Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
Eine hohe Inflation und die wirtschaftlichen Gefahren, die durch den Ukraine-Krieg entstanden sind, haben die EZB im Ergebnis dazu bewogen, den Leitzins auf einem historisch niedrigen Niveau zu belassen. Gleichzeitig werden die Anleihenkäufe schneller zurückgefahren. Nach der Entscheidung des EZB-Rats bleibt der Leitzins damit bei null Prozent.
Schwierige Abwägung: Inflation und wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Die EZB hatte bereits vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine angekündigt, wie schwierig die richtige Balance zu finden ist: Es besteht sowohl das Risiko, zu früh zu handeln, als auch zu spät. Sie müsse diese beiden Risiken richtig austarieren.
Nach einer vorübergehenden Erhöhung wird das Ankaufsvolumen des APP-Programms Anfang März deutlich reduziert. Mit dieser Entscheidung reagierte jetzt der EZB-Rat auf die hohen Inflationsraten. Der Leitzins im Euroraum bleibt mit null Prozent weiterhin auf seinem Rekordtief. Diese Entscheidung ist der EZB nicht leicht gefallen. Sie musste angesichts des Krieges in der Ukraine abwägen zwischen einerseits der Stabilität durch weiterhin hohe Anleihekäufe und niedrige Zinsen. Und auf der anderen Seite Zinserhöhungen, um den Inflationsraten in Europa zu begegnen. Im Februar beschloss sie zum zweiten Mal, ihre lockere Geldpolitik fortzusetzen, deutete aber an, dass sie ihren Kurs bald ändern könnte.
Die monatlichen Anleihekäufe im Rahmen des APP werden allerdings im April vorerst auf 40 Milliarden Euro verdoppelt. Im Mai wird die EZB 30 Milliarden Euro investieren, weitere 20 Milliarden Euro im Juni. Im dritten Quartal 2022 sollten ursprünglich ebenfalls 30 Milliarden Euro investiert werden. Damit könnten dann die Anleihekäufe enden.
Bisheriger Beschluss des EZB-Rats geht bis März
Der EZB-Rat hat bisher nur beschlossen, dass die Zentralbank im Rahmen ihres PEPP-Programms noch bis Ende März 2022 Wertpapiere ankaufen wird. Das Notfallprogramm gilt als sehr flexibel und läuft nun aus.
Die EZB hatte das Volumen des seit März 2020 bestehenden PEPP-Kaufprogramms von zunächst 750 Milliarden Euro zweimal auf zuletzt 1,85 Billionen Euro erhöht. So sollten die Währung und die Wirtschaft stabilisiert werden.
Die EZB hat jetzt den Weg für die Zinswende geebnet
Der kurzfristigere Ausstieg dürfte ebenso vielen Banken Hoffnung machen, da sie Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank anlegen. Die Währungshüter haben diesen Einlagensatz zunächst bei minus 0,5 Prozent belassen. Banken leiden außerdem unter dem niedrigen Zinsniveau, da dies die Erträge senkt und gleichzeitig die Kosten erhöht. Die zwangsläufige Konzentration auf das Kreditgeschäft und Investmentbanking birgt zudem zusätzliche Risiken.
Bei Bedarf stehen alle Instrumente zur Verfügung
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist besorgt über den jüngsten Anstieg der Inflation in der Eurozone. Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer ultralockeren Geldpolitik die Inflation anzufeuern, die sie eigentlich eindämmen will. Die Möglichkeit einer Anhebung des Leitzinses bleibt bestehen, da der EZB-Rat in seinem aktuellen Beschluss erklärt, dass er bei Bedarf alle Instrumente anpassen kann. Die EZB strebt mittelfristig eine Stabilisierung der Inflation bei 2,0 Prozent an. Zuletzt ist jedoch die Inflation in der Eurozone auf 5,8 Prozent und in Deutschland auf 5,1 Prozent gestiegen.