Das Wichtigste in Kürze
- Laut JPMorgan befindet sich der globale Energiekomplex inmitten eines Superzyklus
- Der Gewinn von Exxon im 1. Quartal war der höchste seit 2014
- Der US-Ölgigant zieht es vor, Kapital an Investoren zurückzugeben, anstatt das übrige Geld für Expansionspläne auszugeben
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Die Aktien des US-Energieriesen Exxon Mobil (NYSE:XOM) sind seit mehr als einem Jahr stark gefragt. Nach einem Wertzuwachs um 67 % im Jahr 2021 legte die Aktie des im texanischen Irving ansässigen Unternehmens in diesem Jahr um weitere 45 % zu und entwickelte sich damit deutlich besser als die Werte anderer Marktsektoren. XOM ging am Mittwoch bei 86,79 USD aus dem Handel.
Aber während die Rallye weitergeht, sehen viele Anleger auch zunehmende makroökonomische Risiken am derzeit ungetrübten Horizont. Sie stellen sich vor allem die Frage, wie weit der derzeitige Ölnachfrageboom noch gehen kann, wenn die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie immer unsicherer wird.
Rohöl ist in diesem Jahr um mehr als 35 % auf rund 107 USD pro Barrel gestiegen, hauptsächlich aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine. Die Europäische Union nähert sich einem formellen Verbot russischer Energieimporte, um Moskau für den Krieg abzustrafen.
Während Angebotsengpässe die Ölpreise weiterhin hoch halten, könnte sich die Nachfrageseite der Gleichung umkehren. Insbesondere dann, wenn die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleitet.
Dieses Unbehagen wird durch den massiven Ausverkauf an den Aktienmärkten deutlich, der sich dort gerade vollzieht. Die Angst vor einer hartnäckig hohen Inflation und rasch steigenden Zinsen lässt die Anleger weiterhin einen großen Bogen um Risikoanlagen machen.
Obwohl es kurzfristig fast unmöglich ist, die Richtung der hochvolatilen Energiemärkte vorherzusagen, ist klar, dass der US-Energieriese Exxon es vorzieht, Kapital an Investoren zurückzuzahlen, anstatt das übrige Geld für Kapazitätserweiterungen auszugeben. Dieser Schritt soll für die Aktie auf lange Sicht Stabilität bringen.
Exxon teilte seinen Anlegern im vergangenen Monat mit, dass es sein Aktienrückkaufprogramm auf 30 Mrd. USD verdreifacht, während Chevron (NYSE:CVX) ankündigte, noch in diesem Jahr Aktien im Wert von 10 Mrd. USD zurückzukaufen. Dank der sich erholenden Ölpreise können diese beiden Ölgiganten die Anleger mit attraktiven Geldgeschenken belohnen.
Exxons Q1-Gewinn, ohne Berücksichtigung einer Wertminderung in Höhe von 3,4 Mrd. USD aufgrund des Russlandausstiegs, war der höchste seit 2014. Chevron verzeichnete sein bestes Quartalsergebnis seit 2012.
Superzyklus im Energiesektor
Laut einer aktuellen Notiz von JPMorgan befindet sich der globale Energiesektor mitten in einem Superzyklus. Dabei wurden auch einige Unternehmen ausgemacht, die auf den Kauflisten der Investoren stehen sollten.
Angesichts der wachsenden Energienachfrage und der Bemühungen der Länder, ihre Kraftstoffreserven aufzustocken, werde das Kapital in den gesamten Energiekomplex fließen, so die Bank.
"In einer Zeit allgemeiner Energieknappheit glauben wir, dass XOM eine synchronisierte Periode mit übernormalisierten Erträgen im gesamten Portfolio erleben könnte."
JPMorgan hat ein Kursziel von 100 USD für die Aktie, etwa 14 % über dem Schlusskurs der Aktie am Mittwoch.
Auch Morgan Stanley (NYSE:MS) bekräftigte sein Rating "Overweight" für Exxon und erklärte, der Öl- und Gasriese sei aufgrund seines integrierten Energiegeschäfts "einzigartig positioniert".
"Die große Downstream-Präsenz von XOM macht es zu einem übergroßen Nutznießer starker Raffineriemargen im Vergleich zu den Mitbewerbern."
Politischer Gegenwind
Da die großen Ölkonzerne derzeit das günstigste Preisumfeld seit 2014 genießen, geraten sie auch zunehmend unter Druck, ihre Produktion auszuweiten und zur Senkung der rekordverdächtigen Gaspreise beizutragen.
Wichtige Demokraten im US-Repräsentantenhaus forderten Exxon und seine Konkurrenten Chevron, Shell (NYSE:SHEL) und BP (NYSE:BP) auf, Dividenden und Aktienrückkäufe bis zum Ende des Krieges sofort einzustellen und beschuldigten die Unternehmen, weil sie "aus der Krise in der Ukraine Profit schlagen".
Einem Bericht von Bloomberg zufolge beschuldigten die Gesetzgeber Exxon und die anderen drei Ölgiganten, im vergangenen Jahr zusammen 44 Mrd. USD für Rückkäufe und Ausschüttungen ausgegeben zu haben und im Jahr 2022 weitere 32 Mrd. USD für diese Zwecke zu planen.
Dieser politische Druck und das Risiko einer Rezession könnte auch der Grund dafür sein, warum das Urteil der 29 von Investing.com befragten Analysten über die XOM-Aktie im Allgemeinen neutral ausfällt.
Fazit
Die XOM-Aktie ist auf Dauer ein ausgezeichneter Kandidat, um vom derzeitigen Boom auf den Energiemärkten zu profitieren. Angesichts der zunehmenden Risiken setzt ein nachhaltiges Kurswachstum jedoch voraus, dass das Unternehmen seine Ausgaben unter Kontrolle hält und sich darauf konzentriert, mehr Geld an die Aktionäre zurückzugeben.
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