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flatexDEGRIO stellv. CEO & COO Muhamad Chahrour im Interview

Veröffentlicht am 15.08.2023, 11:11
Aktualisiert 11.01.2024, 08:21


Mitten im Urlaub erreichte mich die Meldung, dass der stellvertretende CEO und COO von flatexDEGIRO (ETR:FTKn), Muhamad Chahrour, zum Ende des Jahres das Unternehmen verlassen möchte. Die Aktie brach als Reaktion auf die Meldung zunächst kräftig ein, erholte sich seither jedoch wieder.

Spontan haben wir ein Interview geführt, dessen wichtigste Aussagen ich Ihnen heute vorlege. Am Ende des Kapitels finden Sie einen Link zum Transkript des vollständigen Interviews.

Da ich, wie die Heibel-Ticker Mitglieder wissen, einen guten Kontakt zum Unternehmen und zu Herrn Chahrour habe, nahmen wir uns die Zeit und ließen die vergangenen Jahre von flatexDEGIRO Revue passieren, plauderten über die Herausforderungen seiner Tätigkeit und über die aktuelle Positionierung seines Unternehmens. Natürlich interessierte mich auch, wie es mit ihm weitergehen wird, immerhin ist er mit seinen 37 Jahren trotz seiner beeindruckenden Leistungen erst am Anfang seiner Karriere.

Wenn die Aktie so stark einbricht (vorübergehend -11%), dann hat es den Anschein, als sei die Entscheidung überraschend. Chahrour dazu:

"Normalerweise wacht man morgens nicht auf einmal auf und denkt, ich will jetzt was Neues machen, sondern es ist schon ein Stück weit ein Prozess... Im letzten Jahr mussten wir familiäre Schicksalsschläge verkraften, wir haben beide Väter verloren. Und natürlich kommen dann auch professionelle Fragestellungen dazu. Inwiefern passt eigentlich noch die Strategie des Unternehmens zur persönlichen Strategie und zur Entwicklung, die man für sich selbst eventuell glaubt, die Richtige zu sein?"

"Die Aktienkursreaktion, ich muss ehrlicherweise sagen, das ist immer ein bisschen bittersweet [süßsauer]. Ich weiß nicht, warum der Markt schlussendlich so reagiert hat... Es tätschelt natürlich das Ego, wenn der Markt enttäuscht reagiert, weil es ein Vertrauensbeweis in meine Arbeit und meine Person darstellt... Auf der anderen Seite leidet das eigene Depot und meine eigene flatexDEGIRO Position. Ich bin mir aber sicher, dass meine Kollegen die richtigen Schritte gehen werden und der Aktienkurs sich wieder erholen wird."

Zum Zeitpunkt des Eintritts von Muhamad Chahrour stand die Aktie bei Split bereinigt 3,60 EUR, heute bei 9 EUR, das sind +150%. Der Umsatz hat sich von 75 Mio. EUR im Jahr 2015 auf heute über 400 Mio. EUR mehr als verfünffacht. Der Gewinn (EBITDA) von 20 Mio. EUR auf 150 Mio. EUR hat sich mehr als versiebenfacht. Und die Kundenzahl von 200.000 auf jetzt 2,6 Mio. ist um das 13-fache angestiegen. Sie konnten In Ihrer Zeit also hohe Wachstumsraten genießen, haben diese sicherlich teilweise auch selbst angetrieben.

"Erstmal war es ein Privileg im Jahr 2015, eine wie man im Englischen sagt „Tom-Dick and Harry” Bude, die als Broker gut in Deutschland und Österreich positioniert war, zum europäischen Marktführer weiterzuentwickeln."

Herr Chahrour hat die Übernahme der XCOM betreut, durch die flatex eine Vollbanklizenz erhielt.

