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Finanzmärkte konsolidieren vor Fed - Energie: OPEC, Japan und Deutschland

Veröffentlicht am 01.11.2022, 08:56
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0.9906 (05:42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9873 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,31. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,94. EUR-CHF oszilliert bei 0,9906.


Finanzmärkte: Konsolidierung vor der Fed-Sitzung

Zu Wochenbeginn dominierten an den Aktienmärkten der westlichen Hemisphäre Gewinnmitnahmen nach dem starken Wochenschluss zuvor. Die erhöhten Niveaus wurden gehalten. An den Kapitalmärkten stellte sich eine Konsolidierung nach den Renditeverlusten in den Vortagen ein. Bundesanleihen mit 10 jähriger Laufzeit rentierten mit 2,14%, 10 jährige US-Staatsanleihen mit 4,03%. In der Bewertung des USD am Devisenmarkt ergibt sich nur geringe Volatilität. Der EUR mäandert derzeit unter der Parität zum USD. Edle Metalle verloren zuletzt gegenüber dem USD an Boden.

Die Sitzung des Offenmarktausschusses, dessen Ergebnis morgen um 19 Uhr veröffentlicht wird, wirft seine Schatten voraus. Am Markt wird ein Zinsschritt um 0,75% erwartet (Bandbreite von 3,00% - 3,25% auf 3,75% - 4,00%).


Prognosen der OPEC

Laut OPEC (Oil Outlook) wird Öl der am stärksten nachgefragte fossile Brennstoff bis 2045 bleiben. Die Nachfrage würde von 88 Millionen Fass pro Tag per 2021 auf 101 Millionen Fass pro Tag per 2045 zunehmen. Der Anteil an dem Mix aller Energieträger würde in diesem Zeitraum von 31% auf 29% sinken. Der kombinierte Anteil von Öl und Gas werde bis 2045 über 50% bleiben.

Kommentar: Studien sind Studien. Die OPEC hat eigene Interessen. Dennoch sollten diese Prognosen ernst genommen werden, denn auch die Internationale Energieagentur erwartet, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffträger bis 2050 auf dem Niveau des Jahres 2021 oszillieren wird.


Japan will russische Energie ...

Tokio meint es doch nicht so ernst mit den Russland Sanktionen und damit auch mit der Solidarität mit den USA, dem UK, Kanada, Australien, Neuseeland, Taiwan, Südkorea und der EU. Japan beabsichtigt (Link), im Sachalin 1 Energieprojekt neben Sachalin 2 (Gas) zu bleiben.

Kommentar: Wählte Japan nur temporären „ökonomischen/energetischen Masochismus“?


Energie: Status Quo Deutschland

Der Gasverbrauch in Deutschland ist laut einer Studie der Hertie School (Methode: Vergleich Standardverbrauch zu realem Verbrauch) gesunken. Die Industrie hätte im September 2022 den Verbrauch um 19% reduziert (6 Terrawattstunden). Private Haushalte und das Kleingewerbe verringerten den Verbrauch um 36% (6 Terrawattstunden). In der Studie heißt es, seit der ersten Analyse im Juli sei der Verbrauch deutlich gesunken. Das seien gute Nachrichten, denn niedrigere Energieverbräuche seien eine wesentliche Voraussetzung zur Bewältigung der Energiekrise. Aktuell liegt der Gasfüllstand in Deutschland bei 98,52% und in Europa über 94%.

Der Gaspreis stellte sich zuletzt an der Börse in den Niederlanden (31.10.2022, TTF) auf 127,98 EUR (Quelle finanzen.net) und lag damit gut 55% unterhalb des Jahresvergleichswerts (Höchstnotierungen 2022 bei gut 300 EUR). Der Strompreis sank laut Agrarheute gestern am Spotmarkt auf 6,9 Cent pro Kilowattstunde (aktueller Neukundenpreis bei 40 Cent, Spitzenpreise in jüngerer Vergangenheit bei circa 70 Cent).

Kommentar: Der Rückgang des Verbrauchs ist grundsätzlich strukturell positiv. Er vermindert Abhängigkeiten und fortgesetzten Preisdruck. Die Einlagerung der Gasvorräte, allerdings zu historischen Höchstpreisen, schafft eine verbesserte Situation hinsichtlich des Aspekts der Versorgungssicherheit. Es ergeben sich aber auch Probleme (GuV) hinsichtlich der aktuellen Preise für die Unternehmen, die das Gas einlagerten.

Der Rückgang der Preise ist eine Momentaufnahme. Sie ist in Teilen der aggressiven Beschaffung in den Vormonaten (vorgezogene Nachfrage bei weitgehend konstantem Angebot) als auch moderater Wetterbedingungen geschuldet. Ergo ist sie nicht in die Zukunft extrapolierbar. Gleichwohl erfreut die Entspannung.



