Präsident Donald Trump und seine Gäste feierten im Rosengarten den „Tag der Befreiung“. Für Aktienanleger dürfte allerdings wenig Grund zur Feier bestehen – die Futures auf den DJIA, den S&P 500 und den Nasdaq-100 sind heute deutlich unter Druck geraten. Die sogenannten Börsen-Vigilantes zeigen sich alles andere als begeistert.
Trump kündigte am 2. April an, dass seine Regierung einen pauschalen Zollsatz von 10 % auf sämtliche Importe aus allen Handelspartnerländern der USA erheben wird. Für die 60 „schlimmsten Übeltäter“ – also Länder, deren Märkte durch besonders starke nichttarifäre Handelshemmnisse gekennzeichnet sind – sollen ab dem 9. April zusätzliche gegenseitige Zölle gelten. Die Konsequenz: Trumps Zollpolitik fällt deutlich härter aus, als es viele Beobachter erwartet hatten. Der Tag nach dem Befreiungstag fühlt sich für die Wall Street eher wie ein D-Day an – kein gutes Omen.
Trump erklärte außerdem, dass die von den USA erhobenen Zölle niedriger ausfallen würden als die effektiven Zölle (einschließlich nichttarifärer Handelshemmnisse und Währungsmanipulationen), die US-Produkten weltweit entgegengebracht werden (siehe Tabelle). (Eine ausführlichere Liste dazu findet sich in einem Thread auf X.) Gleichzeitig zeigte er sich offen für Gespräche über gegenseitige Zollsenkungen. Für bestimmte Sektoren wie Stahl, Aluminium und Kraftfahrzeuge bleiben jedoch dauerhafte Zölle von 25 % bestehen.
Wir haben bereits davor gewarnt, dass Trumps Zollstrategie die Inflation im weiteren Jahresverlauf wahrscheinlich anheizen wird – mit spürbaren Folgen für die Konsumstimmung, die Reallöhne und letztlich auch die Verbraucherausgaben. Höhere Preise für Waren könnten dazu führen, dass die Kerninflation bei den persönlichen Konsumausgaben, die derzeit bei 2,0 % bis 3,0 % liegt, im weiteren Jahresverlauf auf 3,0 % bis 4,0 % ansteigt (siehe Grafik).
Sollte sich nach einem kurzfristigen Nachfrageanstieg – etwa im Automobilsektor – eine konsumgetriebene Abschwächung abzeichnen, hätte die Fed wenig Spielraum, um mit einer lockereren Geldpolitik gegenzusteuern. Denn solange die Inflation deutlich über dem 2,0 %-Ziel liegt, wäre eine Zinssenkung kaum zu rechtfertigen. Die Folge könnte eine Phase der Stagflation sein – eine Kombination aus stagnierendem Wachstum und anhaltend hoher Inflation – die sich über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten ziehen könnte.
Auch von der Steuerpolitik ist kurzfristig kein zusätzlicher Impuls zu erwarten: Sollte es den Republikanern lediglich gelingen, die bestehenden Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 zu verlängern, wäre das bestenfalls eine Stabilisierung – keine Wachstumsbeschleunigung. Sollten sie damit jedoch scheitern, wären Steuererhöhungen denkbar, die das Risiko einer Rezession erhöhen.
Die politische Unsicherheit wächst – ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Republikaner ihre Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses verlieren.
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Die 25-prozentigen Zölle auf Autos, Autoteile, Stahl und Aluminium werden die Preise für Neuwagen und Gebrauchtfahrzeuge mit hoher Wahrscheinlichkeit spürbar in die Höhe treiben. Auch die Kosten für Autoversicherungen, Wartung und Reparaturen dürften deutlich steigen.
Dieser Effekt könnte einen anhaltenden Inflationsdruck in der Gesamtwirtschaft verursachen – ähnlich wie wir es bereits während der Pandemie erlebt haben (siehe Abbildung).
Wir hoffen, dass viele der gegenseitigen Zölle im Laufe des Jahres nach unten verhandelt werden können. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die allgemeine Zolluntergrenze von 10 % sowie einige zusätzliche Abgaben für zentrale Handelspartner wie China bis zum Jahresende bestehen bleiben.
Daraus könnten sich jährliche Zolleinnahmen von mindestens 300 Mrd. USD ergeben – möglicherweise sogar bis zu 600 Mrd. USD, falls der durchschnittliche Zollsatz näher bei 20 % liegt (siehe Abbildung).
Diese Einnahmen würden das Haushaltsdefizit des Bundes zwar leicht reduzieren, bleiben jedoch deutlich unter den voraussichtlichen Nettozinszahlungen der US-Regierung, die in diesem Jahr voraussichtlich über 1 Billion USD liegen werden.
Der Futures-Preis für Gold mit nächster Fälligkeit ist nach Trumps Ankündigung auf ein neues Rekordhoch von 3.192 USD pro Unze gestiegen.
Wir rechnen damit, dass der Goldpreis bis Jahresende auf 4.000 USD steigen könnte – möglicherweise sogar früher, falls Trump seinen Kurs der umfassenden Zölle fortsetzt.