Finanzexperten und institutionelle Anleger sind in ihrer mittelfristigen Erwartung bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung auf Sicht von sechs Monaten pessimistischer gestimmt.
Während die aktuelle konjunkturelle Lage in Deutschland heute überzeugen konnte, so haben sich die Konjunkturerwartungen für die deutsche Wirtschaft verschlechtert. Der entsprechende ZEW-Indikator fiel um 10,1 auf 33,1 Punkte. Damit ist die Konjunkturerwartung für Deutschland zum fünften Mal in Folge gefallen. Während für 2014 übergeordnet von einer positiven konjunkturellen Entwicklung auszugehen ist, so spiegelt der Frühindikator wider, dass die deutsche Wirtschaft das Wachstumstempo aus dem ersten Quartals nicht wird halten können.
Auch für die Eurozone haben die Experten ihre Konjunkturerwartungen heruntergeschraubt. Der entsprechende Index ging um 6 Punkte auf nur noch 55,2 Punkte zurück. Der Euro hat nach den Veröffentlichungen leicht nachgegeben, ist gegen Mittag stärker unter Druck geraten und notiert aktuell nur noch knapp über der Marke von 1,37 zum US-Dollar.
Sollten sich die Erwartungen der Finanzanalysten in den kommenden Monaten bewahrheiten, wird die Europäische Zentralbank gefordert sein. So gilt eine Stagnation der Wirtschaft neben einer anhaltenden hohen Arbeitslosenquote als die größte Sorge der Eurozone. In den kommenden Wochen werden somit europäische Konjunkturdaten besonders im Fokus des Devisenmarktes stehen. Sie werden über die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank auf ihrer nächsten Sitzung im Juni entscheiden. Geschwächt soll auch die morgen veröffentlichte Industrieproduktion der Eurozone ausgefallen sein. Aber auch eine negative Revision der Inflation Deutschlands am Donnerstag könnte zeitnahe expansive Schritte der EZB begünstigen und den Euro weiter unter Druck bringen.
Ausblick
Sollte sich beim Euro der Rückfall unter die Marke von 1,38 US-Dollar als nachhaltig erweisen, könnte der Kursverlauf vorerst auf das Apriltief von 1,367 führen.
Übergeordnet allerdings sind die Aussichten für die Gemeinschaftswährung weiter positiv. Die „dovishen“ (meint: expansiven) Worte von Mario Draghi sollten schnell wieder an Kraft verlieren, wenn Konjunkturdaten der Eurozone in den kommenden Wochen positiv überraschen. Außerdem lagen zwischen den Worten der EZB und anschließenden Taten in der Vergangenheit zumindest immer noch Welten. Das könnte auch im Juni wieder so kommen. Denn den Euro schwächer zu reden, ist der EZB erst einmal gelungen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de