Deutschland: Thema Energie/Stadtwerke

Der Mittelstand (BVMV) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnten vor einem Scheitern der Stadtwerke.

In einem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz fordern sie ein noch stärkeres Engagement der Regierung. Der Staat müsse als Garantieträger eingreifen, um Produktion und Wertschöpfung aufrechtzuerhalten. Die Versorgung des Mittelstands sei in Gefahr.

Höchster Handlungsdruck sei gegeben, da Stadtwerke immer öfter mit Liquiditätsschwierigkeiten konfrontiert seien. Die Leidtragenden seien mittelständische Unternehmen, die von ihren Versorgern immer weniger Angebote für neue Energielieferverträge bekommen. Viel zu oft sei es unmöglich, überhaupt noch Lieferangebote zu bekommen. In dem Kontext plädierten beide Verbände für einen Schutzschirm für Stadtwerke. Dieser würde der Versorgungssicherheit dienen und damit der gesamten Wirtschaft helfen. Konkret fordern die Verbände, zur Liquiditätssicherung mehr staatliche Kredite sowie Bürgschaften oder Garantien, um das Ausfallrisiko von Handelspartnern an der Börse abzusichern.

Kommentar: Das Thema stellt eine reale Herausforderung dar. Daran zeigt sich, dass losgelöst von der zuvor angesprochenen Entspannung am europäischen Energiemarkt Probleme weiter virulent sind. Die Wirtschaft braucht mittel- und langfristige Planungssicherheit. Die ist derzeit nicht gegeben. Damit wird der Investitionszyklus zur Erhaltung des Kapitalstocks (Basis der staatlichen und privaten Einkommen) in Deutschland und Europa markant behindert, wenn nicht sogar verhindert.

Addiert man dann Japans zumindest partielles Ausscheren aus der Phalanx der sanktionierenden Länder hinzu, verschlechtern sich die Standortbedingungen im globalen Kontext für Deutschland und Europa weiter. Ist man in Berlin, Paris und Brüssel wach?



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: BIP okay, CPI nicht ...

Das BIP der Eurozone legte laut Erstschätzung per 3. Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,8% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,1% (Prognose 2,1%) nach zuvor 4,1%. Die Verbraucherpreise nahmen per Oktober gemäß Erstschätzung im Jahresvergleich um 10,7% (Prognose 10,2%) nach zuvor 9,9% zu. Die Kernrate verzeichnete einen Anstieg im Jahresvergleich um 5,0% (Prognose 4,9%) nach zuvor 4,8%.

Deutschland: Die Einzelhandelsumsätze (real!) legten per Berichtsmonat September um 0,9% zu (Prognose -0,3%). Der Vormonat wurde von -1,3% auf -1,4% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,9% (Prognose -4,9%) nach zuvor -1,5% (revidiert von -4,3%).


USA: Leicht fortgesetzte Stimmungseintrübung

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago verzeichnete per Oktober einen Rückgang von 45,7 auf 45,2 Punkte (Prognose 47,0). Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank per Oktober von -17,2 auf -19,4 Zähler.


China: Staatliche PMIs von NBS per Oktober schwächer

  • NBS PMI Verarbeitendes Gewerbe: 49,2 (Prognose 50,0) nach zuvor 50,1
  • NBS PMI Dienstleistungssektor: 48,7 (keine Prognose verfügbar) nach zuvor 50,6
  • NBS Composite PMI: 49,0 (keine Prognose verfügbar) nach zuvor 50,9


Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete per Oktober einen Anstieg von 48,1 auf 49,2 Punkte (Prognose 49,0).


Japan: Datensätze uneindeutig

Die Industrieproduktion nahm per Berichtsmonat September im Monatsvergleich um 1,6% ab (Prognose -1,0%) nach zuvor +3,4%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 9,7% nach zuvor 4,2% (alles vorläufige Werte).

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per September im Jahresvergleich um 4,5% (Prognose 4,1%) nach zuvor 4,1% zu.

Der Index des Verbrauchervertrauens sank per Oktober von zuvor 30,8 auf 29,9 Zähler. Bauaufträge stiegen per September im Jahresvergleich um 36,6% nach zuvor 17,9%. Neubaubeginne nahmen per September im Jahresvergleich um 1,0% nach zuvor 4,6% zu.


Australien: Zinserhöhung um 0,25%

Die Reserve Bank of Australia erhöhte den Leitzins erwartungsgemäß von zuvor 2,60% auf 2,85%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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