Im Rahmen der US-Debatte über die Inflation rücken die Immobilienpreise zunehmend in den Fokus. Von einer generellen Kritik am billigen Geld hat sich der Fokus mittlerweile darauf verlagert, die Federal Reserve wenigstens von einem weiteren Aufblähen der Immobilienblase abzuhalten.
Der ehemalige Finanzminister Larry Summers, der Kritik an der Fed-Politik zu seiner neuen Karriere gemacht hat, sagte am Freitag, dass die Explosion der Immobilienpreise "beängstigend" sei und die Fed aufhören solle, den Anstieg mit ihren monatlichen Käufen von hypothekenbesicherten Wertpapieren in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar zu befeuern, welche die Hypothekenzinsen trotz starker Nachfrage niedrig halten.
"Ich kann nicht verstehen, warum die Federal Reserve in diesem Umfeld weiterhin jeden Monat ein wichtiger Käufer von hypothekenbesicherten Wertpapieren ist", sagte Summers in einem Fernsehinterview. "Das ist das Gegenteil von prozyklischem Verhalten."
Unbeabsichtigte Folgen
Sogar einige Fed-Mitglieder äußern ihre Besorgnis. Der Präsident der Boston Fed, Eric Rosengren, warnte am letzten Montag, dass sich die USA einen Boom-Bust-Zyklus bei Immobilien nicht leisten können.
“Ich sage nicht voraus, dass wir unbedingt ein Platzen der Blase sehen werden. Aber ich denke, es lohnt sich, genau hinzusehen, was sich auf dem Wohnungsmarkt abspielt", sagte er.
Käufer, die bereit sind, in bar zu bezahlen und auf Hausinspektionen zu verzichten, gewinnen Gebote für die immer teurer werdenden Häuser, sagte Rosengren und machte damit auf einige der Verzerrungen auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam.
Der Chef der Dallas Fed, Robert Kaplan, schlägt weiterhin die Trommel für eine Reduzierung der Anleihekäufe im Allgemeinen und hat insbesondere auf die Käufe von Hypothekenanleihen aufmerksam gemacht.
"Es gibt einige unbeabsichtigte Konsequenzen und Nebenwirkungen dieser Käufe, die hier zum Tragen kommen."
James Bullard, der Chef der St. Louis Fed, hat bereits im letzten Monat nahegelegt, zuerst die Ankäufe von Hypothekenanleihen zu reduzieren. "Ich glaube, dass wir angesichts eines boomenden Immobilienmarktes und einer sich abzeichnenden Immobilienblase nicht länger in hypothekenbesicherte Wertpapiere investieren müssen", gab er zu bedenken.
Befürworter der Käufe im aktuellen Umfang, wie etwa die Fed-Gouverneurin Lael Brainard, kontern, dass die Pfandbriefkäufe generell zur monetären Stützung beitragen und es über die Zeit kaum Unterschiede zu Käufen von Staatsanleihen gibt.
Investoren schauen nun gespannt auf das Protokoll der Juni-Sitzung, das am Mittwoch veröffentlicht wird, um Hinweise auf den Fortschritt der Debatte im Federal Open Market Committee (FOMC) zu erhalten.
Ganz allgemein werden sie nach Anzeichen dafür Ausschau halten, wie sich die Notenbanker Gedanken über Inflation und geldpolitische Impulse machen, nachdem die jüngsten Wirtschaftsprognosen gezeigt haben, dass einige von ihnen den Termin für eine erste Zinserhöhung vorverlegt haben.
Unterschätzen die EU und Großbritannien die Inflationsgefahr?
Die Europäische Zentralbank hält derweil diese Woche eine strategische Sondersitzung des EZB-Rates zum Thema Anleihekäufe ab. Die konservativen Ratsmitglieder fordern, dass die Notfall-Anleihekäufe im Rahmen des 1,85 Billionen Dollar schweren Pandemieprogramms wie geplant im März auslaufen, während andere eine Fortsetzung der flexiblen Ausrichtung der Zentralbank wünschen.
Der österreichische Notenbankgouverneur Robert Holzmann, ein Mitglied des EZB-Rats, sagte letzte Woche, dass die Märkte ein Ende der Notkäufe im März erwarten und zumindest vorerst Recht haben. Die EZB hat auch die Möglichkeit, ihr normales Programm zum Ankauf von Wertpapieren aufzustocken.
Ein anderer konservativer Zentralbanker, der niederländische Gouverneur Klaas Knot, der ebenfalls im EZB-Rat sitzt, warnt vor der Inflation und deutete an, dass die EZB-Verantwortlichen die Gefahr unterschätzen.
"Wir sollten unsere Fähigkeiten nicht überschätzen, schon im Voraus zu bestimmen, was eine vorübergehende Inflation ist und was nicht", sagte er in einem niederländischen Zeitungsinterview.
"Es sind andere Szenarien denkbar als unser Basisszenario einer anhaltend niedrigen Inflation. Die Inflation ist nicht tot."
Andy Haldane, der letzte Woche seinen Posten als Chefökonom bei der Bank of England verließ, wiederholte seine Warnung vor den möglichen Folgen steigender Inflationsraten in Großbritannien. Haldane wies erneut die offizielle Linie der Zentralbank zurück, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehender Natur sei, und verwies stattdessen auf die Lehren der Geschichte.
"Aus lokalem Preisdruck wurde ein genereller Preisdruck, und diese temporären Preisspitzen verfestigten sich zu bleibenden Preissteigerungen", sagte er. "Aus geldpolitischer Sicht ist es das Wichtigste, diesen Prozess im Keim zu ersticken."