Die EZB bleibt in Sachen Geldpolitik in Lauerstellung, denn mit weiter fallenden Teuerungsraten im Euroraum stiege der Druck, zu handeln und auf unkonventionelle Maßnahmen zurückzugreifen. Ein weiterer Rückgang in der Inflation im Euroraum könnte Sorgen um eine Deflationsspirale aufkommen lassen.
Einige Länder Südeuropas stecken bereits in der Deflation. Insgesamt fielen die Preise im März in neunzehn Mitgliedsstaaten, lediglich in sechs stiegen sie. Doch noch hält sich der Druck der fallenden Inflation in Grenzen und die Chance einer Trendwende ist gegeben. Auch wenn die Notenbank die Inflation länger auf niedrigem Niveau sieht, in 2015 könnte die Zielinflation von zwei Prozent wieder angelaufen werden.
Noch belässt es die EZB bei Worten, um den Euro zu drücken
Auf der IWF-Frühjahrssitzung sagte Draghi, der Wechselkursanstieg würde weitere geldpolitische Anreize erfordern. Es häufen sich damit die Kommentare zu expansiven Schritten seitens der EZB. Auch Benoit Coeuré brachte den Ankauf von forderungsbesicherten Wertpapieren mit Laufzeiten von bis zu zehn Jahren (Quantitative Easing) ins Gespräch. Dieser Schritt würde die Zinskurve der mittel- bis längerfristigen Laufzeiten beeinflussen. Die EZB könnte somit besonders die Zinslaufzeiten treffen, die für Investitions- und Konsumentscheidungen besonders relevant sind.
Am Devisenmarkt wird nicht mit größeren Taten gerechnet
Die jüngste Intensivierung der expansiv ausgerichteten "Forward Guidance" durch die Europäische Zentralbank führte nicht zu einer nachhaltigen Schwächung des Euro. Erst deutliche Abweichungen der Ziele der EZB könnten die Notwendigkeit weiterer expansiver Schritte in der Geldpolitik nach sich ziehen. Sollte beispielsweise die Wirtschaftsleistung nicht stagnieren und die Arbeitslosenquote nicht weiter steigen, so werden Markteilnehmer der expansiven Rhetorik des EZB-Chefs Draghi wenig Aufmerksamkeit schenken und „QE-Drohungen“ den Euro nicht nachhaltig schwächen können. Oberhalb der 1,38 EUR/USD sehe ich weiteres Potenzial für die Gemeinschaftswährung. Ein Vorstoß über die 1,3880 EUR/USD könnte über das Zwei-Jahreshoch von 1,3960 folgend an die 1,40 EUR/USD heranführen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de