Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2128 (06:14 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2057 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131,77. EUR-CHF oszilliert bei 1,1034.
Die Finanzmärkte zeigen sich in freundlicher Verfassung. Die Fed ließ die "Tauben" erwartungsgemäß weiter fliegen (siehe unten). Von Seiten der EZB (Centeno) kamen identische Signale. Der USD stand unter milden Druck gegenüber Hauptwährungen und edlen Metallen. An den Zinsmärkten kam es zu keinen Versteifungen. Die überwiegende Zahl der Quartalsberichte setzt weiter positive Akzente. Zuletzt waren das beispielsweise Apple (NASDAQ:AAPL) und BASF (DE:BASFN). Für die internationalen Aktienmärkte ist dieser Gesamthintergrund unterstützend.
Fed "taubenhaft"
Trotz guter Konjunkturlage sieht der Offenmarktausschuss der Fed die Zeit für eine sukzessive Abkehr von der lockeren Geldpolitik nicht gekommen. Sowohl das Leitzinsniveau (0,00-0,25%) als auch die Anleiheankäufe (120 Mrd. USD pro Monat) würden so lange beibehalten, bis weitere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erzielt seien. Die Fed sei laut Fed Chef Powell nach eigener Auffassung noch weit von diesen beiden Zielen entfernt. Es würde noch geraume Zeit dauern, bis die angestrebten Fortschritte erreicht seien.
Entscheidend ist bei dieser Frage, ob die Fed auf rein quantitative Daten abstellt oder auch qualitative Daten berücksichtigt. Stellte sie auf qualitative Daten ab, könnte die Niedrigzinsphase länger dauern. Die Erfahrung der letzten gut 20 Jahre lehrte, dass der Sektor „Qualität“ bei der Fed kaum eine Rolle spielte. Gleichwohl gilt es, diesen Aspekt im Auge zu halten, denn Dinge können sich ändern.
Die Fed sieht Erholungen der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts. Gleichwohl wies Powell darauf hin, dass noch immer 8,5 Millionen Jobs zum Status vor der Krise fehlten. Die Erholungen seien Folgen von Fortschritten bei Impfungen als auch der Unterstützungen durch Staat und Notenbank. Letzterer Aspekt zahlt auf die qualitativ malade Situation der USA ein.
Die Diskussion um ein Tapering ist damit kurzfristig aufgeschoben. Sie wird uns aber wieder beschäftigen. 2022/2023 wird es Normalisierungen geben. Brachiale Trendwenden sind im höchsten Maße unwahrscheinlich, weil die qualitativen Mängel struktureller Natur in den USA nicht auf kurze Sicht heilbar sind.
US-Kapitalmarktrenditen (US Treasuries 10 Jahre) werden sich dann im Dunstkreis der Preisinflation bewegen (= realer Zins um die 0%). Trotz leichter Zinsanhebungen wird die Fed Funds Rate weiter mit einem negativen Realzins reüssieren. Für Wirtschaft und Märkte ist die Realzinsbetrachtung in einem Niedrigzinsregime entscheidend!
Biden optimistisch
Präsident Biden sprach in seiner ersten Rede vor dem US-Kongress von einer rosigen Zukunft der USA. Er sagte, Amerika sei wieder auf dem Vormarsch, indem man Gefahren in Möglichkeiten, Krisen in Chancen und Rückschläge in Stärke umwandelte.
Er thematisierte die Notwendigkeit des Wiederaufbaus nach der Pandemie (total 4 Billionen USD), die massiven Hilfen für amerikanische Familien und Bildung, die Bekämpfung von Rassismus und Polizeigewalt, eine Reform der Migrationspolitik, die Klima- und Steuerpolitik sowie das in Planung befindliche Infrastrukturprogramm. Er sprach über die Notwendigkeit der Erhöhung der Steuern (Gegenfinanzierung durch Unternehmen, wohlhabende Bürger). Biden meint, das Land sei im Aufbruch, man könne jetzt nicht stehenbleiben. Die USA würden eine starke militärische Präsenz im indopazifischen Raum aufrechterhalten, so, wie in Europa (Nato).
Er forderte die Republikaner auf, die Reformen zu unterstützen. O-Ton: "Amerika ist bereit zum Abflug."
Die Rede war gut. Nach den Worten fokussieren wir uns auf die Taten!
Krypto-Anlagen US-Regulierung?
Eine US-Expertengruppe wird Insidern zufolge heute eine deutliche stärkere Regulierung von Kryptowährungen fordern. Kernelement sei ein Aufbrechen der Anonymisierung bei Krypto-Geschäften. Krypto-Handelsplätze sollen demnach mehr über ihre Kunden in Erfahrung bringen müssen. Es sollen Lizenz-Vorgaben für die Besitzer der elektronischen Währungen etabliert werden.
Regeln für die Geldwäsche, die für alle andere Anlagen gelten, sollen verschärft werden. Höchste Zeit! Eine Sonderabteilung des US-Justizministeriums wird sich angeblich auf die Beschlagnahmung von Kryptowährungen spezialisieren (FBI, Secret Service, Tech- und Sicherheitsfirmen). Was macht Europa? Was machen unsere Verbraucherschützer? Ansonsten sind sie bei Finanzprodukten so laut, hier sind sie so leise? Wo ist beispielsweise die Rechtssicherheit der Krypto-Anlagen? Fakt ist, dass regulatorisch Aktivität erkennbar ist, die tendenziell auf Krypto-Anlagen belastend wirkt.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Positive Daten!
In Frankreich stellte sich der Index des Verbrauchervertrauens per Berichtsmonat April auf unverändert 94 Punkte (Prognose 93). In Österreich stieg der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes per April von zuvor 63,4 auf 64,7 Punkte und markierte den höchsten Stand in der uns bis Juni 2018 vorliegenden Historie.
In den Niederlanden nahm der Sentiment-Index des Verarbeitenden Gewerbes per Berichtsmonat April von zuvor 3,4 auf 6,5 Zähler zu (höchster Wert seit April 2019). Die deutschen Importpreise verzeichneten per März im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,8% (Prognose 1,0%) nach zuvor 1,7%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 6,9% (Prognose 6,0%) nach zuvor 1,4%.
USA: Handelsbilanz prekär
Der Saldo der vorläufigen Handelsbilanz per Berichtsmonat Februar wies ein Defizit in Höhe von 90,59 Mrd. USD nach zuvor -84,58 Mrd. USD aus. Sehen so Gewinner aus?
Der von der BoK ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per Mai von zuvor 91 auf 95 Punkte zu und erreichte den höchsten Indexwert seit Mai 2011.
Russland: Zurück im Wachstumsmodus
Das BIP stieg per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor -2,5%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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