Kritische Aussagen von Mitgründer und Entwickler Vitalik Buterin, betrügerische ICO-Projekte, Manipulationsvorwürfe gegen die Krypto-Börse BitMEX sowie das schwache Marktumfeld ließen Ethereum seit Monatsbeginn in der Spitze um knapp 50 Prozent einbrechen. Seit der Wochenmitte läuft eine Gegenbewegung – und dafür gibt es gute Gründe.
Erst 400, dann 300 und zuletzt sogar unter 200 Dollar – der Kurs von Ethereum kollabierte in den vergangenen zwei Wochen. Am 12. September wurde mit 167 Dollar das bisherige Jahrestief erreicht, damit gab es die zweitgrößte Kryptowährung so günstig wie seit Juni 2017 nicht mehr. Ausgehend vom Rekordhoch zu Jahresbeginn beträgt der Abschlag satte 88 Prozent. So sieht ein Ausverkauf aus.
Auf dem nun erreichten Kursniveau scheint der Markt aber kurzfristig eine Übertreibung nach unten zu sehen. Mit rund 15 Prozent Gewinn in den vergangenen 24 Stunden zeigte Ethereum die stärkste Erholung unter den größeren Kryptos. Selbst auf Sicht von sieben Tagen fällt der Abschlag mit knapp fünf Prozent nicht mehr ungewöhnlich hoch aus. Hier drängt sich die Frage auf, ob wir das Tief nun gesehen haben.
Rein technisch betrachtet ist die Ausgangslage klar: Ethereum läuft in einem intakten Abwärtstrend, erst oberhalb von 350 (!) Dollar wäre die negative Trendlinie überwunden. Wer so lange wartet, steigt aber erst ein, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis deutlich schlechter ist. Trader die somit schon jetzt kaufen, positionieren sich gegen den starken, übergeordneten Trend.
Die Erfolgsaussichten für Antizykliker sind aber nicht schlecht. Unter dem ersten Chart ist der Abstand des Kurses zur 21-Tage-Linie abgetragen. Zuletzt handelte die Währung knapp 30 Prozent unter dem Monatsmittelwert. Ähnliche Extremwerte wurden auch zu den Umkehrpunkten im Juli und September 2017 und Februar, März und August 2018 ausgebildet.
Erwähnenswert ist zudem das nun erreichte Unterstützungsniveau. Zwischen Mai bis September 2017 setzte Ethereum mehrmals im Bereich 170/200 Dollar auf. Zuletzt wurde die Zone bestätigt.
Chart 2 zeigt zusätzlich das Volumengebirge. Mit dem Ausverkauf zogen die Umsätze an, vor allem die Gegenbewegung seit Mittwoch wird von einem kräftigen Volumenanstieg begleitet. Im Juli und September vergangenen Jahres kam es ebenfalls an den Tiefs zu merklich höheren Umsätzen. Auch die rekordhohen Short-Positionen könnten sich als Kurstreiber erweisen, wenn diese wieder glattgestellt werden (Verlauf unter dem Chart).
Abschließend der Blick auf den Ratio-Chart Ethereum vs. Bitcoin. Für eine Einheit Ethereum erhalten Anleger derzeit 0,033 Bitcoin. Langfristig gesehen ist Ethereum aktuell somit sehr günstig im Vergleich zur Branchenprimus. Zuletzt war die Relation im Dezember 2017 auf einem ähnlichen Niveau, anschließend zeigte Ethereum eine stramme Outperformance. Ab einem Niveau von 0,08 wird die Luft wieder dünn.
Fazit: Aus statistisch / technischer Sicht gibt es einige gute Argumente, die aktuell für Ethereum sprechen. Einsteigen sollten aber nur sehr mutige Krypto-Fans mit kleinen Summen, denen das hohe Risiko bewusst ist und die Erfahrung mit antizyklischen Trades haben. Alle anderen warten ab, bis die generelle Stimmung besser wird.