Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1320 (07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1273 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.55. In der Folge notiert EUR/JPY bei 135.35. EUR/CHF oszilliert bei 1.0495.
Die Geopolitik hält die Märkte in Atem. Die Wechsel zwischen Hoffnung und dann wieder Bangen machen sich in spürbarer Volatilität bei grundsätzlicher Stabilität bemerkbar.
Man sollte bei diesen Verläufen an den Finanzmärkten nicht ausblenden, dass die USA nach wie vor in dem Prinzip der „Asset-driven Economy“ (seit der Jahrtausendwende, u.a. Ursache der Krisen), die eine Aufkündigung des Prinzips des freien Marktes in bestimmten Feldern (hier Aktien und Immobilien) darstellt, verhaftet sind. Das verhindert nicht notwendig Korrekturen an den Märkten, es begrenzt aber grundsätzlich deren Amplituden, sofern die Prozesse kontrollierbar sind.
Die Auseinandersetzung der griechischen Regierung mit der EU, dem IWF und der EZB wird weiter aggressiv seitens Athens geführt. Die Fronten sind verhärtet. Die Chancen für eine zügige Befriedung dieser Situation sind äußerst überschaubar. Der „Showdown“ wird uns voraussichtlich bis zum 16. Februar begleiten. Unfälle auf dem Weg dorthin sind nicht auszuschließen. Ergo: Risikoaversion sollte diesbezüglich ausgeprägt bleiben.
Die Gespräche in Minsk sind zu begrüßen. Es gibt eine Chance für Frieden. Das begrüßen wir von Herzen. Danke an Berlin und Paris und viel Erfolg!
Gleichwohl wird an der aktuellen Verbalakrobatik seitens der USA und Kanadas deutlich, dass die Positionen zwischen Russland und Nordamerika weitgehend unversöhnlich sind. Die US-Position ist letztlich bezüglich des „Westens“ entscheidend. Das hat der Prozess der Ukrainekrise und die „geleakten“ Äußerungen diverser US-Vertreter hinlänglich bewiesen. Die USA bewegen sich in der Doktrin des Unilateralismus.
Gleichwohl besteht ein zunehmendes Risiko einer Spaltung bezüglich der Position in der Ukrainekrise sowohl innerhalb der EU, als auch der Möglichkeit einer Spaltung zwischen EU und USA/UK/Kanada. Längst geht es nicht mehr um Maidan, Odessa, MH-17. Das waren Auslöser, die jetzt seitens des Westens, unter Umständen mangels Belastbarkeit, ausgeblendet werden. Sonst wären sie voraussichtlich anders genutzt worden ….
Die US-Außenbeauftragte für die osteuropäische Region, Frau Nuland, kann sich in interner martialischer Verbalakrobatik sonnen, um dann offiziell handzahm zu erscheinen. Welche Äußerungen sind belastbar? Es geht auch nicht um Präsident Obama, der die Intervention in der Ukraine mit dem Ziel des Putsches implizit in den letzten Interviews zugegeben hat.
Geht es um die Menschen in der Ukraine (u.a. Mobilmachung Kiews trifft auf massiven Widerstand der Bürger) oder sind sie nur Schachfiguren in der Geopolitik? Geht es um endogene europäische Interessen und darum ökonomischen und in der Folge gesellschaftspolitischen Schaden abzuwenden? Geht es bei Hilfen für die Ukraine noch um das Regelwerk des IWF, wann und wie Hilfskredite vergeben werden können?
Aus den mir zugänglichen Quellen mit US-Hintergrund kann ich leider bezüglich einer belastbaren friedlichen Entwicklung in der Ukraine keine Zuversicht ableiten. Ergo: Risikoaversion wird voraussichtlich diesbezüglich ausgeprägt bleiben.
Wir haben uns gestern an positiv überraschenden Daten bezüglich der Industrieproduktion Frankreichs (+1,5) und Italiens (+0,4%) erfreut. Lassen wir das bildlich nachwirken: Alle Charts © Moody’s Economy
Großbritannien enttäuschte dagegen mit einem unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,1%).
Wenden wir uns unseren Freunden in den USA zu. Für den Devisenmarkt bleibt es entscheidend, ob es zu einer Zinswende in den USA kommt. Dazu gab es Einlassungen seitens zweier Fed-Gouverneure:
Jeffrey Lacker, Präsident der Zentralbank von Richmond, hat sich für eine Zinserhöhung im Juni ausgesprochen. Die US-Wirtschaft gewinne an Stärke und die Inflation bewege sich auf die von der Fed angepeilte Marke zu. Der Zentralbankchef San Franciscos Williams sagte der "Financial Times", dass die wirtschaftlichen Bedingungen immer mehr jenen annäherten, unter denen es Sinn mache, "wirklich ernsthaft darüber nachzudenken, diesen Prozess der Normalisierung zu beginnen".
Wir sind bezüglich der aktuell verfügbaren US-Daten irritiert. Sie stehen in einem diametralen Widerspruch zu den oben genannten Positionen der Fed-Gouverneure.
Das gilt vor allen Dingen für die strukturelle US-Basis und es gilt zunehmend bezüglich der konjunkturellen Lage.
Bezüglich der strukturellen Konstellation ist nachfolgendes Tableau hilfreich. Die nachfolgenden Daten sprechen für sich:
Aber auch die Konjunkturdaten sind zunehmend weniger erbaulich. Das gilt für die US-Industrie, wo es den fünften Monat in Folge bei den Auftragseingängen zu Rückgängen kam: Alle Charts © Moody’s Economy
Es gilt für die US-Einzelhandelsumsätze (70% des US-BIP vom Konsum abhängig). Im vierten Quartal 2014 lag dieser Wert bei -0,2% trotz der „Subvention“ durch die niedrigen Energiepreise. Die nicht inflationsbereinigten Wachstumsraten sind von mehr als 5% auf 3,2% im Jahresvergleich zurückgegangen.
Es gilt für den Sektor der Wohnimmobilienbranche. Chart © Reuters: Hypothekenanträge (ohne Anschlußfinanzierung).
Es gilt für den Sektor Fracking/Shale, wo Preise zwischen 75 – 90 USD pro Fass erforderlich sind, die operativen Kosten zu verdienen (konventionelles US-Öl-Geschäft 55 USD). Halliburton hat gestern bekannt gegeben, dass 6000 Mitarbeiter entlassen werden.
Chart: Brent © Reuters
Es gilt für den Exportsektor. Durch die Aufwertung des USD haben sich für US-Exporteure die Bedingungen (Terms of Trade) dynamisch eingetrübt. Chart: Bloomberg – Anstieg des USD-Index in den letzten 12 Monaten
Wie realistisch sind die Einlassungen der beiden Fed-Gouverneure? Wie realistisch ist eine echte Zinswende in den USA?
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1200 – 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
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