Die beeindruckende Sommer-Rally bei den Edelmetallen hat ein abruptes Ende gefunden. Gold und Silber stürzten so kräftig ab wie seit vielen Jahren nicht mehr. Anleger können aus der Korrektur, die mit Ansage kam, viel lernen und zugleich davon profitieren.
Erst die Aktienmärkte, dann Öl und nun die Edelmetalle: Das Börsenjahr 2020 bleibt reich an Kurskapriolen. Und dennoch zeigt auch der jüngste Absturz bei Gold und Silber, dass Börsenregeln und Marktgesetzte auch dann noch gelten, wenn von den wichtigsten Notenbanken und Regierungen Stimuli in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß bereitgestellt werden. Die beiden Edelmetalle lieferten dafür zuletzt ein sehr gutes Beispiel.
Um Übertreibungen zu erkennen, reichen bereits einfache Indikatoren, die wir auch bei Feingold Research nutzen: Entfernt sich der Kurs zu weit von gleitenden Durchschnitten wie der 200-Tage-Linie nach oben oder unten, heißt es aufgepasst. Gold handelte zuletzt um mehr als 20 Prozent über dem viel beachteten Durchschnitt – dies war der höchste Wert seit 2011. Bei Silber schnellte die Differenz sogar auf gut 60 Prozent. Der Anstieg war vom Ausmaß her übertrieben, doch nun bieten sich Einstiegschancen an, die Anleger mit moderaten Hebeln nutzen können. So sind die Gold-Bull-Turbos mit der WKN MA0DU4 (MS) und KB3Z5C (Citi) moderat gehebelt, genau wie die Silber-Bull-Turbos mit der WKN UE0KG8 und VP53DE.
Auf die Titelseiten achten
Dazu passte unser Titelblattindikator. Bedeutet: Wenn in einschlägigen Börsenmagazinen zum Einstieg getrommelt wird, sollte man sich verabschieden. „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ Auch im Jahr 2020 hat der Leitgedanke von Altmeister André Kostolany an Bedeutung nichts verloren. Gold und Silber dominierten zuletzt die Schlagzeilen, warnende Stimmen gab es kaum.
Wenn aber alle schon investiert sind, fehlt meist nur eine eher unwichtige Meldung und massive Gewinnmitnahmen setzen ein. Märkte und somit auch die Edelmetalle sind getrieben von psychologischen Faktoren. Bleibt die abschließende Frage, ob der jüngste Rücksetzer eine Neueinschätzung der grundsätzlichen Ausgangslage erforderlich macht.
„Zumindest die Dynamik hat viele Späteinsteiger auf dem falschen Fuß erwischt“, meint Gil Shapira, Chefstratege beim Broker eToro. „Gold verzeichnete am Dienstag den stärksten Tagesverlust seit April 2013, bei Silber war es der größte Rückschlag seit Oktober 2008. Bei Gold dauerte es rund sieben Jahre, bis das alte Kursniveau wieder erreicht wurde“, ergänzt Shapira. Eine ähnliche Entwicklung ist jetzt aber eher unwahrscheinlich. 2013 löste eine Diskussion um Zinserhöhungen den Absturz aus und befeuerte in den Folgemonaten die Talfahrt. Auch wenn die Renditen am Anleihemarkt zuletzt etwas kletterten, sind Leitzinserhöhungen vorerst kein Thema. Im Gegenteil: Aufgrund der beispiellosen Geldmengenausweitung und rasant gestiegenen Verschuldung müssen die Notenbanken die Zinsen am Boden halten, damit die Wirtschaft nicht kollabiert.
Chance-Risiko-Verhältnis wird besser
Zudem verliert ein weiterer Belastungsfaktor für die Edelmetalle kräftig an Bedeutung. Anders als bei Aktien oder Anleihen erhalten Anleger bei Gold und Silber keine Zinsen oder Dividenden, sondern kommen nur in den Genuss von möglichen Kurssteigerungen. Zuletzt lag die Zahl der weltweiten Staatsanleihen mit negativer Rendite bei mehr als 16 Billionen Dollar. Die Opportunitätskosten sinken somit, auch dies spielt Gold grundsätzlich in die Karten. Unter dem Strich ist die Konsolidierung überfällig und gesund – wie ein Sommergewitter. Gerade für Neueinsteiger wird das Chance-Risiko-Verhältnis nun aber wieder besser.