(DailyFX.de) In den vergangenen Handelstagen bewegte sich der Euro kaum vom Fleck. Sowohl Konjunkturdaten als auch Impulse aus der Geldpolitik konnten die Gemeinschaftswährung nicht nachhaltig beeinflussen. Aber genau da liegen auch die Gründe für den gefühlten Narkosezustand.
Für einen eher schwachen Euro spricht die Fantasie einer expansiveren Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank. Dagegen stehen aber leicht bessere Konjunkturdaten aus der Eurozone und vor allem zunehmende Kapitalströme in die Eurozonen-Anleihen der peripheren und ehemaligen Krisenstaaten wie Portugal und Griechenland, die erst kürzlich wieder erfolgreich an den Kapitalmarkt zurückkehrten.
Einkaufsmanagerindizes und ifo-Geschäftsklima überraschen positiv
Dass sich die konjunkturelle Erholung in der Eurozone fortsetzt, zeigte gestern auch der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex, ein Messwert für die Aktivität der Produktions- und Dienstleistungssektoren der europäischen Mitgliedsstaaten. Dieser stieg im April auf 54 Punkte und lag damit sowohl über der Erwartung als auch deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Auch der heute veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex überraschte positiv. Mit 111,2 Punkten übertraf der Index die Erwartungen der Analysten. Besonders bemerkenswert ist, dass sich scheinbar die deutschen Unternehmen von der Krise in der Ukraine nicht beeindrucken lassen. Drohende Sanktionen des Westens gegenüüber Russland hätten eigentlich zu größeren Sorgenfalten in den Führungsetagen speziell deutscher Unternehmen führen müssen. Aber auch diese guten Nachrichten konnten den Euro nicht aus seinem Ruhezustand holen, die Währung notiert weiterhin zwischen 1,38 und 1,3850 zum US-Dollar.
Volatilität im Euro/US-Dollar auf dem Niveau von 2007 angekommen
Die zu erwartende 1-Monats-Volatilität, d.h. die Schwankungsbreite im liquidesten Währungspaar am Markt bewegt sich auf dem Niveau von 2007. Doch solche Extreme dauern nie lange an, so dass ein Ausbruch aus der aktuellen Spanne und größere Bewegungen in naher Zukunft sehr wahrscheinlich werden. Dafür sorgen könnte die EZB, die zumindest rhetorisch nichts unversucht lässt, einen Anstieg des Euro über die 1,40 US-Dollar zu verhindern. Doch tatsächlich liegt zwischen ihren Worten und Taten eine große Kluft.
Kapital fließt zunehmend in die Eurozone und stützt damit den Euro
Als stützend für die Währung erweist sich zurzeit der Kapitalfluss in Eurozonen-Anleihen der peripheren Staaten. Portugal konnte sich über die Emission einer überzeichneten zehnjährigen Staatsanleihe 750 Mio. Euro leihen. Durch die rege Nachfrage wird nicht nur die Zuversicht der Marktteilnehmer in die konjunkturelle Erholung deutlich, sie beförderte auch die Rendite der Anleihe auf ein Acht-Jahrestief von knapp unter 3,6 Prozent.
Bei Ausbruch aus der Spanne besteht weiter Potenzial über 1,40 US-Dollar
Trotz der anhaltenden und erkennbaren Gefahr aggressiver, expansiver geldpolitischer Maßnahmen der Europäischen Zentralbank bleibt der EUR/USD zurzeit im Bereich von 1,38 gut unterstützt. Übergeordnet könnte sich der Aufwärtstrend zurückmelden, wenn der Kurs es schaffen sollte, die 1,386 und folgend die 1,39 US-Dollar zu durchbrechen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de