- Trotz der Kurskorrektur um 30 % gegenüber dem Höchststand scheint MSFT immer noch etwas teuer zu sein
- Die langfristigen Aussichten für Microsoft sind jedoch trotz rückläufiger PC-Verkäufe solide
- Die enorme Größe des Tech-Giganten begrenzt das Potenzial, dennoch ist die MSFT-Aktie hier bei begrenztem Risiko attraktiv
Kurzfristig wird sicher kein Anleger mit Microsoft-Aktien (NASDAQ:MSFT) reich werden. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,82 Billionen Dollar ist der in Washington ansässige Tech-Gigant schlicht zu groß und zu reif, um Jahr für Jahr erstaunliche Renditen zu erzielen.
Aber insbesondere nach einem Fall von 30 % gegenüber den Höchstständen des letzten Jahres ist MSFT genau die Art von Aktie, die langfristig orientierte Anleger besitzen sollten, um ihr Vermögen kontinuierlich zu vermehren. MSFT ist nach wie vor eines der besten - vielleicht sogar das beste - Unternehmen überhaupt. Die Bewertung ist selbst nach dem Abverkauf nicht besonders günstig, aber angesichts des Wachstumspotenzials und der vorübergehenden Probleme durchaus angemessen. Alles in allem gibt es hier genügend positive Faktoren.
Steht ein schwieriges Jahr 2023 bevor?
Die Einschätzungen der Wall Street zu MSFT fallen eher gemischt aus. Das durchschnittliche Kursziel für die Aktie lautet 297 Dollar, das entspricht einem Kurspotenzial von 23 % (plus weitere 1 % an Dividenden). Die Konsensprognose für den Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2023 (das im Juni endet) deutet jedoch auf ein Wachstum von weniger als 4 % im Jahresvergleich hin, was gegenüber den 16 % im Geschäftsjahr 2022 eine deutliche Abschwächung darstellt.
Mit anderen Worten: Nach Auffassung der Analysten sollte MSFT zum 31-fachen des Gewinns gehandelt werden, obwohl ein Gewinnwachstum eigentlich nicht zu erwarten ist. (Tatsächlich stammt ein Teil des erwarteten Wachstums von Microsoft aus Aktienrückkäufen und nicht aus höheren Gewinnen aus dem operativen Geschäft).
Es überrascht, dass ein Unternehmen vor einem so schwierigen Jahr so optimistisch bewertet wird. Und es wird wahrscheinlich ein schwieriges Jahr werden: Die Unternehmensleitung von Microsoft hat das bei der Telefonkonferenz für das erste Geschäftsquartal Ende Oktober eingeräumt.
Das Unternehmen sieht sich einfach zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Der starke USD sorgt für Gegenwind: Die Währung drückte das Umsatzwachstum im letzten Quartal um fünf volle Prozentpunkte und schmälerte die Steigerung des Betriebsgewinns um neun Prozent.
Microsoft profitierte vom pandemiebedingten Boom bei den PC-Verkäufen; dieser Rückenwind kehrt sich nun um, denn der Windows-Umsatz aus PC-Verkäufen im ersten Quartal des Geschäftsjahres ist gegenüber dem Vorjahr um 15 % gesunken. Im B2B-Markt schnallen Kunden den Gürtel enger, was eine weitere potenzielle Bremse für das Gesamtwachstum bedeutet.
Die Vorsicht der Wall Street in Bezug auf die Gewinne im Geschäftsjahr 2023 ist zumindest nachvollziehbar. In den Augen einiger Anleger ist der Optimismus in Bezug auf die Microsoft-Aktie vielleicht nicht ganz so nachvollziehbar.
Die langfristige Betrachtung
Doch die Erwartungen der Wall Street machen durchaus Sinn - und unterstreichen vielleicht sogar die sich bietende Chance. Microsoft steht ein schwieriges Geschäftsjahr 2023 bevor, insbesondere vor dem Hintergrund seines beeindruckenden Turnarounds in den letzten zehn Jahren. Wichtig ist jedoch, dass 2023 deshalb so schwierig sein wird, weil es durch äußere Umstände bedingt ist und nicht durch Schwächen des Unternehmens, Wettbewerbsprobleme oder andere Faktoren.
Egal, wie hoch die Wachstumsrate im laufenden Geschäftsjahr ausfällt - in diesem Unternehmen stimmt einfach alles. Im Cloud-Bereich jagt Azure im Kampf um den größten Marktanteil weiterhin Amazon.com (NASDAQ:AMZN). Zugleich hält Microsoft Unternehmen wie Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (NASDAQ:GOOG) und Oracle (NYSE:ORCL) auf Abstand.
Die Produkte Windows und Office sind nach wie vor praktisch konkurrenzlos. Sogar Bing scheint Marktanteile zu gewinnen, obwohl Google den Search-Markt auch weiterhin dominiert.
Über die Zeit werden sich die Probleme des externen Umfelds lösen. Der US-Dollar wird sich stabilisieren. Die PC-Verkäufe werden wahrscheinlich zu einer, wenn auch bescheidenen, langfristigen Wachstumsrate zurückkehren. Wie sich das makroökonomische Umfeld entwickeln wird, ist ungewiss, aber auch hier wird sich mit der Zeit wieder Normalität einkehren.
Entscheidend ist, dass der Aktienmarkt - und so auch die meisten Aktienanalysten - zukunftsorientiert ist. Bei Microsoft geht es längst nicht nur um die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2023, sondern auch um die Aussichten für die Geschäftsjahre 2026 und 2033.
Daran hat sich nicht wirklich etwas geändert. Das Einzige, was sich geändert hat, ist der Preis. Und langfristig gesehen ist beides eine gute Sache.
Offenlegung: Vince Martin hält bei Redaktionsschluss keine Positionen in hier besprochenen Wertpapieren.