- Der Kurs von Exxon ist seit dem Rekordhoch im Juni unter Druck geraten
- Analysten sind angesichts der sinkenden Ölpreise geteilter Meinung über die künftige Entwicklung der XOM-Aktie
- Der spezifische Assetmix macht Exxon zu einem der defensivsten Ölgiganten im Anlageuniversum
Nachdem sich der Aktienkurs von Exxon Mobil (NYSE:XOM) in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt hat, zeigen sich nun erste Anzeichen von Schwäche. XOM notiert rund 16 % unter dem im Juni erreichten Allzeithoch, weil die Ölpreise vor dem Hintergrund globaler Rezessionsängste und der Erwartung steigender Fördermengen nachgeben.
Obwohl es fast unmöglich ist, die nächsten Entwicklungen an den Ölmärkten und damit auch der Energie-Aktien vorherzusagen, stellt sich einigen Anlegern angesichts des jüngsten Kursrückgangs die Frage, ob sie jetzt erst einmal abwarten oder die Schwäche von XOM als Einstiegsgelegenheit nutzen sollten.
An der Wall Street scheint diesbezüglich Uneinigkeit zu herrschen. In einer Befragung von 29 Analysten durch Investing.com votierten 14 mit „Neutral“, 13 empfahlen die Aktie auf dem aktuellen Niveau als „Buy“.
Quelle: Investing.com
Der jüngste Trend auf den Ölmärkten lässt vermuten, dass wir den Höhepunkt der Preise, die nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine in diesem Jahr explodierten, vielleicht schon gesehen haben. Der Ölpreis sank in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Monaten und notierte in den USA unter 90 USD pro Barrel
Seit dem Höchststand von über 130 USD pro Barrel im März ist die US-Benchmark WTI unter Druck geraten, da es Anzeichen dafür gibt, dass Moskau trotz der Sanktionen auch weiterhin Öl auf dem Weltmarkt verkauft. Darüber hinaus lässt der Energieverbrauch aufgrund einer drohenden weltweiten Konjunkturflaute nach.
Trotz dieser Problemfelder äußerten sich die Führungskräfte der beiden größten US-amerikanischen Energieunternehmen Exxon und Chevron Corp (NYSE:CVX) in ihren Ergebnisberichten der vorletzten Woche optimistisch über die Zukunft. Exxon erzielte den größten Quartalsgewinn aller Zeiten, der fast viermal so hoch war wie im gleichen Vorjahreszeitraum.
Der CEO von Exxon, Darren Woods, erklärte, dass sich die Raffineriemargen in letzter Zeit zwar etwas abgeschwächt haben, die angespannte Versorgungslage aber noch über Jahre anhalten könnte.
"Die Nachfrage erholt sich, und wir verfügen nicht über die Kapazitäten, um sie zu befriedigen, das hat zu rekordverdächtigen Raffineriemargen geführt."
Trotz der optimistischen Töne könnte die Rentabilität aus dem zweiten Quartal den Höhepunkt des aktuellen Bullenzyklus markieren, denn immerhin zeichnet sich eine Rezession ab und die Preise fallen. Auch die Raffineriemargen in den USA haben sich seit dem Erreichen ihres Rekordhochs etwas abgeschwächt.
Ein idealer Asset-Mix
Ich sehe kein allzu großes Abwärtsrisiko für XOM. Die derzeitige angespannte Versorgungslage begünstigt das Unternehmen, das im Vergleich zu anderen Akteuren eines der defensivsten Anlageportfolios strukturiert hat. Die Mischung aus Beteiligungen an internationalem Gas und Flüssiggas (LNG), einem Rohstoff, der aufgrund des Russlandkonflikts in Europa extrem knapp ist, könnte kaum besser sein.
In einer aktuellen Studie verwies die Credit Suisse (SIX:CSGN) auf die überragende Attraktivität von XOM und erklärte, dass sich die anhaltenden Investitionen des Ölriesen in fossile Brennstoffe in Zeiten höherer Preise für die Anleger auszahlen werden. In dem Kommentar hieß es unter anderem:
"XOM war schon immer der Meinung, dass die Welt noch über eine viel längere Zeit fossile Brennstoffe benötigen wird und dass die Nachfrage nach Öl und Gas mittelfristig steigen und nicht sinken wird. Daher hat XOM weiterhin in einige der attraktivsten Öl- und Gasprojekte der Welt investiert."
Ein weiterer Grund für eine positive Bewertung der XOM-Aussichten sind die jüngsten Umstrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen, mit denen das Unternehmen gut gerüstet ist, um seine lukrative Dividende in künftigen Abschwüngen zu sichern.
Quelle: InvestingPro
Die Aktie bietet derzeit eine Quartalsdividende von 0,88 USD je Aktie, was bei den aktuellen Kursen einer Dividendenrendite von 4,04 % entspricht. Letzten Monat gab der Ölgigant anlässlich des Investorentags außerdem bekannt, dass er bis Ende nächsten Jahres weitere 3 Mrd. USD an Kosten einsparen will, um die Rendite für die Aktionäre zu steigern und von den hohen Ölpreisen zu profitieren.
Die neuen Sparmaßnahmen werden die Kosten voraussichtlich um 10 USD pro Barrel senken. Das allein würde ausreichen, um 60 % der Dividende des Unternehmens zu zahlen. Nach Angaben von Exxon werden die Einsparungen dazu beitragen, das Gewinn- und Cashflow-"Potenzial" bis 2027 zu verdoppeln.
Fazit
Für die Exxon-Aktie gibt es bei den aktuellen Notierungen nicht mehr viel Luft nach oben, weil die Ölmärkte angesichts der drohenden Rezession bereits Anzeichen von Schwäche zeigen. Das diversifizierte Portfolio des Unternehmens, die solide Dividende und die stetigen Bemühungen um Kostensenkungen machen Exxon Mobil dennoch insbesondere für langfristige Anleger zu einem hervorragenden Kaufkandidaten im Falle einer Kursschwäche.
Offenlegung: Der Autor hält Aktien von Exxon.