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Die CME arbeitet offenbar an der Einführung von Futures auf die Volatilität einzelner Märkte, darunter Rohstoffe, Bonds und Devisen. Die Geschäfte der Börse laufen derweil gut.
Derek Sammann ist Senior Managing Director, Global Head of Commodities, Options & International Markets bei der Chicago Mercantile Exchange. Im Interview mit der „Börsen-Zeitung“ ließ er durchblicken, dass es bald neue Kontrakte auf Volatilität geben könnte.
Sammann verwies auf die CVOL-Produkte der Börse. Diese messen die Volatilität einzelner Märkte wie z.B. US-Rohöl, US-Staatsanleihen mit zweijähriger Restlaufzeit, Gold etc. „Das sind Produkte, für die wir unsere eigene proprietäre Berechnung der Volatilität entwickelt haben. Bislang kann man die Indizes nur sehen, aber nicht handeln“, so Sammann.
Die CME habe nun eine bedeutende Weiterentwicklung vollzogen. So gebe es die Indizes nun in Echtzeit und nicht mehr nur auf End-Of-Day-Basis. Berechnet werden die Indizes auf Basis der CME-Optionen für Fixed Income, Devisen, Energie und landwirtschaftliche Produkte.
Feedback der Kunden „extrem positiv“
Sammann bezeichnet die Produkte als „einzigartig“. Die CME sei im Gespräch mit Kunden „gebeten worden, einen Volatilitätsindex zu bauen, der direkt zeigt, wie die Volatilität in allen unseren Märkten ist“. Das Feedback sei „extrem positiv“. Die Indizes können auf der Website kostenlos abgerufen werden – mehr geht bislang noch nicht.
Doch das soll sich ändern. Im Rahmen eines Validierungsprozesses prüfe die CME nun, „Futures auf einige dieser Benchmark-CVOL-Indizes aufzulegen“. Anleger könnten dann direkt in die Volatilität eines Marktes investieren.
Sammann beschreibt es so: „Sie könnten einen Kontrakt auf den WTI-CVOL kaufen und wären dann „long“ Volatilität. Oder wenn Sie der Meinung wären, dass die Volatilität zurückgehen wird, könnten Sie diesen Kontrakt verkaufen“. Möglich sei zudem die Einführung von Optionen auf Volatilität.
Für Privatanleger sind Investitionen in Volatilität bislang vorwiegend für den Aktienmarkt möglich – und dann häufig nur über den Umweg von Exchange Traded Products (ETP) und Zertifikaten. Der Reiz von Investments in Volatilität liegt in deren stark negativer Korrelation zum Aktienmarkt.
Typischerweise steigt die implizite Volatilität drastisch an, wenn die Kurse in einem Krisenumfeld deutlich nachgeben. Allerdings verursachen Vola-Produkte auch recht hohe laufende Kosten.
CME macht gute Geschäfte mit Rohstoffen
Die CME macht laut Sammann derzeit gute Geschäfte. „2022 war am Ende ein Rekordjahr: Wir hatten ein Rekordvolumen an der Börse insgesamt, Rekordvolumen bei Optionen und ein Rekordvolumen außerhalb der Vereinigten Staaten“. Dies habe sich im ersten Quartal 2023 fortgesetzt – hier sei mit 5,8 Mio. gehandelten Optionskontrakten der bislang stärkste Wert erreicht worden.
Nach einer Beruhigungsphase im zweiten Halbjahr 2022 ist laut Sammann nun wieder eine „Rotation in Richtung Rohstoffe“ zu beobachten. Davon profitiert die CME. So wuchs das Energiegeschäft zuletzt um 9%, das Metallgeschäft um 28% und das Geschäft mit Agrarrohstoffen um 33%. Dieser Trend scheint sich in der jüngsten Vergangenheit noch zu verstärken.
„Neue Wertschätzung für Risiko“
Sammann verweist auf die zurückliegende Phase der Nullzinspolitik. „Wenn Geld nichts kostet, ist die Volatilität niedrig. Nun findet eine Umbasierung des Risikoverständnisses statt. Und es gibt eine neue Wertschätzung für Risiko“. Im Vergleich zu den letzten 12-13 Jahren zeichne sich ein dauerhaft höheres Volatilitätsniveau ab. Es gebe ein Bewusstsein für Risiken, die jetzt stärker gemanagt werden müssten.
Die CME ist für eine aufgeschlossene Produktentwicklung bekannt. So wurde bereits 2021 ein Future auf das Batteriemetall Lithium eingeführt, der bislang allerdings nicht alle Anforderungen an eine Benchmark erfüllt.