Nachdem wir hier am 12.03. und 13.03. ausführlich über die fundamentalen Daten zum Gold berichtet haben, kommen wir zum Schluss noch zum Thema der angeblichen Goldpreismanipulation. Es mag zwar sein, dass einzelne Banken hier Absprachen getroffen haben – entsprechende Ermittlungen gibt es dazu bereits – das Ergebnis ist jedoch noch offen. Abgesehen davon ist es aber aufgrund der vorliegenden Fakten kaum nachweisbar, dass die Zentralbanken dieser Welt den Goldpreis drücken und nach unten manipulieren, nur um ihre eigenen Währungen zu schützen. Dazu muss man nur auf die folgende Tabelle blicken und sich die Entwicklung der Nachfrage in den einzelnen Bereichen anschauen.
Tabelle 1: Entwicklung von Angebot und Nachfrage nach Sektoren (Quelle: World Gold Council)
Nachfrage der Notenbanken stützte den Goldpreis in 2014
Für die Schmucknachfrage war 2014 ein schwieriges Jahr, verglichen mit dem starken Jahr 2013. Nach einem starken Rückgang im 2. Quartal 2014 erholte sich die Nachfrage nach Goldschmuck im Jahresverlauf allmählich wieder. Das 4. Quartal 2014 war sogar das stärkste seit 2007. Dennoch sank die Schmucknachfrage in 2014 insgesamt um 10 % auf 2.152,9 t (von 2.384,6 in 2013), womit sie lediglich noch über dem Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre (2.053 t) blieb.
Die Netto-Investmentnachfrage von 904,6 t im Jahr 2014 lag um 2% über der im Jahr 2013 (885,4 t). Die Abflüsse aus ETF (-159 t) verlangsamten sich deutlich gegenüber den kräftigen Rückgängen in 2013 (-880 t). Die Nachfrage nach Barren und Münzen sank aber um 40 %, was allerdings auf die extrem hohe Nachfrage in 2013 zurückzuführen ist.
Die Gold-Nachfrage im Technologiesektor sank um 5 % und erreichte mit 389 t den niedrigsten Stand seit 2003 (11-Jahres-Tief).
Die Zentralbanken erworben im Jahr 2014 477,2 t Gold und damit noch einmal 17 % (!) mehr als die bereits beeindruckenden 409 t in 2013. Dies war das zweitstärkste Jahr von Zentralbank-Nettokäufen seit 50 Jahren (!), nach den 544 Tonnen an zusätzlichen globalen Goldreserven im Jahr 2012. Insbesondere im letzten Quartal des Jahres 2014 griffen die Notenbanken beherzt zu – die Nachfrage stieg um 40% gegenüber dem Vorjahresquartal auf 119 t, wodurch das 4. Quartal 2014 das 16. Quartal in Folge und das Gesamtjahr 2014 das fünfte Jahr in Folge waren, in denen die Zentralbanken Nettogoldkäufe tätigten. Russland hatte dabei den weitaus größten Appetit auf Gold und erhöhte seine Goldreserven um 173 t, womit Russland für 36 % der gesamten Zentralbanknachfrage im Jahr 2014 verantwortlich war.
Grafik 1: Gold-Käufe und -Verkäufe der Notenbanken im Jahr 2014 (Quelle: World Gold Council)
Ohne Nachfrage der Notenbanken wäre der Goldpreis eingebrochen
Diese Zahlen deuten kein bisschen auf eine Manipulation des Preises hin. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Hätten einige Notenbanken im vergangenen Jahr nicht so beherzt zugegriffen, wäre für den Goldpreis 2014 ein rabenschwarzes Jahr geworden.
Lassen Sie sich doch mal von den Verschwörungstheoretikern, die Manipulations-Aussagen tätigen, erklären, wie die Zentralbanken den Preis drücken können, wenn deren Nettokäufe gleichzeitig ein 50-Jahres-Hoch erreicht haben und die Notenbanken bereits das 16. Quartal in Folge und das 5. Gesamtjahr in Folge als Nettokäufer auftreten…
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 11.03.2015)