Ford (NYSE:F) gewinnt nach vielen Jahren der Fehltritte und Misserfolge endlich die Unterstützung der Wall Street für seinen Turnaround-Plan. Was dieses Mal anders ist, ist die klare Botschaft des neuen CEO Jim Farley über die Ambitionen des Unternehmens in Sachen Elektromobilität.
Führungskräfte von Ford teilten den Investoren am Mittwoch mit, dass sie bis 2030 weltweit 40% des Umsatzes mit vollelektrischen Fahrzeugen erwirtschaften wollen. Diese Neuausrichtung soll dazu beitragen, den Umsatz um zwei Drittel auf 45 Milliarden US-Dollar zu erhöhen, auch dank höherer Verkäufe von Fahrzeugen und Dienstleistungen an Gewerbekunden.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird Ford die Ausgaben für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen bis 2025 auf 30 Milliarden US-Dollar erhöhen, rund ein Drittel mehr als es noch zu Beginn dieses Jahres prognostiziert hatte. Die Steigerung der Ausgaben wird dem Autohersteller helfen, schneller eigene Batterien herstellen zu können, unter anderem in zwei US-amerikanischen Batteriezellenfabriken, die er zusammen mit der koreanischen SK Innovation Co plant.
Die Strategie vereint drei Hauptprioritäten, die Farley seit seiner Übernahme im Oktober hervorgehoben hat: Elektrofahrzeuge, digitale Dienste und die Nutzung der Stärke von Ford bei Flottenkunden wie Handwerkern, Versorgungsunternehmen und Regierungen.
Investoren lieben die neue Richtung, die Ford einschlägt, und haben die Aktien des Unternehmens in den letzten fünf Tagen um 20% nach oben geschickt. Die Ford-Aktie, die den Handel am Donnerstag zu 14,88 USD beendete, hat in diesem Jahr um 70% zugelegt. Im gleichen Zeitraum verlor die Tesla (NASDAQ:TSLA) an der Börse 11% an Wert.
Ein turbulentes Jahr
Diese Dynamik in Fords Aktienkurs folgt einem turbulenten Jahr, in dem die Covid-19-Pandemie den Autohersteller zwang, seine Dividende zu streichen. Das Unternehmen verlor im vergangenen Jahr auch sein Investment-Rating und trennte sich von Chef Jim Hackett. Die branchenweite Chipknappheit hat in diesem Quartal 50% der geplanten Produktion gefährdet.
Aber Fords Ambitionen bei Elektrofahrzeugen haben den Fokus der Investoren auf die Zukunft gerichtet. Dieser Plan beinhaltet elektrische Versionen des Explorers, seines meistverkauften Sport Utility Vehicle, des Lincoln Aviators und einer Vielzahl anderer Fahrzeuge, die Ford nicht beim Namen nannte. Die Liste enthielt die Beschreibung "robuster SUV", was darauf hindeutet, dass die wiederbelebte Marke Bronco in Zukunft möglicherweise auch in einer batterieelektrischen Version zu haben ist.
"Dies ist unsere größte Chance für Wachstum und Wertschöpfung, seit Henry Ford mit der Massenproduktion des Model T begonnen hat, und wir ergreifen sie mit beiden Händen", sagte Farley Analysten und Investoren in seiner Präsentation während Fords Investorentages am Mittwoch.
Der RBC-Analyst Joseph Spak stufte die Aktie von "sector perform" auf "outperform" hoch und schrieb, der neue Plan könne Anleger von der Seitenlinie in die Aktie locken. RBC erhöhte sein Kursziel für das Papier um 4 USD auf 17 USD.
Spak sagte:
"Unterm Strich fühlen wir uns mit der kohärenteren Strategie viel besser aufgehoben, da Ford sich auf seine Stärken konzentriert. Ford muss jetzt noch liefern, aber die Aussicht auf Erfolg ist für uns klarer geworden."
"Wir glauben, dass Ford einen glaubwürdigen Plan aufgestellt hat, um die Rentabilität nach 2025 über Ford Pro und Fords vernetzte Dienste zu steigern. Das dürfte die Ertragschancen nach oben erhöhen (auch wenn dies durch das Umsetzungsrisiko und einige mögliche Auswirkungen auf die Marge durch mehr BEV-Produkte ausbalanciert wird)."
Zusätzlich zu den Hochstufungen der Analysten erzielte Ford letzte Woche einen PR-Sieg, als US-Präsident Joseph Biden sich während seiner Reise zum Werk des Unternehmens in Michigan ans Steuer des neuen elektrischen Pickups F150 Lightning setzte. Der unter den Erwartungen liegende Startpreis des Lightning von rund 40.000 US-Dollar macht ihn sehr attraktiv, zu einer Zeit, in der mehrere Startups mit Elektrotrucks in den Markt einsteigen. Das Modell hat bereits 70.000 Kundenreservierungen erhalten.
Fazit
Fords neuer CEO hat einen gut durchdachten Plan vorgelegt, um den zweitgrößten US-Autohersteller für eine Zukunft fit zu machen, in der Elektrofahrzeuge unsere Straßen beherrschen. Ford ist trotz seines späten Starts und einiger Fehltritte eine Langzeit-Wette auf den Markt für Elektrofahrzeuge, der innerhalb der nächsten 10 Jahre sehr überfüllt mit Elektroautos werden könnte. Die Aktie ist jedoch recht günstig und könnte für langfristig orientierte Anleger geeignet sein, die einen traditionellen Autowert in ihren Portfolios haben möchten.