Die geldpolitische Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag ist das wichtigste Event in dieser Woche. Von der EZB wird allgemein erwartet, dass sie die Geldpolitik lockert und damit zu einer der wenigen Zentralbanken gehört, die die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 aktiv mit neuen Impulsen bekämpft. Normalerweise sollte die Aussicht auf eine erneute Lockerung für eine Währung negativ sein, aber die Investoren haben im vergangenen Monat den EUR/USD deutlich nach oben getrieben - und trotzdem besteht im Anschluss an den EZB-Sitzung das ernsthafte Risiko einer sich fortsetzenden Euro-Rallye.
Bei der letzten Sitzung der Zentralbank Ende Oktober sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die EZB bei ihrem nächsten politischen Treffen alle Instrumente neu kalibrieren wolle. Sie warnte vor einer Kontraktion der Wirtschaft im vierten Quartal. Es bestünden "kaum Zweifel" daran, dass mehr Impulse erforderlich seien und die Zentralbank werde alle Instrumente "überprüfen".
Weniger als 6 Stunden vor der Bekanntgabe können wir erwarten, dass die EZB ihr Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP) mindestens um 400 Milliarden bis 600 Milliarden erhöht und bis Ende 2021 oder möglicherweise sogar bis ins Jahr 2022 hinein verlängert. Weitere Ankäufe von Vermögenswerten sind ebenfalls wahrscheinlich, die meisten Ökonomen erwarten aber keine Zinssenkung.
Zentralbanken beachten eine Reihe von Faktoren, wenn sie entscheiden, wie sie ihre Geldpolitik anpassen wollen, aber die wichtigsten sind in der Regel Inflation, Arbeitslosigkeit, Wachstum und der Wechselkurs. Die Inflationsrate liegt im Jahresvergleich bei -0,3%, was sehr niedrig ist. Der Preisdruck beginnt sich jedoch allmählich zu erhöhen, und die Gaspreise steigen auf den höchsten Stand seit März. Im Oktober meinte die EZB, die Risiken seien nach unten geneigt, aber mit dem Beginn der Impfstoffverteilung seien die Aussichten günstiger. Es besteht nach wie vor ein hohes Maß an Unsicherheit (ein von der Fed gebrauchtes Wort), aber die jüngsten Daten waren nicht besonders besorgniserregend. Tatsächlich gab es in den Berichten Deutschlands mehr Überraschungen nach oben als nach unten. Die Erwartungskomponente der ZEW-Umfrage, die Fabrikaufträge und die Industrieproduktion stiegen stärker als erwartet. Eine positivere Konjunkturprognose der Zentralbank könnte die Gemeinschaftswährung also trotz Lockerung stark nach oben treiben.
Die Stärke des Euros ist jedoch ein großes Problem. Seit dem letzten politischen Treffen hat der EUR/USD bis zu 3% aufgewertet. Er stieg von 1,17 auf einen Höchststand von 1,2175, bevor er in dieser Woche einen Pullback machte. Die Zentralbank gab zu, dass sie den EUR/USD-Wechselkurs bereits im Oktober beobachtete, als er den Wert von 1,19 durchbrach. Mittlerweile sollte sie sich noch mehr Sorgen machen, da eine sich fortsetzende Euro-Stärke eine Lockerung der Geldpolitik negieren würde. Werden ihre Bedenken über den Wechselkurs ausreichen, um optimistische Kommentare der Notenbanker auszugleichen? Wahrscheinlich nicht. Aber angesichts dessen, wie sehr der EUR/USD im vergangenen Monat gestiegen ist, bettelt das Paar auch förmlich um eine Korrektur.
Die Bank of Canada ließ die Geldpolitik gestern unverändert und versprach, die Zinsen in den nächsten Jahren niedrig zu halten. Diese Entscheidung war keine Überraschung nach dem Anstieg der Neuerkrankungen und den landesweiten Sperrmaßnahmen. Wie viele andere Zentralbanken sieht sie die Entwicklung von Impfstoffen als eine gewisse Art von "Sicherheit" an, aber "bis ein Impfstoff auf breiter Basis verfügbar ist", wird es ein "holpriger Weg" bleiben. Der USD/CAD} hat nach der Zinsentscheidung einen kurzfristigen Tiefpunkt gefunden. Obwohl die BoC nichts Neues preisgab, reichte die Tatsache aus, dass sie vorsichtig blieb, um den USD/CAD nach oben zu treiben. Angesichts dessen, wie weit das Paar gefallen ist, könnte ein weiteres Short-Covering den USD/CAD bis auf 1,29 bringen.
Der GBP/USD handelte bis in der Spitze bei 1,3478, bevor er alle seine Gewinne aufgab, um den Tag praktisch unverändert gegenüber dem Dollar zu beenden. Premierminister Boris Johnson und EU-Kommissionspräsidentin Präsidentin Ursula von der Leyen trafen sich gestern Abend persönlich. Laut einem britischen Insider, den Reuters zitierte, sollen weitere Gespräche zwischen den Unterhändlern stattfinden. Bis Sonntag soll dann eine Entscheidung über die Zukunft der Verhandlungen getroffen werden.
Der australische Dollar legte am Mittwoch zu, während der neuseeländische Dollar zurückfiel. Obwohl die Umsätze der neuseeländischen Industrie im 3. Quartal zunahmen, waren die Auswirkungen auf den NZD marginal. Die Verbesserung des australischen Verbrauchervertrauens trug jedoch zu einem Anstieg des AUD bei.