zollabwicklung und jeder Verladevorgang vollautomatisiert werden könnte.
Trotz der offensichtlichen Vorteile von Ethereum gegenüber Bitcoin ist die Marktkapitalisierung des First Movers bisher unerreicht. Mit einem für diesen Sommer angekündigten Update dürfte sich die Lücke allerdings weiter schließen – denn Ethereum wird nachhaltig.
Energiefresser Bitcoin
Bitcoin und bisher auch noch Ethereum nutzen das Proof-of-Work-Verfahren. Miner müssen mathematische Probleme lösen, um das Blockchain-Netzwerk abzusichern und Transaktionen zu überprüfen. Steigt der Wert der Kryptowährung, werden diese Probleme komplexer und die Anforderungen an Computersysteme und der damit verbundene Energieverbrauch entsprechend höher. Nach Schätzungen des Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index übersteigt der jährliche Energieverbrauch des Bitcoins mittlerweile den von Ländern wie Norwegen, Schweden oder Argentinien.
Immerhin stellte eine Studie des Bitcoin Mining Councils fest, dass der Energiemix des weltweiten Bitcoin-Minings im vierten Quartal 2021 zu 58,5 % aus nachhaltigen Energiequellen stammte. Vor allem professionelle Mining-Firmen produzieren ihren Strom oft selbst aus regenerativen Quellen, um Kosten zu sparen umweltbewusste Investoren bzw. Aktionäre zu halten. Doch auch dieser grüne Anstrich ist trügerisch. Denn um konkurrenzfähig zu bleiben, sind gerade diese Unternehmen gezwungen ihre Hardware kontinuierlich zu erneuern. Produktion und Entsorgung sind jedoch besonders emissionsintensiv und stehen in einem deutlichen Missverhältnis zur kurzen Einsatzzeit.
Wie Ethereum jetzt nachhaltig wird
Die Ethereum Foundation hat nun angekündigt, dass ETH bereits diesen Sommer vom Proof-of-Work- zum Proof-of-Stake-Verfahren übergehen wird. Statt komplexe Rechenaufgaben zu lösen, müssen Miner lediglich einen Teil Ihrer Kryptowährung in speziellen Wallets vorhalten (staken), um Transaktionen zu verifizieren. Der hierfür notwendige Energieaufwand beträgt nur noch 0,5 Prozent des Proof-of-Work-Verfahrens und bedarf keiner High-End-Hardware.
Mitte März wurde der Übergang zum Proof-of-State-Verfahren größtenteils erfolgreich simuliert. Tim Beiko, ein für das Update zuständiger Entwickler, zeigte sich daraufhin in einem Interview zuversichtlich, dass das neue Verfahren noch diesen Sommer eingeführt wird. In den folgenden sieben Tagen stieg der ETH-Kurs um 13 % und entwickelte sich dabei auch deutlich besser als der Bitcoin, der nur 7 % zulegen konnte. Vielleicht ein Vorgeschmack, auf die Rallye, die nach dem Update startet. Denn dann findet die zunehmende Masse nachhaltigen Investoren auch in Kryptowährungen ein vielversprechendes Zuhause.