Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Gesetzliche Krankenversicherung: Riesige Leistungskürzungen voraus?

Veröffentlicht am 31.08.2023, 08:18

Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Keine zahnmedizinischen Leistungen mehr und ein jährlicher Selbstbehalt von 1.800 EUR: Das sind nur zwei Maßnahmen, die eine aktuelle Studie zur Sanierung der Gesetzlichen Krankenversicherung vorschlägt.

Die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung wurden bereits erhöht - dennoch bedeuten monatliche Zuzahlungen von durchschnittlich 2.500 EUR für viele Betroffene den Gang zum Sozialamt. Im kommenden Jahr könnten bereits höhere Beiträge in der GKV drohen.

Professor Bernd Raffelhüschen von der Stiftung Marktwirtschaft warnt deshalb anlässlich des Berichts „Generationenbilanz 2023“: „Unsere Berechnungen zeigen, dass wir die Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung nicht aufrechterhalten können, ohne die Beitragszahler zu überfordern“.

Selbstbehalt von 1.800 EUR und Streichung der Zahnmedizin

Zusammen mit seinem Forscherteam hat Raffelhüschen auch schon ein Reformprogramm entwickelt. In der GKV sieht dieses einen absoluten jährlichen Selbstbehalt für ambulante Leistungen und Arzneimittel in Höhe von 1.800 EUR und die Ausgliederung aller zahnärztlichen und zahntechnischen Leistungen vor. Außerdem soll der Kostendruck im stationären Sektor durch „wettbewerbliche und ordnungspolitische Regeln“ reduziert werden.

In der Pflegeversicherung soll ein Nachhaltigkeitsfaktor eingeführt werden, „der die Dynamisierung der Leistungen unter Berücksichtigung des Verhältnisses von Pflegebedürftigen zu Beitragszahlern steuert“. Konkret: „Erhöht sich dieses Verhältnis im Zuge des demografischen Wandels, würden die Leistungen der Pflege langsamer als die allgemeine Produktivität wachsen.“

Die Gesamtausgaben der GKV (abzugrenzen von den reinen Leistungsausgaben) beliefen sich 2021 auf 285 Mrd. EUR. 2011 waren es noch 180 Mrd. EUR. Der Anteil der reinen Leistungsausgaben (ohne Verwaltungskosten) am BIP lag im vergangenen Jahr bei 7,10 %.

IKK-Chef: System schon jetzt an seinen Grenzen

Aufgrund der demographischen Entwicklung werden weitere Kostensteigerungen befürchtet. Ralf Hermes (EPA:HRMS), der Chef der gesetzlichen IKK-Innovationskasse mit rund 300.000 Versicherten, äußerte bereits im Juni gegenüber Medien: „Die steigenden Gesundheitsausgaben bringen das System schon jetzt an seine Grenzen“. Auf lange Sicht sei bei den Ausgabensteigerungen „keine Trendumkehr“ in Sicht.

Neben Ausgabenkürzungen kommen weitere Maßnahmen zur Deckung der Kosten in Betracht: Etwa höhere Beiträge oder höhere Beitragsbemessungsgrenzen. Auch höhere staatliche Zuschüsse – und sei es verkappt über eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente und höhere Zahlungen für die Versicherungen von ALG-Empfängern – sind denkbar. Eine Kombination aus diesen Maßnahmen ist für die kommenden Jahre die wohl wahrscheinlichere Option als eine große Gesundheitsreform.

Größere GKV-Leistungskürzungen liegen schon länger zurück

Leistungskürzungen in der GKV wären keine Neuheit, wenngleich die letzten größeren Kürzungen schon eine Weile zurückliegen. So gab es nach einer Zusammenstellung der nach eigenen Angaben unabhängigen Finanzberatung Dr. Schlemann seit 1982 fast ein Dutzend Gesetze, die zu eingeschränkten Leistungen führten oder anderweitige Nachteile für Versicherte bedeuteten.

Beispiele für Leistungskürzungen in der Vergangenheit waren etwa höhere Eigenbeteiligungen im Krankenhaus, die Einführung der Praxisgebühr, höhere Zuzahlungen für Arzneimittel oder die Streichung der Erstattung ambulanter Fahrtkosten.

„Nachhaltigkeitslücke“ bei 17,3 Billionen EUR

Die „Stiftung Marktwirtschaft“ berechnet regelmäßig die sogenannte „Nachhaltigkeitslücke“. Diese misst die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte – und zwar nicht nur die explizite, sondern auch die implizite Verschuldung. Letztere „spiegelt die bereits erworbenen und bei Fortführung des Status quo noch entstehenden, aber durch das aktuelle Steu­er- und Abgabenniveau nicht gedeckten Ansprüche heutiger und zukünftiger Generationen gegenüber dem Staat wider“, erläutert die Stiftung auf ihrer Homepage.

Die impliziten Staatsschulden belaufen sich auf 381,5 % des BIP. Zusammen mit den expliziten Staatsschulden (66,3 %) beläuft sich die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand auf 447,8 % des BIP bzw. 17,3 Billionen EUR.

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.