"Ganz spannend war, dass ich mich dann um die restlichen 40%+ kümmern durfte, die ich dann sukzessive über zweieinhalb Jahre von unzähligen Aktionären gekauft habe. Es gab über 100 Minderheitsaktionäre, die alle so ein paar Anteile gehalten haben, von 10 Stück bis zu knapp hunderttausend Stück. Die dann nach und nach einzusammeln, war wirklich ein hartes Stück Arbeit, die dann auch erfolgreich mit dem Squeeze out, dem Spruchverfahren und der Einigung im Spruchverfahren abgeschlossen werden konnte. Aber auch da bin ich rückblickend sehr zufrieden, dass wir den gesamten Prozess innerhalb eines Jahres durchlaufen konnten."

Später wurde durch die DEGIRO der europäische Markt erschlossen.

"Erstmal war es ein Privileg im Jahr 2015, eine wie man im Englischen sagt „Tom-Dick and Harry” Bude, die als Broker gut in Deutschland und Österreich positioniert war, zum europäischen Marktführer weiterzuentwickeln... Ein solches Wachstum macht etwas mit einer Organisation. Die ersten Jahre kannte ich gefühlt jeden Mitarbeiter oder Mitarbeiterin. Das ist mit 1.300 Mitarbeitern nicht mehr möglich. Nichtsdestotrotz haben wir es geschafft, und das ist, glaube ich, auch der Kern des Erfolges gewesen, das Ganze iterativ zu machen. Es gab nicht diesen einen Sprung, den wir gemacht haben, der alles verändert hat, sondern wir haben es geschafft, uns Schritt für Schritt weiterzuentwickeln."

Über die Zukunft von flatexDEGIRO:

"Das Unternehmen wird weiterhin sehr erfolgreich sein. Sie haben es gerade gesagt, 8-9% Marktanteil in Europa. Wir haben den Marktanteil schon annähernd an die 10% gebracht über die letzten Jahre hinweg. Ist es möglich, einen Marktanteil von 20% zu kriegen? Ja, natürlich ist das möglich."

Über seine Herausforderungen:

"... wir [haben] Unternehmen verkauft, bspw. die Aktionärsbank, wir haben Akquisitionen durchgeführt, wir haben einen Squeeze out gemacht, wir haben Spruchverfahren gehabt und wir haben die Organisationsstruktur drastisch vereinfacht. Wir haben dann das Prospektverfahren gestartet für das Up-Listing vom Scale Segment ins Prime Segment und schließlich der Aufstieg in den S-DAX."

Über seine Qualitäten:

"Ich glaube, wer mich kennt weiß, ich war nicht der typische CFO... Ich war... immer ein sehr strategischer CFO, der auch darüber nachdachte, wie die Vision ausschaut, wie das Produkt ausschaut, wie das Marketing auszusehen hat. Ich glaube, einen guten CFO macht tatsächlich aus, dass er seine Zahlenwelt auf der einen Seite beherrscht, aber gleichzeitig eine hart challengende [herausfordernde] Nr. 2 ist... Man erkennt meines Erachtens ein Unternehmen mit starkem CFO daran, dass dieser eine eigene Dynamik ins Unternehmen trägt."

"Ich verfolgte gerne CFOs wie Luka Mucic von SAP (ETR:SAPG), der jetzt zu Vodafone (LON:VOD) wechselt oder Lutz Meschke von Porsche (ETR:P911_p). Gute CFOs bringen markante Strategien ins Unternehmen und hinterlassen nachhaltigen Eindruck, der über Geschäftsberichte und IR hinaus geht."

Im Corona-Boom der Online-Broker wurden Wachstumszahlen prognostiziert, die sich später als nicht machbar erwiesen. Wie kam es dazu?

"Ich glaube, da müssen wir bedenken, auf welcher Grundlage und wann Ziele vorgegeben werden. Die 7-8 Mio. Kunden im Zieljahr 2026 hätten impliziert, jedes Jahr mit knapp 8-900.000 Kunden zu wachsen... wir haben 2021 800.000 Kunden gewonnen, und 2020 waren es 600.000. Jedes Jahr 7-800.000 Kunden zu gewinnen war jetzt nicht total out of the Blue [nicht total aus der Luft gegriffen]."

