Der World Gold Council (WGC) hat in seinem neuesten „Gold Outlook“ Bericht einen Blick ins Jahr 2023 geworfen. Demnach wird die Gemengelage rund um Inflation und Geldpolitik maßgeblich für die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall sein.
Der WGC resümiert, die Zentralbanken hätten ihren „aggressiven“ Kampf gegen die Inflation weiter verstärkt. Im kommenden Jahr seien deshalb eine leichte Rezession und rückläufige Unternehmensgewinne zu erwarten. Beides sei günstig für Gold.
Schwächerer Greenback günstig für Gold
Für eine Aufwertung des Edelmetalls spreche zudem eine allmähliche Abschwächung des Dollars und der für 2023 zu erwartende Rückgang der Inflationsraten (der mit sinkenden Zinsen insbesondere am langen Ende einhergehen könnte).
Eine gesteigerte Nachfrage erwartet der WGC aus China. Im Reich der Mitte soll sich dem Bericht zufolge die wirtschaftliche Lage verbessern.
Die globale Konjunkturschwäche könnte jedoch insbesondere im ersten Halbjahr den Druck auf Rohstoffe verschärfen. Dies könnte dem WGC zufolge auch Gold betreffen. Insbesondere, wenn die Zentralbanken die Geldpolitik über das notwendige Maß hinaus verschärfen, drohe ein weitreichender Abschwung.
Sollten die Notenbanken dagegen eine Kehrtwende vollziehen und die Zinserhöhungen stoppen oder gar umkehren, könne die Wirtschaft in eine Stagflation geraten. Laut WGC hat Gold in der Vergangenheit positiv auf stagflationäre Entwicklungen reagiert.
Ein Soft Landing – also eine nur moderate und kurzzeitige Konjunkturschwäche – hält der WGC für weniger wahrscheinlich. In diesem Fall könnte es jedoch zu Verlusten bei Gold kommen, da in einem solchen Umfeld risikobehaftete Anlagen wieder begünstigt würden.
Kaum Wachstum, sinkende Inflation
Für 2023 rechnet der WGC mit einem globalen BIP Wachstum von lediglich 2,1 % – das langsamste Wachstum seit 40 Jahren, werden die Finanzkrise 2008/09 und die Corona Pandemie herausgerechnet.
Die Inflation werde dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückgehen. Der WGC führt hier neben Basiseffekten auch den Rückgang der Rohstoffpreise an. Insbesondere die Inflation im Bereich von Energie und Nahrungsmitteln werde deshalb deutlich sinken – und sich auch auf die Geldpolitik auswirken.
Die Ökonomen der Organisation gehen davon aus, dass die Zentralbanken ihre Augen im Zweifel eher auf die Inflationsbekämpfung und nicht auf das Wachstum richten werden. Die restriktive Geldpolitik soll sich deshalb bis mindestens Mitte 2023 fortsetzen. Marktteilnehmer den USA gehen mittlerweile davon aus, dass Mitte 2023 ein Zinsniveau von 5-5,5 % erreicht und bis ins Jahr 2024 gehalten wird.
Das sieht auch der WGC so – 2024 sollten die meisten Zentralbanken mit einem Zinssenkungszyklus begonnen haben.
Peak Gold: Droht ein ewiges Angebotsdefizit?
Während die Nachfrage nach Gold vom US-Dollar, von der Geldpolitik, der Inflation und der konjunktur abhängig ist, richtet sich das Angebot vor allem nach den Produktionsmengen, die Minenbetreiber und Recyclingunternehmen auf den Markt bringen können. Manche Analysen gehen davon aus, dass der Peak Gold kurz bevorsteht oder bereits erreicht sein könnte.
So wurden im Jahr 2021 4021 t Gold nachgefragt. Die Goldminenproduktion belief sich auf lediglich 3560,7 t. Ohne Recycling von 1150 t Goldschmuck hätte der Bedarf nicht gedeckt werden können. Diese Entwicklung ist kein Sonderfall, sondern strukturell bedingt. Minenbetreibern fällt es immer schwerer, bestehende Projekte auszuweiten und neue Lagerstätten zu entdecken.
Seit mehr als 100 Jahren wächst die Goldproduktion um durchschnittlich 1,8 % pro Jahr. Experten rechnen damit, dass der Peak Gold erreicht sein könnte: Der Punkt, an dem die Goldproduktion nicht mehr wachsen kann.
Laut WGC sank die weltweite Minenproduktion im vierten Quartal 2021 um 1 % auf 915 t – das niedrigste Niveau seit dem vierten Quartal 2015. Im Gesamtjahr wurde weniger als im Jahr 2018 und 2019 produziert. 2018 war das ja mit der bislang höchsten Goldproduktion.
Allerdings gibt es auch einige Explorationsunternehmen mit aussichtsreichen Projekten, die in den kommenden Jahren als Produzenten auf den Markt treten oder bereits als solche aktiv sind.
Goldexplorer sind aktiv
So hat etwa der kanadische Gold-Developer Pasofino Gold Ltd. (TSX-V: VEIN, WKN: A2PUFS; ISIN: CA7026571074) mit dem Projekt Dugbe im westafrikanischen Liberia und dem kanadischen Gold-Kupferprojekt ‚Roger‘ in Quebec zwei aussichtsreiche Explorationsvorhaben im Portfolio.
Das kanadische Bergbauunternehmen Sitka Gold Corp. (CNSX: SIG, WKN: A2JG70, ISIN CA8606471065) exploriert ein Portfolio mit fünf aussichtsreichen Gold-Silber-Kupferprojekten, drei davon in Kanada, zwei in den USA.
Der australische Goldproduzent Kaiser Reef Ltd. (ASX: KAU, WKN: A2P4AV, ISIN: AU0000072506) vermeldete kürzlich für die A1 Mine weitere vielversprechende Bohrergebnisse und die Produktion des 100. Goldbarrens. Außerdem führt das Unternehmen das benachbarte Goldprojekt „Maldon Goldfields“ mit seinen ebenfalls hochgradigen Erzkörpern in Richtung Abbau.
Der kanadische Gold-Explorer NevGold Corp. (TSX-V: NAU, WKN:A3CTE1, ISIN: CA6415361071) entwickelt drei Goldprojekte in Nevada und Idaho mit aussichtsreicher Explorationshistorie sowie ein Gold-Multimineralprojekt in British Columbia. Schon für die nächsten Quartale sind erste Wirtschaftlichkeitsstudien geplant.
Die hohe Aktivität vieler Explorationsunternehmen schließt einen Peak Gold allerdings nicht aus. Ein dauerhaftes Produktionsplateau wäre dann erreicht, wenn die neu auf den Markt tretenden Projekte ausgebeutete Lagerstätten lediglich ersetzen, aber keine darüber hinausgehende Produktion an den Markt bringen sollten.