Gold hat das neue Quartal mit einem Rekord nach dem anderen begonnen. Die Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik durch die wichtigsten Zentralbanken sowie die Spannungen im Nahen Osten und in der Ukraine, die den Wert des edlen Metalls als sicherer Hafen erhöhen, lassen die Rekordjagd weitergehen.
Gold erreicht weiteres Rekordhoch
Der Spot-Goldpreis hat mit über 2.350 USD/Unze ein neues Rekordhoch erreicht und ist seit Jahresbeginn um 13 % gestiegen. Das Edelmetall erlebt seit Mitte Februar einen Rekordanstieg, der durch die Erwartung von Zinssenkungen in den USA, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Probleme in China begünstigt wird.
Der Haupttreiber für die Goldpreisentwicklung im vergangenen Jahr war die Politik der US-Notenbank, wobei der zunehmende Optimismus, dass sich die Fed dem lange erwarteten Pivot nähert, die Rallye des Edelmetalls beflügelte. Es wird erwartet, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr senken wird, allerdings hat sie erklärt, dass sie zunächst mehr Beweise für eine nachlassende Inflation sehen möchte.
Politik der Fed ist ein wichtiger Treiber für Gold
Quelle: Refinitiv, Federal Reserve, ING (AS:INGA) Research
Sollte die Fed ihre restriktive Geldpolitik fortsetzen, droht dem Goldpreis ein Rückschlag. In den kommenden Monaten dürfte der Goldpreis volatil bleiben, je nachdem, wie der Markt auf makroökonomische Faktoren, geopolitische Ereignisse und die Zinspolitik der Fed reagiert.
Anleger lieben Gold
Quelle: CFTC, ING Research
Steigende Preise lassen die Gold-Nettopositionen steigen
Das Interesse der Anleger an Gold ist endlich zurückgekehrt. Die jüngsten Comex-Daten zeigen, dass die Geldverwalter neue Long-Positionen aufgebaut haben, was exakt mit der bullishen Stimmung am Goldmarkt übereinstimmt. Für die Zukunft sehen wir angesichts der höheren Goldpreise und der erwarteten Zinssenkungen in den USA den Aufbau weiterer Long-Positionen.
Käufe der Zentralbanken stützen den Goldpreis
Gold profitierte auch von den massiven Käufen der Zentralbanken, die aufgrund der Diversifizierung ihrer Reserven und geopolitischer Bedenken ihre Allokation in sichere Anlagen erhöhten. Die Zentralbanken kauften im vergangenen Jahr 1.037 Tonnen Gold und verfehlten damit nur knapp das Allzeithoch von 2022.
Im Februar stockten die Zentralbanken ihre Goldbestände weiter auf (wenn auch langsamer als zuvor) und kauften netto 19 Tonnen. Laut den jüngsten Daten des World Gold Council war dies der neunte Wachstumsmonat in Folge.
Chinas Appetit auf Gold ist besonders groß: Im März kaufte die People's Bank of China den 17. Monat in Folge Gold für ihre Reserven. Die offiziellen Währungsreserven Chinas stiegen im März auf den höchsten Stand seit November 2015.
Gold gewinnt in Zeiten der Instabilität an Attraktivität, weil sich Anleger in sichere Anlagen flüchten, um sich gegen das Wirtschaftsklima, geopolitische Spannungen oder Inflation abzusichern. Diese Entwicklung dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.
Zentralbanken kaufen weiterhin Gold
Quelle: WGC, ING Research
2023 Goldreserven nach Regionen
Quelle: WGC, ING Research
ETF-Nachfrage hat sich noch nicht erholt
Die Bestände der Gold-ETFs, die während der Covid-Pandemie die treibende Kraft hinter dem Preisanstieg auf die damaligen Rekordhöhen waren, haben sich jedoch noch nicht an die Preisentwicklung angepasst. Die Bestände der Anleger in Gold-ETFs steigen in der Regel, wenn der Goldpreis anzieht, und umgekehrt. Die Anlagen in Gold-ETFs (NYSE:GLD) sind über weite Strecken des Jahres 2024 rückläufig gewesen, während die Preise für Spot-Gold um rund 13 % gestiegen sind. Es gibt viele Möglichkeiten für Anleger, in den Goldmarkt zu investieren, aber vielleicht müssen wir warten, bis die Fed tatsächlich die Zinsen senkt, bevor die Anleger voll in den Markt einsteigen.
Gold-ETF-Bestände divergieren mit den Preisen
Quelle: USDA, ING Research
Gold: Rallye durch Fed-Politik setzt sich fort
Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis in diesem Jahr höhere Notierungen erreichen wird. Grund dafür ist, dass die Nachfrage nach sicheren Häfen angesichts der geopolitischen Unsicherheiten infolge der andauernden Kriege und der bevorstehenden US-Wahlen weiterhin stützend wirken wird. Entsprechend haben wir unsere Goldpreisprognose für 2024 nach oben revidiert und gehen nun davon aus, dass der Goldpreis im vierten Quartal seinen Höchststand bei durchschnittlich 2.300 USD je Feinunze erreichen wird. Unter der Annahme, dass die Fed in der zweiten Jahreshälfte mit Zinssenkungen beginnt, der USD und die Renditen nachgeben und die geopolitischen Risiken weiterhin unterstützend wirken, erwarten wir für 2024 einen Durchschnittspreis von 2.206 USD/Unze. Abwärtsrisiken gehen von der US-Geldpolitik und einem starken US-Dollar aus. Ein längerfristig stärkerer US-Dollar und ein schwächerer Goldpreis könnten die Folge einer Fortsetzung der „Higher for longer“-Politik sein.
Geopolitik und Fed stützen höhere Goldpreise im Jahr 2024
Quelle: Refinitiv, ING Research
ING-Prognose
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