"Jetzt ist das Marktumfeld 2022 drastisch umgeschlagen,... Daher sehe ich ihre Frage gar nicht kritisch. Es ist wichtig, Visionen zu haben: Was wollen Sie sein? Mitläufer? Oder wollen Sie jemand sein der einen Markt definiert? Wir wollten schon immer derjenige sein, der den Markt definiert... Die Verantwortung als Vorstand besteht darin, den Entscheidungswillen zu haben, solche Ziele zu definieren, aber auch anzupassen. Und das haben wir dann. Wir haben entschieden, dass wir nicht mehr in absoluten Zahlen unser Wachstumsziel ausgeben wollen, sondern eher in relativen Zahlen. Das heißt, wir spiegeln in unserer Wachstumsgeschwindigkeit die Marktwachstumsgeschwindigkeit wider. Wir haben also gesagt, wir wollen eineinhalb bis zweimal so schnell wachsen wie der Durchschnitt unserer Peergroup [Wettbewerber] und aktuell sind wir bei 2,1-mal, also sind wir ganz gut unterwegs."

Über die Bankenregulierung in Deutschland und Europa:

"Wir haben es gesehen bei der Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ), wie vorteilhaft es ist, dass wir in Europa die LCR haben. Also die Liquidity Coverage Ratio [Mindestanforderung an Liquiditätsreserven für Banken]. Genau solche Fälle werden dadurch bei uns vermieden."

"...manchmal ist man überrascht von gewissen Entscheidungen auf europäischer Ebene. Wir haben jetzt gerade das Pfof-Verbot [Payment for order flow] ... Ich finde es absolut absurd, dass ganz Europa über ein Phänomen spricht, das zu 98% nur in Deutschland existiert? Zahlungen von Börsen, Börsenmakler oder Market Maker an Broker gibt es in den meisten europäischen Ländern nicht... Jetzt natürlich kann man sagen, ja wir wollen in Europa ein Leveled Playingfield haben [gleiche Bedingungen für alle]. Aber wir haben das bereits: Die MiFiD hat das schon ganz gut geregelt."

Über die steuerlich Förderung des individuellen Sparens für die Altersvorsorge:

"Anstatt einfach Modelle zu kopieren, die seit Jahrzehnten existieren, wie beispielsweise das 401k-Programm in den USA, das ISA System und der SIP im UK, das ISK Programm in Schweden oder das „Pension Account” in den Niederlande, fangen wir an über neue Ideen zu diskutieren. Was ist daran so schwer, wie im UK zu sagen: „Lieber Kunde, Du kannst jedes Jahr bis zu 20.000€ investieren und die Erträge aus diesen 20.000€ bleiben steuerfrei. Das wäre eine Möglichkeit. Oder man nimmt eine längere Spekulationsfrist, wie bei Immobilien, und sagt „wenn du Aktien kaufst und die 10 Jahre liegen lässt, dann sind Erträge aus der Veräußerung dieser Aktien steuerfrei.”"

Über die persönliche Zukunft des Muhamad Chahrour:

"Nun war ich 6 Jahre CFO, 2 Jahre CEO bei DEGIRO und seit Jahresbeginn stellvertretender CEO & COO bei der flatexDEGIRO AG. Ich fühle mich bereit auch eine CEO-Rolle eines, mittelständischen Unternehmens anzunehmen. Vielleicht mit der ähnlichen Vorgabe, aus einem 100-200 Mio. Unternehmen wieder ein Milliarden Unternehmen zu machen... Ich habe bei der UBS (SIX:UBSG) und pwc jahrelang M&A (Fusionen & Übernahmen) gemacht, viel Zeit im Real Estate Sektor verbracht. Bei Rocket Internet (ETR:RKET) habe ich E-Commerce hoch und runter gemacht... Ich glaube, ich bringe ein gewisses Skillset mit, das viele Unternehmen in einer Wachstumsphase sicherlich benötigen können. Und jetzt bin ich noch in der glücklichen Situation, das Ganze ja evident höchst erfolgreich durchlaufen zu haben... Private Equity steht weit oben auf der Interessensliste."

Das vollständige Interview finden Sie auf Heibel-Unplugged.

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