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Finanzmärkte robust bis freundlich - EZB bemerkenswert "Chapeau"

Veröffentlicht am 12.03.2021, 09:49
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1966 (06:05 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1928 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,71. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,10. EUR-CHF oszilliert bei 1,1086.


Die Finanzmärkte zeigen sich robust bis freundlich

Der USD bleibt gegenüber den Hauptwährungen grundsätzlich auf hohen Niveaus. Hintergrund ist zu großen Teilen das US-Hilfspaket in der Größenordnung von 1,9 Billionen USD, das aber wegen der Importabhängigkeit der USA insbesondere für China und Asien, aber auch wesentlich für Europa markante positive konjunkturelle Wirkungen mit sich bringen wird. Der Finanzmarkt ignoriert dabei vollständig die damit verbundenen strukturellen Defizite, die sich in den USA erhöhen werden.

Es ist nicht eine Frage des "ob", sondern des "wann" und des "wieviel"! Die normative Kraft des Faktischen wird die USA einholen. Die Daten sind prekär! Wir erlauben uns, Ihnen aktuelle Daten zu diesem Thema anzubieten. Alle Daten stammen vom IWF (WEO, Fiscal Monitor aus 01/2021). NVS=Neuverschuldung, GVS Gesamtverschuldung. So weit zu den Fakten …

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© IWF WEO/Fiscal Monitor 01/2021, SOLVECON-INVEST GmbH



EZB: das war bemerkenswert - "Chapeau!"

Die EZB hat die Zins- und Geldpolitik grundsätzlich nicht verändert, aber doch einen markanten Akzent gesetzt, der in dieser Form vom Markt nicht erwartet wurde. Entsprechend gab es am Kapital- und am Aktienmarkt Bewegung.

Im kommenden Quartal sollen die Anleiheankäufe innerhalb des bekannten Rahmens des PEPP-Programms deutlich erhöht werden. Diese Entscheidung wurde von allen Ratsmitgliedern mitgetragen. Es gab von der EZB keine Quantifizierung, wohl auch, um für die Märkte ein hohes Maß an Unberechenbarkeit zu signalisieren. Flexibilität ist das Mittel der Marktdomestizierung. Das halte ich für smart hinsichtlich der Zielerreichung der EZB.

Zusätzlich betonte EZB-Chefin Lagarde, dass man seitens der EZB jederzeit bereit sei, alle Instrumente anzupassen, um die anvisierten Ziele zu erreichen. Das war ein klares und unmissverständliches "whatever it takes".

Die EZB betonte damit ihr zuvor bereits deutlich definiertes Ziel, die günstigen Finanzierungsbedingungen innerhalb der Eurozone weiter sicherzustellen. Hier wurde dargelegt, dass sich die Politik der EZB innerhalb ihres Mandats befindet. Es gehe darum, höhere Finanzierungskosten für Staaten, Unternehmen und private Haushalte zu verhindern, um die negativen Folgen der Pandemie abzufedern.

Die EZB erhöhte ihre BIP-Prognose von 3,9% auf 4,0% per 2021. Für das Jahr 2022 wird eine Expansion des BIP um 4,1% unterstellt. Die Prognose für Verbraucherpreise wurde per 2021 von 1,0% auf 1,5% angehoben.

Der Anstieg der Preisinflation wird laut Stabprojektionen damit dieses Jahr ausgeprägter sein als in den Folgejahren. Die EZB will und wird über die Spitzen dieser Entwicklung hinwegsehen. Auch das ist smart, denn in der Tat ist dieses Jahr in der Preisentwicklung geprägt von Basiseffekten und exogenen Einflüssen (Rohstoffe), die nicht extrapolierbar sind. Es wäre töricht, eine Zinspolitik zu implementieren, die auf vorübergehende, also nicht trendfähige, Ausreißer reagierte. Eine derartige Hektik würde die Glaubwürdigkeit und Führungsfähigkeit der EZB in den Augen der Betrachter unterminieren.


Fazit:

Die EZB war in der Lage, die Märkte zu überraschen. Die EZB agiert im Rahmen ihres Mandats für Unternehmen, Haushalte und Staaten und hat das betont. Die EZB wird mit ihren Programmen und Instrumenten flexibel agieren, um keine explizite Berechenbarkeit für den Markt zu generieren (ansatzweise Charaktermerkmale der Politik der Bundesbank). Die EZB lieferte faktisch die Ansage einer impliziten Zinskurvenkontrolle.

Mittels der BIP-Prognoseanpassungen signalisiert die EZB ökonomische Zuversicht. Hinsichtlich der Einlassungen zur Preisinflation beweist die EZB, dass sie nicht solitär auf quantitative, sondern vor allen Dingen auf qualitative Merkmale abhebt.

Das war bemerkenswert - "Chapeau!"


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutschlands Inflation erwartungsgemäß

Die deutschen Verbraucherpreise stiegen gemäß finaler Berechnung per Februar im Monatsvergleich um 0,7% und im Jahresvergleich um 1,3%. Das entsprach sowohl der Schätzung als auch der Prognose.


UK: Schwache Daten, aber BIP besser als erwartet, IP schlechter

Das BIP sank per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 2,9% (Prognose -4,9%) nach zuv0r +1,2%. Im Jahresvergleich ergab sich per Januar ein Rückgang um 9,2% (Prognose -10,9%) nach zuvor -6,5%. Die britische Industrieproduktion sank per Januar im Monatsvergleich um 1,5% (Prognose -0,6%) nach zuvor +0,2%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,9% (Prognose -4,0%) nach zuvor -3,3%.


USA: Arbeitsmarkt erholt sich

Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 6. März 2020 von zuvor 754.000 (revidiert von 745.000) auf 712.000 (Prognose 725.000).


China: Stimmung im Konsumsektor legt zu

Der Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors legte per Berichtsmonat März von 67,37 auf 72,69 Punkte zu.


Japan: Positive Datensätze

Der Business Survey Index stieg im 1. Quartal 2021 um 1,6% nach zuvor 21,6% per 4. Quartal 2020. Der Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors stieg per Berichtsmonat Februar von zuvor 35,84 auf 40,29 Zähler und markierte den höchsten Indexstand seit Februar 2020.


Russland: Rückläufige Reserven, aber auf hohem Niveau

Die Devisenreserven stellten sich per 5. März 2020 auf 580,1 Mrd. USD nach zuvor 589,6 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2220 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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