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FOMC-Sitzungsprotokoll: Kontrolle der Zinskurve derzeit nicht erwünscht - Trübe Aussicht für die Wirtschaft

Veröffentlicht am 20.08.2020, 09:41
US500
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Die US-Notenbank wird laut den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der Juli-Sitzung in absehbarer Zeit kein aktives Zinskurvenmanagement einführen.

Eine "Mehrheit" der Teilnehmer diskutierte im Juli über die Kontrolle der Zinskurve, nachdem der Offenmarktausschuss der US-Notenbank bereits im Juni mit der Idee liebäugelte und seine Mitarbeiter aufforderte, weitere Nachforschungen anzustellen. Auf der Juli-Sitzung kühlte sich die Euphorie über eine effektive Kontrolle der Renditekurve ab und verwandelte sich in völlige Ablehnung.

"Viele Teilnehmer waren der Meinung, dass Renditeobergrenzen und -ziele im gegenwärtigen Umfeld nicht gerechtfertigt seien", hieß es im Protokoll. Die geldpolitischen Entscheidungsträger sind der Ansicht, dass die Forward Guidance der Fed zu den Zinssätzen, die lange nahe Null bleiben werden, die Märkte überzeugt hat und die langfristigen Zinssätze niedrig hält.

Außerdem sind mit der Kontrolle der Zinskurve Kosten und Risiken verbunden, was den Kauf von Anleihen erfordert, um die Renditen nach Bedarf zu begrenzen oder zu steuern. Eine solche Geldpolitik könnte zu einer zu schnellen Ausweitung der Bilanz führen. Auch wäre es schwierig zu skizzieren, wie eine derartige Änderung der Geldpolitik überhaupt kommuniziert werden soll, was die Botschaft darüber, wohin sich die kurzfristigen Zinssätze entwickeln, verfälschen könnte.

Die Fed-Ökonomen äußerten sich zwischen den Sitzungen Anfang Juni und Ende Juli etwas zurückhaltender über die Aussicht für die Wirtschaft. Die Prognose für das BIP-Wachstum und den Rückgang der Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte war laut Protokoll "weniger robust" als die vorherige Prognose.

Die Ökonomen der Fed fügten hinzu, dass angesichts der Unsicherheiten durch die Pandemie "eine pessimistischere Projektion nicht weniger plausibel sei als das Basisszenario". Dieses Alternativszenario beschreibt eine Beschleunigung des Coronavirus-Ausbruchs und einen weiteren Lockdown später in diesem Jahr, was zu einem Rückgang des realen BIP, einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem erneuten Abwärtsdruck auf die Inflation im nächsten Jahr führen würde. All dies würde die Wirtschaftsleistung mittelfristig dämpfen.

SPX 15-Minutenchart

Der im Protokoll geäußerte Konjunkturpessimismus machte die Kursgewinne an den Aktienmärkten wieder zunichte, während die Zurückweisung der Zinskurvenkontrolle die Kurse der Staatsanleihen dämpfte.

Die getrübten Aussichten für die Wirtschaft dämpften auch den Enthusiasmus der geldpolitischen Entscheidungsträger für eine Änderung der Forward Guidance bezüglich der Zinsen. Von der Erwägung, dass eine Klärung ihrer Absichten bei "bevorstehenden Treffen" wünschenswert wäre, gingen sie nun dazu über, dass sie "irgendwann" ihre Vorhaben präzisieren wollen.

Die Fed hat ihre Käufe von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Anleihen in der Zeit seit der Juni-Sitzung mit derselben Geschwindigkeit von 120 Milliarden Dollar pro Monat fortgesetzt. Auf der Juli-Tagung sprachen sich "viele Teilnehmer" dafür aus, den akkommodierenden Charakter der Käufe zu betonen, die ursprünglich zur Stabilisierung der Märkte lanciert worden waren, womit sie eine Rückkehr - auch wenn sie dies nicht explizit gesagt hatten - zur quantitativen Lockerung bestätigten.

Die Notenbanker debattierten darüber, jede künftige Änderung der Forward Guidance an ein bestimmtes Ergebnis zu knüpfen, z.B. an Schwellenwerte für Inflation oder Arbeitslosigkeit oder beides, vielleicht in Kombination mit einem bestimmten Datum.

All diese Überlegungen sind von Relevanz, da das FOMC die Überarbeitung seiner Erklärung zu den längerfristigen Zielen und der generellen geldpolitischen Strategie überdenkt, um einen übergeordneten Rahmen für geldpolitische Maßnahmen und für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu schaffen.

Im Protokoll fehlte jedoch die Diskussion über eine Lockerung des Inflationsziels von 2%, und sei es auch nur von seiner derzeitigen "symmetrischen" Ausrichtung, d.h. die Duldung einer Periode über dem derzeitigen Ziel, um die Zeit unterhalb des Inflationsziels auszugleichen, bis hin zu einem noch lockereren Ansatz, der eine durchschnittliche Inflation von 2% über einen längeren Zeitraum anstrebt.

Die Marktteilnehmer erwarten erste Anzeichen für diesen Paradigmenwechsel, vielleicht schon auf der Sitzung im September. Gegenwärtig gehen die Notenbanker nicht davon aus, dass die Inflation in absehbarer Zeit nahe an die 2% herankommt, so dass eine Verpflichtung zur Ankurbelung der Inflation weitere geldpolitische Anpassungen erforderlich machen könnte.

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